Ergebnisse des Bundesprojekts "Altlastenkataster" für Sachsen-Anhalt vorgestellt

24.03.1998
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 19/98
Thema: Bodenschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Angela Merkel
Amtszeit: 17.11.1994 - 27.10.1998
13. Wahlperiode: 17.11.1994 - 27.10.1998
Merkel: 90 Prozent der Bergbauhinterlassenschaften nicht radioaktiv belastet

Merkel: 90 Prozent der Bergbauhinterlassenschaften nicht radioaktiv belastet

"Erzbergbau und Verhüttungsindustrie in Sachsen-Anhalt haben nicht - wie unmittelbar nach der deutschen Einheit zunächst vermutet - zu großflächigen radioaktiven Belastungen geführt. Vielmehr hat das Bundesprojekt ‘Altlastenkataster’ ergeben, daß 90 Prozent der untersuchten Flächen radiologisch unbedenklich sind und diese Flächen gegebenenfalls für eine wirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehen." Dies erklärte Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel heute in Bonn anläßlich der Vorstellung der Ergebnisse des Projekts der Bundesregierung "Erfassung, Untersuchung und Bewertung bergbaulicher Umweltradioaktivität (Altlastenkataster)", Teil Sachsen-Anhalt, in Eisleben.

Entsprechend dem Einigungsvertrag ist die Ermittlung der bergbaubedingten Umweltradioaktivität in den neuen Ländern eine Aufgabe des Bundes. Deshalb führt das Bundesamt für Strahlenschutz seit 1991 im Auftrag des Bundesumweltministeriums ein Projekt zur radiologischen Untersuchung von Bergbauhinterlassenschaften in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt durch. Die Gesamtkosten dieses Vorhabens belaufen sich auf rund 40 Millionen DM. Davon entfallen etwa 6 Millionen DM auf das Land Sachsen-Anhalt. Die Ergebnisse für Sachsen und Thüringen werden noch diesem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellt.

In Sachsen-Anhalt wurden über 1600 Hinterlassenschaften des Bergbaus auf einer Fläche von 286 Quadratkilometern erfaßt. Dabei handelt es sich überwiegend um kleine Bergehalden aus dem frühen Erzbergbau, der im 12. Jahrhundert begann. Es wurden insgesamt 23 000 Messungen der Gamma-Ortsdosisleistung durchgeführt sowie mehr als 6 500 Materialproben gewonnen und analysiert, darunter etwa 1 500 Proben aus Bohrungen, 160 aus Biomaterialien und 310 Wasserproben. Alle Ergebnisse des Projekts sind in einer Datenbank erfaßt, die dem Land zur Verfügung gestellt wird.

Die Bewertung orientierte sich an Empfehlungen der deutschen Strahlenschutzkommission (SSK). Danach sind Sanierungsmaßnahmen oder Nutzungseinschränkungen nicht erforderlich, wenn die bergbaubedingte Strahlenexposition weniger als 1 Millisievert (mSv) pro Jahr beträgt.

Nur bei zehn Prozent der untersuchten Flächen ist auf der Grundlage einer vertieften standortspezifischen Bewertung zu prüfen, ob Nutzungseinschränkungen oder Sanierungsmaßnahmen notwendig sind. Dabei handelt es sich um rund 50 größere Bergehalden aus taubem Gestein und Armerz, die durch den Kupferschieferbergbau in diesem Jahrhundert entstanden sind, sowie rund 60 Schlackehalden und 50 Altlasten der Erzaufbereitung. Die dafür zuständigen Landesbehörden haben bereits erste Untersuchungen durchgeführt.

Von radiologischer Bedeutung sind gegenwärtig insbesondere die Schlackehalden. Die Schlacke besitzt eine glasartige Struktur, die sogar das auch in natürlichem Gestein vorkommende und leicht flüchtige radioaktive Edelgas Radon fast völlig zurückhält. Erhöhte Strahlenexpositionen könnten hier deshalb lediglich beim direkten Aufenthalt auf den Halden auftreten. Jedoch liegen die größten Halden auf den für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Betriebsflächen der ehemaligen Hüttenbetriebe. Die Nutzung der witterungsbeständigen Schlackesteine im Straßenbau stellt - insbesondere wegen der geringen Aufenthaltszeiten - in der Regel kein Strahlenschutzproblem dar. Auch vorhandenes Wasser in der Umgebung kann aus Sicht des Strahlenschutzes unbedenklich genutzt werden. Alle 310 Wasserproben ergaben aus radiologischer Sicht Trinkwasserqualität. Der entsprechende Richtwert der deutschen Strahlenschutzkommission wurde selbst bei Proben aus Stollen- und Sickerwässern in keinem Falle erreicht. Eine praktische Nutzung kommt - wegen des hohen Salzgehalts - aber nicht in Betracht.

Die während der früheren Verhüttungsprozesse angefallenen Stäube können durch die Windverfrachtung noch heute in der Umgebung der Standorte nachgewiesen werden. Die untersuchten Bioproben belegen aber, daß sich in den zum Verzehr bestimmten landwirtschaftlichen Produkten der Region Radionuklide nur in unbedenklichen Konzentrationen befinden.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Die Ergebnisse des Projekts ‘Altlastenkataster’ sind ein wesentlicher Beitrag zur Aufklärung der Öffentlichkeit und zur Versachlichung der Diskussion über die ökologischen Folgen der früheren Bergbau- und Verhüttungstätigkeit. Sie schaffen Planungssicherheit für Kommunen und Investoren, verbessern das Image der Region und beseitigen damit Hemmnisse für die weitere wirtschaftliche Entwicklung."

24.03.1998 | Pressemitteilung 19/98 | Bodenschutz
https://www.bmuv.de/PM934
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