Neue TEEB-Studie bemisst deutsches Naturkapital auf dem Land
Die ökonomischen Leistungen der Natur werden in ihrer Bedeutung für Mensch und Gesellschaft systematisch unterschätzt. Das ist das zentrale Ergebnis der zweiten Teilstudie "Naturkapital Deutschland – TEEB DE", die die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum ländlichen Raum zusammenfasst. Die Studie liefert viele wertvolle Argumente für eine ökologische Neuausrichtung der Agrarpolitik.
Was bringt Naturschutz ökonomisch? Und wie teuer ist es, auf Naturschutz zu verzichten? Bei diesen Fragen setzt der Naturkapital-Bericht an. Die ökonomische Perspektive soll die Potenziale und Leistungen der Natur sichtbarer machen, damit sie besser in Entscheidungsprozesse einbezogen werden können. Finanziert wird das Projekt vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz. Die Studienleitung liegt beim Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung.
Der Bericht nennt zahlreiche Beispiele für die ökonomischen Leistungen der Natur:
- Die derzeitigen Naturschutzmaßnahmen in Auen, Mooren und in der Agrarlandschaft vermindern auch den Eintrag von Schadstoffen in die Gewässer. So ersparen sie der Gesellschaft Kosten für die Reinhaltung des Wassers in Höhe von 230 Millionen Euro pro Jahr.
- Wiesen und Weiden sind gut für die Artenvielfalt, aber auch für Klimaschutz, Gewässerschutz und die Vermeidung von Erosion. Der Umbruch dieses Grünlands in Ackerland verursacht daher erhebliche gesellschaftliche Folgekosten, die Schätzungen zufolge zwischen 440 Euro und 3000 Euro pro Hektar und Jahr liegen.
- Einen Gewässerrandstreifen nicht landwirtschaftlich zu nutzen, sondern ihn der Natur zu überlassen, ist gesellschaftlich gesehen eine hervorragende Investition: Allein der Nutzen für die Wasserqualität in Bächen und Flüssen, für Meeresschutz, Fischfang und die biologische Vielfalt ist fast doppelt so groß wie die aufgewendeten Kosten (Faktor 1,8).
Der Bericht wirbt dafür, Zahlungen der Agrarpolitik gezielter an gesellschaftliche Leistungen zu knüpfen. Eine konsequente Umschichtung der Subventionen hin zu einer zielorientierten Honorierung ökologischer Leistungen würde in der Landwirtschaft ein erhebliches Potenzial zur Erhaltung von Naturkapital und seiner gesellschaftlichen Leistungen mobilisieren, so die Studie.