Bundesumweltminister Jürgen Trittin hat heute auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) dazu aufgefordert, das von den Vereinten Nationen ausgerufene Jahr des Ökotourismus als Chance für eine nachhaltige, d.h. dauerhaft umwelt- und sozialverträgliche Entwicklung im Tourismus zu verstehen. "Es geht nicht einfach um ein weiteres Themenjahr, das für Urlaub auch noch im letzten Winkel unberührter Gebiete wirbt. Vielmehr soll umweltfreundliches Reisen aus der Nische geholt und den Verbrauchern gezeigt werden, dass ein schöner Urlaub zu angemessenen Preisen und die Berücksichtigung von Umweltbelangen sehr gut zueinander passen. Das gilt für Fernreisen ebenso wie für den Tagesausflug ins Berliner Umland", sagte der Bundesumweltminister. Mit seinen Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene wolle das Bundesumweltministerium einen Beitrag leisten, nachhaltigen Tourismus attraktiver zu machen.
Im Rahmen des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt verfolgt das Bundesumweltministerium das Ziel, den Richtlinienentwurf für nachhaltigen Tourismus und Biodiversität in sensiblen Gebieten verbindlich zu verabschieden. Die Umsetzung dieser Richtlinien in den Vertragsstaaten wird dazu beitragen, das "Langfristkapital" des Tourismus - die Vielfalt an Landschaften, Flora und Fauna - zu erhalten und die lokale Bevölkerung angemessen an den Einnahmen aus dem Tourismus zu beteiligen.
Die Bundesrepublik hat darüber hinaus als einer der ersten Vertragsstaaten die Ratifizierung der Protokolle zur Alpenkonvention auf den Weg gebracht. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde im Februar dieses Jahres von der Bundesregierung beschlossen. Damit wird ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der bedeutendsten europäischen Bergregion -- auch im Tourismus -- geleistet.
Mit der Einführung der Umweltdachmarke Viabono in Deutschland ist es gelungen, die über zehn Jahre andauernde Diskussion um eine einheitliche Kennzeichnung und das Gütesiegel-Wirrwarr im Tourismus zu beenden. Viabono wirbt für umweltorientierte touristische Produkte und vereint die wichtigsten Anbieter -- von Fremdenverkehrsorten und Naturparkregionen bis hin zu Unternehmen wie Hotels, Campingplätze, Ferienwohnungen und Gaststätten unter einem "Dach". Das Markenkonzept soll die Verbraucher durch Qualität, Komfort und Erlebnis von den Angeboten überzeugen. Die Lizenzvergabe ist aber dennoch von der Erfüllung anspruchsvoller Kriterien, u.a. in den Bereichen Abfall, Energie, Lärm, Mobilität, Natur sowie regionale Wirtschaftskreisläufe abhängig. Rund 20 Umwelt-, Verbraucher- und Tourismusverbände sind an Viabono beteiligt.
Speziell für den Tourismus in Schutzgebieten wurde auf europäischer Ebene eine Charta entwickelt, an der sich in Deutschland mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums bislang die Naturparke Steinhuder Meer, Frankenwald und Usedom beteiligt haben. Ziel der "Europäischen Charta für nachhaltigen Tourismus in Schutzgebieten" ist es, Natur- und kulturelles Erbe zu sichern und zu entwickeln, die positiven wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Tourismus zu fördern und entsprechend marktgerechte Tourismusangebote zu unterbreiten. Minister Trittin kündigte an, die Anwendung der Charta in Nationalparken und Biosphärenreservaten in diesem Jahr zu fördern.
Schutzgebiete haben - wie Untersuchungen belegen - eine große Bedeutung für den Tourismus in Deutschland und dienen insbesondere zur Entwicklung strukturschwacher ländlicher Regionen. Um Nationalparke auch als Urlaubsziele noch bekannter zu machen, haben die Dachorganisation deutscher Nationalparke EUROPARC und die Nationalparkverwaltungen mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums die Broschüre "Das Naturerbe bewahren - Natur erleben" veröffentlicht. Sie informiert über die Parke ebenso wie über mögliche Urlaubsaktivitäten und gibt Tipps zur Anreise. "Neue Wege in den Urlaub" erläutert die ebenfalls mit Unterstützung des BMU erschienene Broschüre "Nah-Erholung" des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Vom Bodden bis zum Bodensee, vom Niederrhein bis zu den Alpen ist die gesamte Vielfalt deutscher Urlaubsregionen mit ausführlichen Informationen zu Bahnanreise, öffentlichen Nahverkehrsverbindungen, zu Rad- und Wanderwegen sowie Internetadressen, die die Reiseplanung leichter machen, vertreten.