Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat Verpackungsindustrie, Getränkeabfüller und Handel erneut zu einem konstruktiven Dialog über die Umsetzung der Pfandpflicht auf ökologisch nachteilige Getränke-Einwegverpackungen aufgefordert. Anlass dafür war eine heute in Berlin vorgelegte Studie der Unternehmensberatung Roland Berger im Auftrag der Einweg-orientierten Wirtschaft, die zu höheren Kostenschätzungen als das Bundesumweltministerium und das Bundeswirtschaftsministerium kommt. Nach Ansicht von Minister Trittin sind die Aussagen der Studie nicht haltbar, weil ihr unrealistische Annahmen zugrunde liegen.
"Das Pfand ist eine verbraucherfreundliche und wirtschaftsverträgliche Lösung. Umgerechnet auf die einzelne Verpackung entstehen lediglich 1,84 Pfennig an zusätzlichen Kosten. Das Pfand wird darüber hinaus den Trend zur Dose stoppen, Mehrweg fördern und dafür sorgen, dass der Einwegmüll nicht länger die Landschaft verschandelt," sagte Trittin. Der Minister kritisierte insbesondere die Annahme, dass hohe Kosten für die Rücknahme der Einwegverpackungen per Hand in kleineren Geschäften und Kiosken entstünden. Dabei würde vernachlässigt, dass schätzungsweise 80 Prozent der bepfandeten Einwegverpackungen über Automaten zurückgenommen und die übrigen Verpackungen größtenteils durch die für Mehrweg bereits bestehende Rücknahme-Infrastruktur erfasst werden. "Die Berger-Studie unterstellt den Einzelhändlern unwirtschaftliches Verhalten. Kein Einzelhändler wird die Dosen per Hand zurück nehmen, wenn es mit Hilfe von Automaten billiger geht," sagte der Minister.
Darüber hinaus wies Trittin die in der Studie geäußerten Zweifel zur Lenkungswirkung der Pfandpflicht zurück. Durch das im Vergleich zu Mehrweg höhere Pfand, den höheren Preis und den Wegfall des bequemen "Ex und Hopp" werden die Verbraucher nach Auffassung des Ministers wieder verstärkt zu Mehrweg greifen. Die Verwertung der Getränkeverpackungen werde durch die sortenreine Erfassung verbessert.
Auch das Umweltbundesamt hat bestätigt, dass ohne das klare politische Signal einer Pfandpflicht mit einem weiteren starken Anwachsen von Einweg-Getränkeverpackungen zu rechnen wäre. Dies zeigt auch die Entwicklung in Nachbarländern wie Österreich, Belgien und der Schweiz, wo Mehrweg zunehmend vom Markt gedrängt wird.