Der Wandel des globalen Klimas schreitet deutlich schneller voran als befürchtet. "Bei allen Diskussionen um die Ausgestaltung des Emissionshandels oder der künftigen Unterstützung für Erneuerbare Energien wird eines oft vergessen: Wenn wir den Klimawandel und seine katastrophalen Folgen eindämmen wollen, dann brauchen wir eine grundlegende Umorientierung der nationalen und internationalen Energiepolitik", sagte Michael Müller, Parlamentarischer Staatsekretär im Bundesumweltministerium, vor dem bevorstehenden Energiegipfel. Die Politik befinde sich an einer wichtigen Weggabelung: "Entweder wir schaffen jetzt den Umstieg in eine intelligente und nachhaltige Energiezukunft, oder wir werden die ökonomischen und humanitären Kosten des Klimawandels mit voller Wucht zu spüren bekommen", mahnte Müller.
Die Energiefrage ist die Schlüsselfrage des 21. Jahrhunderts. Sie ist verknüpft mit möglicherweise irreversiblen Schäden für Umwelt und Klima, mit Chancengerechtigkeit für künftige Generationen, mit ökonomischem Wohlstand und Arbeitsplätzen sowie und mit Krieg und Frieden. "Nur wer heute umsteuert, kann auch morgen die Chancen für Wirtschaft und Export neuer Energietechnologien nutzen. Versäumter Klimaschutz kommt uns schon in dreißig Jahren rund viermal teurer als heutige Maßnahmen", betonte Müller.
Die Folgen des Klimawandels, so Forschungsergebnisse der vergangenen Monate, sind noch drastischer als lange prognostiziert. "Die weltweiten Temperaturen klettern rascher als wir glaubten, allein das Jahr 2005 war das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen", sagte Müller. Dazu kommt eine Rekordeisschmelze in arktischen und montanen Regionen, ein beschleunigtes Fortschreiten der Wüstenbildung sowie Dürren in Afrika. "Besonders stark erwärmt sich die arktische Polarregion. Das führt zu nicht wieder gut zu machenden Schäden", mahnte Müller. Erst kürzlich hatten amerikanische Forscher festgestellt, dass die Erwärmung des Beringmeeres das Meereis schmelzen lässt und damit zum Beispiel Walrossen die Lebensgrundlage zerstört. Alarmierend ist auch das großflächige Wegbrechen des Grönlandeises. Dort sind die durchschnittlichen Temperaturen bereits um mehr als 2 Grad angestiegen. "Das alles können wir nur durch einen konsequenten, entschlossenen und nachhaltigen Kurswechsel im Umgang und Verbrauch mit Energie in den Griff kriegen. Die Zukunft der Energieversorgung muss auf den drei Säulen des Einsparens, der Effizienz und des weitergehenden Ausbaus Erneuerbarer Energie basieren. Der Energiegipfel muss dafür den Startschuss setzen", mahnte Müller.