Jürgen Trittin : Bedürfnisse von heute nicht auf Kosten nachfolgender Generationen befriedigen
Für eine umfassende ökologische Finanzreform hat sich Bundesumweltminister Jürgen Trittin ausgesprochen. "Wir dürfen Bedürfnisse von heute nicht auf Kosten nachfolgender Generationen befriedigen. Es ist mittlerweile kaum noch umstritten, dass Produktion und Konsum auch mit den Kosten belastet werden müssen, die in den Marktpreisen nicht enthalten sind", sagte der Bundesumweltminister zur Eröffnung einer zweitägigen Konferenz über nachhaltiges Wirtschaften in Berlin. Auf Einladung des Bundesumweltministeriums und des Bundesverbands der Deutsche Industrie, BDI, diskutieren heute und morgen (15./16.Mai) Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft über den möglichen Beitrag von Unternehmen für eine umweltgerechte und nachhaltige Entwicklung.
Eine grundlegende ökologische Finanzreform müsse aber auch weitergehende finanzielle Anreize für umweltfreundliches Produzieren und Konsumieren schaffen, sagte Trittin. "Es gehtauch um den Abbau ökologisch kontraproduktiver Subventionen, von denen es eine Fülle im deutschen Steuer- und Finanzsystem gibt, nicht nur bei der Steinkohle und in der Landwirtschaft. "Große Chancen sind aus Sicht des Bundesumweltministers mit einer Umgestaltung der Bauförderung verbunden. Gegenwärtig wird etwa mit der Eigenheimzulage der Erwerb von Neubauten doppelt sohoch gefördert, wie der Erwerb von Altbauten. Auf diese Weise werden die flächenintensivsten Bebauungsformen der Ein- und Zweifamilienhäuser gegenüber der Wiedernutzung des Gebäudebestandes erheblich bevorzugt. "Wir sollten die Verlagerung von Arbeiten und Wohnen auf die grüne Wiese nicht auch noch mit staatlichen Mitteln zusätzlich fördern", sagteTrittin.
Angesichts der Globalisierung sei ein globaler ökologischer und sozialer Ordnungsrahmen nötig, der negative Wirkungen vermeidet oder zumindest abmildert. "Wir brauchen jedoch Unternehmen und Unternehmer, die sich ihrer globalen Verantwortung stellen und sich zu nachhaltigen Handeln bekennen. Ich setze auch darauf, dass der von uns initiierte Dialogprozess für mehr Umweltschutz bei Auslandsdirektinvestitionen in Kürze abgeschlossen wird und viele deutsche Unternehmen sich zu den vereinbarten Grundsätzen bekennen werden. Wir wollen dies gemeinsam als wichtigendeutschen Beitrag mit nach Johannesburg nehmen", sagte Trittin.