Trittin: Statt Studiengebühren mehr Autonomie für Hochschulen

19.01.2004
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: Nr. 006/04
Thema: Ministerium
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Jürgen Trittin
Amtszeit: 27.10.1998 - 22.11.2005
15. Wahlperiode: 22.10.2002 - 22.11.2005

In der heutigen Ausgabe der Leipziger Volkszeitung erscheint folgender Gastkommentar von Bundesumweltminister Jürgen Trittin:

Wer Bildung und Wissenschaft auf die Frage Studiengebühren reduziert, beendet die wichtige Innovationsdebatte, bevor sie richtig begonnen hat. Nicht nur über Geld, auch über Strukturen müssen wir reden. Hochschulen brauchen mehr Autonomie - nach außen und nach innen. Nur so ist Profilbildung möglich, nur dann macht Wettbewerb Sinn. Studiengebühren taugen dafür nicht.

Immer noch hängen die Unis am langen Arm der Ministerialbürokratie. Das muss sich ändern. Durch mehr Stiftungsuniversitäten, die selber entscheiden können, wie sie vorgegebene Ziele erreichen. Durch einen Wissenschaftstarifvertrag, der Schluss macht mit dem Beamtenstatus für Professoren und Unis endlich in die Lage versetzt, eine vernünftige Stellen- und Ressourcenplanung zu betreiben. Nicht jeder Studiengang muss überall angeboten werden. Mehr Kooperation zwischen den Hochschulen und mehr Wettbewerb schließen sich nicht aus. Profilbildung verlangt auch im Inneren der Unis Bereitschaft zur Veränderung. Die grundgesetzlich garantierte Freiheit von Forschung und Lehre darf dort nicht als Innovationsbremse missbraucht werden.

Natürlich bedarf Autonomie Geld. Wir haben die Ausgaben für Forschung und Lehre gegenüber der Kohl-Regierung bereits um über 30 % gesteigert und wir haben das Stiftungsrecht reformiert. Unternehmen und große Privatvermögen wollen wir bewegen, mehr Kapital in die Hochschullandschaft zu investieren und zu spenden. Damit die Länder mehr Geld für Forschung und Lehre haben, müssen die Erbschafts- und Vermögenssteuer reformiert werden. Statt totes Kapital zu horten sollten wir in das lebendige Kapital von morgen investieren - die Ausbildung der kommenden Generationen. Schon jetzt kostet die Studienzeit junge Menschen und (meistens) ihre Eltern viel Geld. Dank unserer verbesserten Bundesausbildungsförderung studieren wieder mehr Menschen aus sozial schwachen Schichten. Aber für Absolventen ist ein Job nicht mehr garantiert. Und nicht jeder Begabte kann es sich leisten zu studieren. Ein großflächiges funktionierendes Stipendiensystem wird von den Studiengebühr-Verfechtern zwar gern im Mund geführt - in Sicht ist es nirgends. Solange es das nicht gibt, vergrößern Studiengebühren nur die Gerechtigkeitslücke und dienen dazu, die Löcher jener Landeshaushalte zu stopfen, die jetzt schon bei der Bildung sparen.

19.01.2004 | Pressemitteilung Nr. 006/04 | Ministerium
https://www.bmuv.de/PM2130
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