Jedes Jahr sterben fast drei Millionen Menschen an Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen überspringen – so genannten Zoonosen. Dazu zählen AIDS, Ebola aber auch das Corona-Virus. Am heutigen Welt-Zoonosentag stellen das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) und das Bundesumweltministerium (BMU) zusammen mit internationalen Partnern und Nichtregierungsorganisationen eine neue internationale Allianz gegen Gesundheitsrisiken im Wildtierhandel vor, die sich für die Vermeidung neuer Zoonosen engagiert.
Die "Internationale Allianz gegen Gesundheitsrisiken im Wildtierhandel" wurde von BMZ und BMU initiiert. In einem ersten Schritt haben sich Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 50 Organisationen aus so unterschiedlichen Bereichen wie Human- und Tiergesundheit, Naturschutz, Ernährung und Landwirtschaft zusammengetan und gemeinsame Ziele festgelegt. Dazu gehören Regierungen, UN-Organisationen, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaftseinrichtungen, darunter der WWF, der NABU, die Wildlife Conservation Society und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt. Erste Maßnahmen sind bereits in Umsetzung.
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller: "Die Botschaft am Welt-Zoonosentag ist klar: Wir stehen vor einer größeren Gefahr, als vielen bewusst ist. Drei Viertel aller neu auftretenden Infektionskrankheiten sind Zoonosen. Es gibt 1,7 Millionen nicht erkannte Viren in Säugetieren und Vögeln. Experten haben Dutzende zoonotische Viren identifiziert, die Pandemiepotenzial haben. Je enger der Kontakt zwischen Wild-, Nutztieren und Menschen ist, desto wahrscheinlicher ist eine Übertragung auf den Menschen. Im weltweiten Kampf gegen die Wilderei und den illegalen Wildtierhandel ist Deutschland deshalb einer der größten Geldgeber. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist ein Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit. Deutschland ist der zweitgrößte bilaterale Geber für den Schutz von Biodiversität."
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Naturzerstörung erhöht das Risiko, dass Viren von Tieren auf Menschen übertragen werden und so neue Pandemien entstehen. Das ist der Stand der Wissenschaft, wie ihn der Weltbiodiversitätsrat im vergangenen Jahr weltweit zusammengetragen hat. Der illegale Wildtierhandel, der ungezählte Arten bedroht und inzwischen zu den lukrativsten Formen der grenzüberschreitenden organisierten Kriminalität gehört, muss entschlossen bekämpft werden. Außerdem muss der legale Wildtierhandel besser kontrolliert werden. Für diese globalen Kraftanstrengungen gilt es, neue Allianzen zu schmieden. Darum ist es gut, wenn Naturschutz, Entwicklungszusammenarbeit und Gesundheitsschutz hier an einem Strang ziehen."
Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland: "Der Handel mit Wildtieren muss in vielen Bereichen weltweit eine grundsätzliche Neuaufsetzung erfahren. Die vorherrschenden Handelsstrukturen müssen hinsichtlich ihrer Risiken analysiert und entsprechende Gegenmaßnahmen entworfen und umgesetzt werden. Dazu kommt: Je mehr wir Ökosysteme zerstören und ins Ungleichgewicht bringen, je enger der Mensch und sein Vieh mit Wildtieren in Kontakt kommen, desto höher ist das Risiko für den Sprung von Krankheiten von Tier auf Mensch. Am Ende kann nur ein gesunder Planet eine sichere Lebensgrundlage für uns Menschen bilden."
Jörg-Andreas Krüger, Nabu-Präsident: "Wenn wir Pandemien zukünftig vermeiden möchten, müssen wir auch zu Wildtieren "Distancing" betreiben. Viren unterscheiden nicht, ob Tiere legal oder illegal, nachhaltig, für den Verzehr, die traditionelle Medizin oder andere Zwecke gefangen, gezüchtet, gehandelt und getötet wurden. Sie brauchen nur eines: Kontakt. Und den liefern wir ihnen durch das Eindringen in ihren Lebensraum, Ausbeutung und Massentierhaltung. Wissenschaftler schwenken schon lange die roten Fahnen, doch Politik und Öffentlichkeit sind bisher nicht ausreichend aufgewacht und viele notwendige Schritte blieben aus. Gerade deshalb ist die Initiative des BMZ und des BMU so wichtig."
Seit 2013 stellt Deutschland international jährlich mindestens 500 Millionen Euro für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wäldern und anderen Ökosystemen bereit, davon rund 80 Prozent aus dem BMZ-Haushalt und circa 20 Prozent aus dem BMU. Zudem baut das BMZ seinen Arbeitsbereich "One Health" aus, in dem die Gesundheit von Mensch, Tier und Natur ganzheitlich betrachtet wird.