Dosen und Einwegflaschen ökologisch nachteilig

09.08.2000
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 146/00
Thema: Kreislaufwirtschaft
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Jürgen Trittin
Amtszeit: 27.10.1998 - 22.11.2005
14. Wahlperiode: 27.10.1998 - 22.10.2002
Ökobilanz belegt erneut klare Vorteile für Mehrweg

Ökobilanz belegt erneut klare Vorteile für Mehrweg

Mehrweg-Getränkeverpackungen sind besonders umweltverträgliche Verpackungen. Das bestätigt eine umfassende Ökobilanz für Getränkeverpackungen, die Bundesumweltminister Jürgen Trittin und der Präsident des Umweltbundesamtes Prof. Dr. Andreas Troge heute in Berlin der Öffentlichkeit vorstellten. Ökologisch vorteilhaft sind danach sowohl Mehrweg-Flaschen aus Glas wie auch aus dem Kunststoff PET. Hingegen erweisen sich Einweg-Glasflaschen und Getränke-Dosen aus Aluminium oder Weißblech als ökologisch besonders nachteilig. Günstiger fällt das Urteil für Kartonverpackungen bei Getränken ohne Kohlensäure aus: Für diese Verpackungen kann das Umweltbundesamt keine bedeutenden ökologischen Nachteile, aber auch keine Vorzüge gegenüber bestehenden Glas-Mehrwegsystemen feststellen. "Die Studie widerlegt eindrucksvoll immer wieder geäußerte Zweifel an der ökologischen Rechtfertigung der deutschen Regelung zum Schutz von Mehrweg-Verpackungen: Mehrweg-Verpackungen erweisen sich durchgängig als ökologisch vorteilhafte Verpackungen", so Bundesumweltminister Trittin. Die Studie habe auch ergeben, dass bestimmte Einweg-Verpackungen diese ökologischen Vorteile ebenfalls dann erreichen können, wenn sie einer hochwertigen Verwertung zugeführt werden. "Die Trennlinie verläuft also nicht unbedingt zwischen Mehrweg und Einweg. Es gibt jedoch nach wie vor eine klare Trennlinie zwischen ökologisch vorteilhaften und ökologisch nachteiligen Verpackungen", sagte Trittin.

Als Schlussfolgerung aus dem Ergebnis der Ökobilanz sieht der Bundesumweltminister für mögliche rechtliche Konsequenzen grundsätzlich zwei Optionen: Eine Pfandpflicht für alle ökologisch nachteiligen Verpackungen oder aber die Einbeziehung von Getränkekartons in die Quote ökologisch vorteilhafter Verpackungen. Jürgen Trittin: "Einweg-Glasflaschen und Getränke-Dosen könnten als eindeutig ökologisch nachteilige Verpackungen möglichst rasch" ab nächstem Jahr "mit einem Pflichtpfand belegt werden. Das Pfand bietet Anreize, ökologisch nachteilige Verpackungen weitgehend zu vermeiden. Vor allem sorgt es dafür, dass der zunehmenden Vermüllung von Straßen- und Landschaftsbild mit weggeworfenen Dosen Einhalt geboten wird." Eine Einbeziehung des Getränkekartons in die Quote schützenswerter ökologisch vorteilhafter Verpackungen würde, so Trittin, selbstverständlich mit sich bringen, dass diese Quote entsprechend angehoben werden müsste. Ähnlich sei man im Fall des PE-Schlauchbeutels bei Milch bereits bei der Novelle der Verpackungsverordnung 1998 vorgegangen. Der Bundesumweltminister wird die beiden Optionen in Kürze mit den betroffenen Verbänden und mit den Kollegen in den Fraktionen, der Bundesregierung sowie den Ländern erörtern.

Die Studie wurde gemeinsam von der Prognos GmbH, Basel, dem IFEU-Institut, Heidelberg, der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung, Wiesbaden und Pack Force, Oberursel, erarbeitet und vom Umweltbundesamt ausgewertet. In der Ökobilanz werden die Umweltauswirkungen von Getränkeverpackungen für alkoholfreie Getränke mit und ohne Kohlensäure sowie von Wein während ihres gesamten Lebensweges erfasst: von der Herstellung bis zur Entsorgung. Die Ökobilanz wurde entsprechend den neuen international gültigen ISO-Normen erstellt und von einem Critical Review Panel, einem Gremium unabhängiger Fachleute, geprüft. "Das Umweltbundesamt legte dabei großen Wert auf ein Höchstmass an Transparenz und damit auf eine möglichst hohe Akzeptanz. Von Anfang an waren die betroffene Wirtschaft, Umwelt- und Verbraucherverbände in einem Projektbegleitenden Ausschuss an der Studie beteiligt", sagte der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge.

Die von den Getränkeverpackungen verursachten Umweltbelastungen "wie Schadstoffausstoß, Rohstoffentnahmen und Flächenbelegungen" werden untersucht und zusammengefasst. Die kaum übersehbare Vielfalt an Einzelergebnissen wird neun sog. Wirkungskategorien zugeordnet: Treibhauseffekt, Überdüngung von Böden und Gewässern, Versauerung, gesundheitliche Beeinträchtigung von Menschen, Beeinträchtigung von Ökosystemen, Ressourcen- und Naturraumbeanspruchung.

Die Studie belegt, dass der Transportentfernung große Bedeutung zukommt. Das heißt für die Verbraucher: "Kaufen Sie Produkte aus der Region und diese möglichst in Mehrweg-Verpackungen", so Prof. Dr. Andreas Troge. Troge rief die Wirtschaft auf, die Erkenntnisse aus der Ökobilanz aufzugreifen und ihre Verpackungen auch unter ökologischen Gesichtspunkten weiter zu verbessern.

Das gute Abschneiden des Getränkekartons wurde möglich durch die deutlich verbesserte Verwertung dieser Einweg-Verpackungen in den vergangenen Jahren. Nicht nur mengenmäßig wurde mehr verwertet; auch die Qualität der Verwertung hat sich durch neue Verfahren verbessert. Hierzu haben die Verbraucher durch das Getrenntsammeln besonders beigetragen.

Die komplette Ökobilanz ist in der Reihe TEXTE des Umweltbundesamtes erscheinen.

09.08.2000 | Pressemitteilung 146/00 | Kreislaufwirtschaft
https://www.bmuv.de/PM930
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