Umweltbewußtsein in Deutschland - Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage 1998

27.06.1998
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 091/98 S
Thema: Klimaschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Angela Merkel
Amtszeit: 17.11.1994 - 27.10.1998
13. Wahlperiode: 17.11.1994 - 27.10.1998
Merkel: Deutliche Fortschritte im Umweltschutz erreicht - Die Mehrheit der Bundesbürger beurteilt die Umweltverhältnisse als gut oder sehr gut - zu eigenen Verhaltensänderungen und höheren Ausgaben für mehr Umweltschutz ist nur eine Minderheit berei

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit teilt mit:

53 Prozent der Ostdeutschen beurteilen 1998 die Umweltverhältnisse in den neuen Bundesländern als gut oder sehr gut. Im Jahr 1991 waren es nur vier Prozent. Auch die westdeutschen Befragten schätzen die Umweltverhältnisse in Ostdeutschland nun besser ein. Gut bzw. sehr gut urteilten 1998 17 Prozent, 1991 waren dies nur zwei Prozent. Die Umweltverhältnisse in Westdeutschland werden insgesamt von 60 Prozent der Befragten als gut bzw. sehr gut eingestuft (1991: 55 Prozent).

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Die positive Beurteilung der Umweltsituation durch die Mehrheit der Bundesbürger ist ein Beleg für unsere erfolgreiche Umweltpolitik. So sind etwa die Staub- und Schwefeldioxidemissionen seit der Wiedervereinigung in Ostdeutschland um 90 bzw. 65 Prozent und in Westdeutschland um 74 bzw. 60 Prozent zurückgegangen. Offenbar hat die westdeutsche Bevölkerung jedoch noch nicht die positive Entwicklung der Umweltsituation in Ostdeutschland zur Kenntnis genommen. Auf diesem Gebiet dürften noch erhebliche Vorurteile bestehen, obwohl die Umweltsituation sich gerade in Ostdeutschland erheblich verbessert hat. Dies zeigt auch, daß das Wissen der Westdeutschen über die Situation in Ostdeutschland insgesamt immer noch gering ist."

Insgesamt 42 Prozent der Westdeutschen und 62 Prozent der Ostdeutschen sehen große Fortschritte bei der Reinheit der Gewässer, 33 Prozent bzw. 36 Prozent große Fortschritte bei der Energieeinsparung und 24 Prozent bzw. 57 Prozent große Fortschritte bei der Sauberkeit der Luft. Der Bereich, in dem keine wesentlichen Fortschritte gesehen werden, ist der Klimaschutz (45 Prozent bzw. 46 Prozent). In einem Spektrum von sieben gesellschaftlichen Problemfeldern werden politische Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltschutzes von den Befragten in Westdeutschland - hinter Themen wie Arbeitslosigkeit und Verbrechensbekämpfung - auf dem vierten Rang und von den Befragten in Ostdeutschland auf dem fünften Rang plaziert.

Das allgemeine Umweltbewußtsein ist in Deutschland zwar auch in der 98er-Umfrage wieder relativ hoch, diese Einstellung spiegelt sich jedoch nur wenig in dem eigenen Verhalten wider. So ist z. B. die Zahlungsbereitschaft für den Umweltschutz gesunken. Der Anteil derer, die ihre Bereitschaft bekunden, für einen verbesserten Umweltschutz höhere Steuern und Abgaben zu zahlen, ist zwar von 20 Prozent im Jahr 1996 lediglich auf 19 Prozent im Jahr 1998 gesunken. Bei spezielleren Fragen zur Zahlungsbereitschaft, wie Verteuerung des Autofahrens, Erhöhung der Müllgebühren oder höheren Preisen für Umweltprodukte, ist jedoch ein deutlicher Rückgang bemerkbar. So sind nur 17 Prozent (1996: 24 Prozent) der Befragten für eine Verteuerung des Autoverkehrs, fünf Prozent (1996: 7 Prozent) für eine Erhöhung der Müllgebühren und 28 Prozent (1996: 36 Prozent) der Befragten wären bereit, höhere Preise für Umweltprodukte zu bezahlen.

