Seehund-Seuche hat deutsches Wattenmeer erreicht

30.07.2002
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 175/02
Thema: Artenschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Jürgen Trittin
Amtszeit: 27.10.1998 - 22.11.2005
14. Wahlperiode: 27.10.1998 - 22.10.2002

Die seit Anfang Mai dieses Jahres zunächst in Dänemark, später auch in Schweden, Norwegen und in den Niederlanden grassierende Seehund-Seuche hat nunmehr auch das deutscheWattenmeer erreicht. Wie das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie die Bezirksregierung Weser-Ems mitteilten, wurden nunmehr bei fünfSeehunden in Ostfriesland eindeutig Symptome der Seehundstaupe festgestellt. Ergebnisse der virologischen Untersuchung stehen noch aus. Es sind die ersten Funde an der deutschenNordseeküste.

Insgesamt fielen bislang über 2000 Seehunde der Epidemie zum Opfer. Nach Auffassung von Bundesumweltminister Jürgen Trittin muss damit gerechnet werden, dass sich die Seehund-Seuche auchim deutschen Wattenmeer weiter ausbreitet. "Die Fortschritte im Umwelt- und Naturschutz der letzten Jahre haben die Lebensbedingungen des Seehundes deutlich verbessert und für eine großeund nach vorliegenden Informationen gesunde Population gesorgt. Ich hoffe daher, dass sich die Epidemie in Grenzen hält und nicht das Ausmaß von 1988 erreicht, der mehr als die Hälftealler Seehunde in der Nordsee zum Opfer fielen", sagte er. Einen perfekten Schutz gegen die Seuche gebe es allerdings nicht.

Die zuständigen Behörden der Bundesländer haben Sofortmassnahmen, u.a. zur Überwachung der Küste sowie zur unverzüglichen Bergung möglicher weiterer toter Tiere,ergriffen. Bereits nach den ersten Meldungen aus Dänemark wurden Notfallpläne erarbeitet. Akute Gefahren für Mensch und Umwelt bestehen nicht. Auf den Menschen ist das Staupevirusnicht übertragbar. Hunde und möglicherweise auch Katzen können zwar infiziert werden, erkranken aber nicht. Jedoch sollten tote oder erkrankte Seehunde nicht berührt, sondern dieFundstelle umgehend den zuständigen Behörden gemeldet werden.

Nach Auffassung der Mehrzahl der Wissenschaftler hat das Auftreten der Seehund-Epidemie natürliche Ursachen und ist Bestandteil des Naturgeschehens. Vorbeugende Impfungen oder einemedikamentöse Behandlung erkrankter Tiere sind nicht möglich. Die Voraussetzungen für einen weniger dramatischen Verlauf der Epidemie sind gegenwärtig deutlich günstiger als1988: Die Lebensbedingungen der geschätzten 20 000 bis 25 000 Seehunde im Wattenmeer haben sich deutlich verbessert. Ihr Gesundheits- und Ernährungszustand wird von Experten als "gut"bezeichnet. Hinweise auf eine "Überbevölkerung" gibt es nicht. Vor allem die Schadstoffbelastung der Nordsee, die das Immunsystem der Tiere schwächen könnte, ist im Vergleich zu1988 deutlich zurückgegangen. Andererseits haben nur noch wenige Seehunde Abwehrkörper gegen das Staupevirus. Der Verlauf der Epidemie ist allerdings von vielen Faktoren abhängig unddaher kaum vorhersehbar. Unabhängig davon zeigen aber die Erfahrungen von 1988, dass sich die Population nach Abklingen der Epidemie rasch wieder erholt.

Auch auf internationaler Ebene wurden das Auftreten der Seehund-Seuche und ihre Folgen bereits thematisiert. Im Rahmen der trilateralen Wattenmeerkooperation und des seit 1991 zwischen denWattenmeerstaaten Deutschland, Dänemark und den Niederlanden bestehenden Seehund-Abkommens hat bereits am 6. Juni dieses Jahres ein Expertentreffen stattgefunden, um den Umgang mit erkranktenSeehunden, erforderliche wissenschaftliche Untersuchungen sowie mögliche Auswirkungen auf den "Seehund-Management-Plan" zu erörtern.

30.07.2002 | Pressemitteilung 175/02 | Artenschutz
https://www.bmuv.de/PM1632
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