Die Strahlenbelastung der Bevölkerung in der Bundesrepublik lag auch im Jahr 1998 auf niedrigem Niveau. Weiter rückläufig ist die durch den Störfall von Tschernobyl veränderte mittlere Strahlenexposition der Bevölkerung (1986 0,11 Millisievert (mSv)/1998 weniger als 0,02 mSv). Dennoch finden sich insbesondere bei Wildtieren und Pilzen auch in Deutschland noch immer vereinzelt stark erhöhte Cäsium-137-Werte. Dies geht aus dem Bericht "Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung 1998" hervor, den Bundesumweltminister Jürgen Trittin dem Deutschen Bundestag zugeleitet hat. Trotz dieses insgesamt erfreulichen Ergebnisses wird das Bundesumweltministerium seine Anstrengungen zur Verbesserung der Strahlenschutzstandards intensivieren. Dazu sind u. a. Novellierungen der Strahlenschutz-, der Röntgen- und der Elektrosmog-Verordnung in Vorbereitung.
Der Bericht enthält die wichtigsten aktuellen Daten über die Entwicklung der Umweltradioaktivität sowie der natürlichen und zivilisationsbedingten Exposition in Deutschland, die bei der Überwachung von Bund und Ländern ermittelt wurden. Wie in den vergangenen Jahren betrug die Strahlenbelastung der Bevölkerung auch 1998 im Mittel rund 4 mSv, wobei rund 60 Prozent aus natürlichen und 40 Prozent aus zivilisatorischen Strahlenquellen stammen.
In der Bundesrepublik erhält jeder Mensch jährlich eine durchschnittliche Dosis von 2,4 mSv durch natürliche Strahlenquellen, etwa aus dem Weltraum, dem Boden bzw. mit der Nahrung. Mit einer Jahresdosis von 1,4 mSv übertrifft die Belastung, die durch das Einatmen des radioaktiven Edelgases Radon hervorgerufen wird, alle anderen natürlichen Faktoren. In einigen eng begrenzten, insbesondere Gebirgsregionen wird dieser Mittelwert noch deutlich überschritten. Das Bundesumweltministerium hat deshalb vorsorglich im Rahmen der Deutschen Radonstudie untersuchen lassen, ob und ggf. wie stark Radon und seine Zerfallsprodukte in Wohnungen zur Entstehung von Lungenkrebs beitragen können. Zwar ist die Auswertung der Studie noch nicht abgeschlossen, dennoch deuten die bereits vorliegenden Ergebnisse darauf hin, dass bei erhöhten Radonkonzentrationen (ab 400 Bequerell pro Kubikmeter Raumluft, wie eine analoge schwedische Studie ergab) mit einer Erhöhung des Lungenkrebsrisikos zu rechnen ist. Dies wird auch durch weitere internationale Untersuchungen belegt. Um die Radonbelastung bei Sanierung und Neubau von Häusern in den betroffenen Regionen zu verringern, hat das Bundesumweltministerium ein entsprechendes Merkblatt herausgegeben.
Die zivilisationsbedingte Strahlenexposition lag dem Bericht zufolge wie in den Vorjahren unverändert bei 1,6 mSv. Sie stammt vor allem aus der Anwendung radioaktiver Stoffe und ionisierender Strahlen in Medizin, Technik und Wissenschaft. Insbesondere in der medizinischen Diagnostik (Röntgen) sieht das Bundesumweltministerium weitere Möglichkeiten zur Reduzierung der Strahlenbelastung. Die Novelle der Röntgenverordnung wird dazu entsprechende Regelungen vorsehen.