Wie schon in den bisherigen Befragungen zeigt sich auch in der Befragung 1998, daß die vom Straßen- und Autoverkehr ausgehenden Belästigungen den Schwerpunkt der Umweltprobleme bilden. In Westdeutschland fühlen sich in ihrem eigenen Wohnumfeld 15 Prozent (1996: 12 Prozent) stark vom Straßenverkehrslärm und 12 Prozent (1996: 14 Prozent) stark von Autoabgasen belästigt. Etwas stärker werden die entsprechenden Belästigungen in Ostdeutschland wahrgenommen. Hier fühlen sich in ihrem eigenen Wohnumfeld 17 Prozent (1996: 21 Prozent) stark vom Verkehrslärm und 13 Prozent (1996: 18 Prozent) stark von Autoabgasen belästigt. Im Vergleich zu 1996 ist jedoch tendenziell in ganz Deutschland eine Verminderung der Belästigungen ablesbar, wobei der Rückgang in Ostdeutschland stärker ausgeprägt ist als in Westdeutschland. Der positive Trend dürfte darauf zurückzuführen sein, daß die zusätzlich ergriffenen Maßnahmen in diesen Bereichen, wie z. B. die emissionsabhängige Kfz-Steuer, beginnen zu wirken.

So hat sich auch die Zahl der Befragten, für die das Auto auf jeden Fall zu den wichtigsten Umweltsündern im Verkehr gehört, leicht auf 40 Prozent (1996: 47 Prozent) verringert. Dementsprechend positiv werden auch verschiedene umweltpolitische Vorschläge im Bereich Autoverkehr beurteilt. So sind 83 Prozent bzw. 80 Prozent für mehr Fußgängerzonen in den Städten und 91 Prozent bzw. 90 Prozent für den Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs sowie jeweils 81 Prozent für mehr Tempo-30-Zonen in Wohngebieten. Radikale Maßnahmen finden deutlich weniger Befürworter: 51 Prozent der Befragten in Westdeutschland und 68 Prozent der Befragten in Ostdeutschland sind für eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen und 52 Prozent bzw. 61 Prozent für die Sperrung der Innenstädte für den Autoverkehr.

Die eigene Nutzung des Autos und das Verhalten als Autofahrer wird dagegen deutlich weniger kritisch gesehen. Das Auto ist sowohl im Westen (67 Prozent) als auch im Osten (66 Prozent) das hauptsächliche Verkehrsmittel für Wochenendausflüge, ebenso für größere Haushaltseinkäufe (62 Prozent bzw. 68 Prozent) oder für den letzten Urlaub (53 Prozent bzw. 51 Prozent). 57 Prozent der Befragten in Westdeutschland und 51 Prozent der Befragten in Ostdeutschland fahren allein mit dem Auto zur Arbeit oder Ausbildungsstätte. Jeweils acht Prozent benutzen das Auto in einer Fahrgemeinschaft. Dabei ist der Trend, allein das Auto zu nutzen, seit 1991 steigend, von 53 auf 65 Prozent im Westen und von 35 auf 52 Prozent im Osten.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Wie in den letzten Jahren ist auch bei der diesjährigen repräsentativen Umfrage eine große Diskrepanz zwischen der Einstellung zu Umweltproblemen und dem eigenen Verhalten in Umweltschutzfragen festzustellen. Auffallend ist vor allem, daß das allgemeine und bereichsspezifische Umweltbewußtsein zwar von jüngeren Personen und Personen mit höherer Schulbildung überdurchschnittlich stark ausgeprägt ist, gerade diese Gruppen aber einem Konsum- und Lebensstil folgen, der sich nur schwer mit dem deklarierten Umweltbewußtsein vereinbaren läßt."

Die von der Projektgruppe GFM-GETAS, Gesellschaft für Marketing-, Kommunikations- und Sozialforschung mbH, Hamburg, dem Institut für Soziologie der Universität Rostock und dem Institut für Soziologie der Universität Bern durchgeführte und bearbeitete Untersuchung knüpft an fünf frühere Erhebungen über Einstellungen zu Fragen des Umweltschutzes und der Umweltpolitik an, so daß sich ein gewisser Trend seit 1991 nachvollziehen läßt. Empirische Grundlage der Untersuchung sind 2.029 mündliche Interviews mit 1224 Bürger/innen aus Westdeutschland und 805 Bürger/innen aus Ostdeutschland. Die Umfrage wurde in den Monaten Januar und Februar durchgeführt.

Die Studie kann im

Bundesumweltministerium, Referat Z II 1, Postfach 12 06 29, 53048 Bonn, Telefon 0228/305-2220,

bezogen werden.

27.06.1998 | Pressemitteilung 091/98 S | Klimaschutz
https://www.bmuv.de/PM607
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