Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit teilt mit:
Die Bundesministerien für Umwelt und Forschung haben im Bundesanzeiger Nr. 243, S. 13 395 vom 31.12.1996 Forschungsarbeiten zum Thema "Umwelthormone" ausgeschrieben. Ziel ist, das Vorkommen von Chemikalien in der Umwelt mit Wirkung auf das endokrine System zu erfassen, die Wirkung dieser Stoffe auf Mensch und Tier zu untersuchen und die Inzidenz bestimmter Krankheiten des Menschen, die mit Umwelthormonen in Zusammenhang gebracht werden, zu ermitteln.
Stoffe, die auf das Hormonsystem einwirken, können negative Auswirkungen auf Mensch und Tier haben. In jüngster Zeit wird die Thematik auch in der Öffentlichkeit diskutiert. Das gestiegene Interesse ist auf Beobachtungen bei Mensch und Tieren zurückzuführen:
- In neueren Studien wurde der Einfluß von Umweltchemikalien auf die Fortpflanzung und Geschlechtsausprägung von Tieren beschrieben. Hierzu zählen Verringerung der Fruchtbarkeit, Verweiblichung der Männchen und Änderung des Sexualverhaltens bei Fischen, Reptilien und Vögeln. Derartige Befunde traten bei Tieren in der freien Wildbahn auf, die in stark chemikalienbelasteten Gewässern leben (z. B. Great Lakes in den USA).
- Umstritten ist, ob die wesentlich geringere Belastung des Menschen mit Umwelthormonen zu Gesundheitsschäden führen kann. In diesem Zusammenhang wird diskutiert, ob die beobachtete Zunahme von Brust- und Hodenkrebs hierauf zurückzuführen ist. Die Befunde über die Spermienzahl sind uneinheitlich. Während in einigen Untersuchungen eine Abnahme während der letzten Jahrzehnte beobachtet wurde, kommen andere Studien zu gegenteiligen Ergebnissen.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Wir müssen wissenschaftlich abklären, ob die genannten Gesundheitsschäden beim Menschen tatsächlich durch eine hormonartige Wirkung von Chemikalien verursacht werden oder ob andere Ursachen wie z. B. die Änderung der Ernährungs- oder sonstiger Lebensgewohnheiten im Vordergrund stehen.
Ziel der ausgeschriebenen Forschungsvorhaben ist es letztendlich, den Kenntnisstand über eine mögliche Gesundheits- und Umweltgefährdung zu verbessern, um dann entscheiden zu können, ob und gegebenenfalls welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind."
Das Bundesumweltministerium wird aus dem Umweltforschungsplan zunächst für die Dauer von drei Jahren jährlich 1,5 Millionen DM für die ausgeschriebenen Forschungsvorhaben bereitstellen.
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