Woidke lädt Gabriel ins Hochwassergebiet ein
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat sich heute in Lenzen im Landkreis Prignitz ein Bild von der Hochwasserlage verschafft. Auf Einladung von Brandenburgs Agrar- und Umweltminister Dietmar Woidke hat Gabriel sich bei Wustrow über die Hochwasserabwehr an der mittleren Elbe und über den Stand der Renaturierung der "Lenzener Elbauen" informiert. "Hier und heute steht die Sorge um den Zustand der Deiche im Vordergrund. Aber wenn wir über den Tag hinaus denken, dann müssen wir dem vorsorgenden Hochwasserschutz Vorrang einräumen", sagte Gabriel.
Nahe der Prignitzstadt Lenzen wird derzeit eines der umfangreichsten Rückdeichungsprojekte in Europa verwirklicht. Das Projekt wird vom Bundesumweltministerium mit 3,3 Millionen Euro gefördert, das sind 75 Prozent der Gesamtausgaben. Dort hat die Elbe seit Jahrhunderten bei Hochwasser Unheil angerichtet, zuletzt beim Elbe-Hochwasser 2002. Durch die Rückverlegung der Deiche soll nun auf 420 Hektar eine Auenlandschaft wiederhergestellt werden, die von einer ungestörten Überflutungsdynamik geprägt ist. "Die Rückverlegung des Deiches gibt hier der Elbe bei Hochwasser mehr Raum zur Ausdehnung. Gleichzeitig erhalten wir die Chance zum Aufbau von Auenwäldern und schaffen in Mitteleuropa überaus selten gewordenen Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten", sagte Gabriel.
Der Bundesumweltminister unterstrich die Notwendigkeit des vorsorgenden Hochwasserschutzes und betonte, dass die im internationalen Aktionsplan Hochwasser Elbe im Jahre 2003 vorgesehenen Maßnahmen weiterhin mit Priorität vorangetrieben werden müssen. Nötig sei eine Gesamtplanung für das Elbeeinzugsgebiet, aus der sich dann die Reihenfolge der Maßnahmen ableitet. "Die Rückverlegung und Sanierung von Deichen oder die Schaffung von Rückhalteräumen sind sicher nicht überall von heute auf morgen zu verwirklichen. Hier sind klare Prioritäten im Rahmen einer Gesamtplanung nötig. Und diese Entscheidungen müssen für die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbar sein", sagte Gabriel. Im Hinblick auf die EU-Ebene sprach sich der Bundesumweltminister für eine europäische Hochwasserrichtlinie aus. Diese müsse zumindest Kernelemente wie eine der Öffentlichkeit zugängliche Kartierung von Überschwemmungsgebieten und eine flussgebietsbezogene Planung EU-weit festschreiben. "Flüsse und Hochwasser machen vor den Grenzen innerhalb Europas nicht halt. Eine EU-Hochwasserrichtlinie ist eine konsequente Ergänzung dessen, was wir national bereits auf den Weg gebracht haben", so Gabriel.