Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner und Bundesumweltministerin Schulze zu Besuch auf F.R.A.N.Z.-Demonstrationsbetrieb im Havelland
Unter der Prämisse, dass Landwirtschaft und Naturschutz nur im Dialog vorangebracht werden können, besuchen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Bundesumweltministerin Svenja Schulze zum ersten Mal gemeinsam einen Demonstrationsbetrieb des F.R.A.N.Z.-Projektes. Bei ihrem Besuch auf dem Betrieb im Havelland werden die beiden Schirmfrauen des Projektes von Professor Dr. Michael Otto, Stifter der Umweltstiftung Michael Otto, und Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, begleitet. Im Fokus steht die Frage, wie eine moderne, wirtschaftlich tragfähige Landwirtschaft gestaltet sein kann, die mit der Förderung der Biodiversität besser in Einklang steht.
Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner und Bundesumweltministerin Schulze haben im Jahr 2018 die gemeinsame Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.
Hierzu Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner: "Für den Erhalt der Landwirtschaft ist Artenvielfalt entscheidend. Gleichzeitig ist das Vorkommen vieler Arten untrennbar mit dem Ackerbau verbunden. Die Demonstrationsbetriebe des F.R.A.N.Z.-Projekts bringen diese beiden Enden zusammen. Sie zeigen auf, wie Artenvielfalt im Rahmen einer modernen und leistungsfähigen Landwirtschaft bewahrt und gefördert werden kann. Das Projekt hat dabei große Strahlkraft und ist zukunftsweisend für die Branche: Denn die Maßnahmen, die hier entwickelt und erprobt werden, sollen übertragbar sein. Dafür müssen sie sich einerseits gut in die alltäglichen betrieblichen Abläufe integrieren lassen. Andererseits dürfen sie für den Landwirt keine wirtschaftlichen Einbußen nach sich ziehen. Um Praxistauglichkeit und die konkrete Anwendung geht es. So kann der Spagat gelingen zwischen Erntesicherung und Effizienz auf der einen sowie dem Erhalt und Schutz der Biodiversität auf der anderen Seite. Dafür gilt mein Dank an alle Beteiligte."
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Ich freue mich, dass es auch in der konventionellen Landwirtschaft Vorreiter mit Weitblick gibt, die den Naturschutz so beherzt anpacken. Denn eins ist klar: die Landwirtschaft muss nachhaltiger werden, damit Umwelt und Natur erhalten bleiben. Sonst verliert die Landwirtschaft ihre eigenen Grundlagen. Daher ist es gut, dass Projekte wie F.R.A.N.Z. modellhafte und praxistaugliche Naturschutzmaßnahmen entwickeln – jetzt auch mit Fokus auf den Insektenschutz. Das ist ganz im Sinne unseres in letzter Woche vom Kabinett beschlossenes Aktionsprogramm Insektenschutz. Das sieht neben den umfangreichen Schutzmaßnahmen auch vor, dass es mehr finanzielle Anreize geben wird für all jene Landwirte, die Insektenschutz ganz konkret auf ihren Agrarflächen umsetzen werden."
Seit mehr als zwei Jahren zeigt F.R.A.N.Z. durch seinen kooperativen Ansatz sowie intensive wissenschaftliche Forschung und Beratung, wie es gelingen kann, sowohl ertragreich zu wirtschaften als auch die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu bewahren und zu erhöhen. Die Monitoring-Ergebnisse für die Jahre 2017 und 2018 auf den zehn Demonstrationsbetrieben verdeutlichen, dass Extensivgetreideflächen, Feldlerchenfenster in großen Wintergetreideschlägen und Feldvogelstreifen im Mais zu höheren Feldvogeldichten geführt haben. Auch der Anteil von Wildpflanzen im Extensivgetreide und in Blühstreifen ist deutlich höher als auf Vergleichsäckern oder im normalen Getreidebestand. "Mit F.R.A.N.Z. haben wir ein Projekt auf den Weg gebracht, dass den Dialog und die enge Zusammenarbeit von Naturschutz und Landwirtschaft in den Mittelpunkt stellt. Der kooperative Ansatz ist ein entscheidender Hebel für die Übertragung der erfolgreich erprobten Naturschutzmaßnahmen auf andere landwirtschaftliche Betriebe. Gemeinsam setzen wir damit Impulse für die Gestaltung zukunftsweisender Lösungen zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft und leisten einen zentralen Beitrag zur Erreichung der Agrarbiodiversitätsziele in Deutschland und Europa", betonte Prof. Dr. Michael Otto.
Der Präsident des Deutschen Bauerverbandes, Joachim Rukwied, unterstreicht die große Bedeutung des Projekts für die gesamte Landwirtschaft: "Das F.R.A.N.Z.-Projekt zeigt auf beeindruckende Weise, wie wichtig es ist, die Landwirte in die Gestaltung der Naturschutzprogramme mit einzubinden und partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. Erfolgreiche Strategien für den Naturschutz in der Landwirtschaft erfordern Maßnahmen, die nicht nur die Artenvielfalt fördern, sondern gleichzeitig auch in die Betriebsabläufe integrierbar und wirtschaftlich tragfähig sind. Nur so lassen sich in der gesamten Landwirtschaft biodiversitätsfördernde Maßnahmen umsetzen."
Gemeinsam mit Wissenschaftlern und Betriebsberatern setzt Landwirt Peter Kaim auf seinem rund 780 Hektar großen Ackerbaubetrieb mit hohem Grünlandanteil verschiedene Naturschutzmaßnahmen um. Auf rund acht Prozent seiner Betriebsfläche legt er mehrjährige Blühstreifen, Feldlerchenfenster, Altgrasstreifen und Brachflächen an und fördert damit die Lebensgrundlagen für Insekten und Feldvögel. Eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Politik ist notwendig, um die erfolgreich erprobten, praxistauglichen und wirtschaftlich tragfähigen Naturschutzmaßnahmen zukünftig auch in entsprechenden Förderprogrammen zu verankern. Um sicherzustellen, dass auch viele andere Landwirte die Naturschutzmaßnahmen auf ihren Betrieben umsetzen, ist die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen für mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft eine der zentralen Zukunftsaufgaben. Dies beinhaltet auch, dass eine finanzielle Förderung für die angelegten Naturschutzmaßnahmen gesichert sowie mehr Flexibilität bei der Umsetzung der Maßnahmen gegeben ist.
Wissenschaftlich begleitet werden die zehn Demonstrationsbetriebe durch verschiedene Forschungseinrichtungen und Berater in den Projektregionen. Die Koordinierungsstelle Brandenburg-Berlin des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) und der Landesbauernverband Brandenburg beraten Landwirt Peter Kaim bei der Umsetzung der Naturschutzmaßnahmen. Die Förderung des Projekts erfolgt mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank, mit besonderer Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, sowie durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.