Auf Helgoland startet ein Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt
In weiten Teilen Europas gilt die Europäische Auster bereits als ausgestorben. Auf Helgoland soll sie künftig erstmals gezüchtet werden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Das heute gestartete Projekt "Proceed" wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit 2,94 Millionen Euro durch das Bundesumweltministerium gefördert. "Proceed" ergänzt ein Vorhaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), das seit 2016 Methoden zum nachhaltigen Wiederaufbau eines Austernbestandes in der deutschen Nordsee erforscht und erprobt. Der Europäischen Auster kommt als Schlüsselart im Ökosystem der Nordsee eine besonders wichtige ökologische Funktion zu.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Die Auster übernimmt für das Ökosystem Nordsee entscheidende Funktionen: Sie verbessert durch ihre Filterfunktion die Wasserqualität und sie baut Riffe, in denen sich vielfältige Arten ansiedeln. Mit diesem Projekt wollen wir dazu beitragen, die Existenz der europäischen Auster in der Nordsee dauerhaft zu sichern."
BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel: "Wir möchten, dass die Europäische Auster in der Nordsee wieder heimisch und ihre wichtige ökologische Rolle erneut übernehmen wird. Die Forschung im Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben 'Restore' hat deutlich gemacht, dass eine Bezugsquelle für Saataustern europaweit langfristig fehlt. Genau hier setzt 'Proceed' mit der geplanten Zuchtanlage auf Helgoland an: Sie wird diese Austern für eine Wiederansiedelung in der deutschen Nordsee produzieren."
Das Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) baut die Zuchtanlage für Europäische Austern (Ostrea edulis) auf Helgoland auf. Auch die Öffentlichkeit wird in das Vorhaben einbezogen: Lehrmaterialien, Ausstellungen für Besuchende der Region und eine Wissensplattform zur ökologischen Funktion der Auster sollen das Bewusstsein für die einst weit verbreitete und ökologisch wertvolle heimische Auster steigern.
Weil die Bemühungen zum Schutz der Europäischen Auster nur gemeinsam mit europäischen Partnern gelingen können, wird das im November 2017 von BfN und AWI initiierte und in Berlin gegründete europäische Netzwerk zur ökologischen Stärkung der heimischen Austernart und der Lebensgemeinschaft Austernriff (Native Oyster Restoration Alliance – NORA) aktiv begleitet, unterstützt und ausgebaut. Beispielsweise gibt es in Frankreich, Großbritannien, Irland und den Niederlanden bereits Programme und Projekte zur Wiederherstellung bedrohter Austernriffe.
Das Projekt "PROCEED" wird mit 2,94 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert und läuft bis 2024. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) begleitet das Vorhaben fachlich.
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.