Trittin: "Herr von Pierer ist ein schlechter Ratgeber für eine zukunftsorientierte Energiepolitik"
Zu den Äußerungen des CDU-"Innovationsberaters" Heinrich von Pierer über die Zukunft der Atomkraft erklärt Bundesumweltminister Jürgen Trittin heute in der Netzeitung:
Innovation hat was mit Erneuerung zu tun. Stattdessen lobt Herr von Pierer die angeblichen Vorzüge einer alten und ineffizienten Technik mit Wirkungsgraden unter 40 Prozent. Herr von Pierer agiert als Lobbyist der Atomkonzerne, für eine zukunftsorientierte Energiepolitik ist er ein schlechter Ratgeber. Wer alte, abgeschriebene Museumsmeiler wie Biblis und Brunsbüttel länger in Betrieb lassen will statt sie wie vorgesehen bis 2009 vom Netz zu nehmen, der behindert die Erneuerung des Kraftwerksparks, weil neue Anlagen gegen alte abgeschriebene Kraftwerke nicht konkurrieren können.
Derzeit werden in Deutschland neue Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 15.000 MW realisiert. Das entspricht der Kapazität von 15 AKWs. Die Hälfte werden hocheffiziente und emissionsarme Kraftwerke mit Gas- und Dampfturbinentechnik sein. Wer baut die Turbinen mit Wirkungsgraden von fast 60 Prozent für diese Anlagen? Siemens. Wer hat den Schaden, wenn diese Investitionen mit Hinweis auf längere Atomlaufzeiten unterbleiben? Siemens. Wo führt Herr von Pierer den Aufsichtsratsvorsitz? Siemens. Er ist der erste Aufsichtsratsvorsitzende, den ich kenne, der sich für Umsatzverluste des eigenen Unternehmens einsetzt.
Die Zeche würde die Bevölkerung zu bezahlen haben: Verdoppelung des einzulagernden Atommülls, erhöhtes Störfallrisiko und weniger Arbeitsplätze durch unterlassene Investitionen in moderne Kraftwerke sowie sinkende Versorgungssicherheit.