Hauptproblem Intensivlandwirtschaft
Die Flüsse und Seen in Deutschland sind zwar immer sauberer geworden, haben aber überwiegend noch nicht den EU-weit angestrebten "guten Zustand" erreicht. Das ist das Ergebnis der Bestandsaufnahme der Länder über die zehn deutschen Flussgebietseinheiten, die das Bundesumweltministerium zum morgigen Tag des Wassers der Europäischen Kommission übergeben hat. Bundesumweltminister Jürgen Trittin: "Die Gewässer müssen wieder eine naturnahe Gestalt bekommen, damit sie als Lebensraum funktionieren können. Schutzziele und Nutzung der Gewässer haben gleichermaßen ihre Berechtigung. Eine verantwortungsvolle Gewässerpolitik muss die richtige Balance zwischen den vielen Nutzungsinteressen national wie international finden", so der Minister. "Das Hauptproblem des Gewässerschutzes ist heute nicht mehr die Industrie, sondern eine zunehmend industrialisierte Intensivlandwirtschaft."
60 Prozent der Oberflächengewässer und über 50 Prozent des Grundwassers bedürfen weiterer Maßnahmen. Dieses Ergebnis überrascht auf den ersten Blick, haben doch Bund und Länder in den vergangenen Jahren viel in den Gewässerschutz investiert: Zahlreiche Kläranlagen wurden neu errichtet oder modernisiert. Wasserwerke liefern Trinkwasser in guter Qualität. Industrieanlagen werden immer sicherer und verursachen immer weniger Abwasser.
Trittin: "Im Gewässerschutz haben wir in Deutschland messbare Erfolge erzielt, dennoch muss noch viel geschehen. Die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie leiten sich aus den Merkmalen ab, die ein Gewässer aufweisen muss, damit seine natürliche Funktionsfähigkeit gewährleistet bleibt. Das stellt neue Anforderungen an unseren Umgang mit Seen, Flüssen und Bächen." So müsse die Durchgängigkeit der Flüsse für Fische und andere Wasserorganismen verbessert werden.
Vor allem muss sich in der Landwirtschaft etwas ändern. Intensivlandwirtschaft ist verantwortlich sowohl für diffuse Schadstoffeinträge aus dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als auch für die Belastung der Flüsse mit Nährstoffen. "Gerade die Nährstoffbelastung der Gewässer, die besonders aus der Landwirtschaft kommt, muss sinken " das schützt gleichzeitig das Grundwasser vor zuviel Nitrat und die Seen und Meere vor zu starkem Algenwachstum", sagte der Minister.
Vor allem die Länder nimmt die EU-Wasserrahmenrichtlinie in die Pflicht: 2006 müssen Überwachungsprogramme anwendungsbereit sein. 2009 müssen Maßnahmenprogramme aufgestellt sein und Bewirtschaftungspläne für die Flussgebietseinheiten vorliegen. Die EU-Kommission überwacht die Entwicklung.
Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist es, dass bis zum Jahr 2015 alle Oberflächengewässer einen "guten Zustand" erreichen. Dabei spielt neben der biologischen und chemischen Gewässergüte die Gestalt der Gewässer eine zentrale Rolle. Damit rücken auch jene Nutzungen der Flüsse, welche die Gestalt beeinflussen, in den Blickpunkt. Hierzu gehören Ausbaumaßnahmen für die Binnenschifffahrt und Aufstauungen für Wasserkraftanlagen.
Die Broschüre "Die Wasserrahmenrichtlinie - Ergebnisse der Bestandsaufnahme 2004 in Deutschland" des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes fasst die Ergebnisse zusammen. Sie ist im Internet unter www.bmub.bund.de/gewässerschutz verfügbar.