Zur Entscheidung des Bundesforschungsministeriums, das umstrittene Meeresdüngungs-Experiment LOHAFEX freizugeben, erklärt ein Sprecher des Bundesumweltministeriums:
Das Bundesumweltministerium nimmt die Entscheidung zur Freigabe des LOHAFEX-Experiments mit Bedauern zur Kenntnis. Unsere Vorbehalte gegen LOHAFEX bestehen fort, solange nicht abschließend geklärt ist, ob dieses Projekt mit den Beschlüssen der 9. Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (CBD) vereinbar ist. Aus Sicht des BMU ist dies nicht der Fall, da die Versuche nicht in Küstengewässern durchgeführt werden und auch eine unabhängige Kontrolle des Experimentes nicht sichergestellt ist. Außerdem wies die "Risikoanalyse" aus Sicht des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) noch Lücken auf, die abzuklären gewesen wären.
International ist der Ansatz der Meeresdüngung höchst umstritten, da die Wirksamkeit der Methode fraglich ist. So weisen sowohl der Interstaatliche Rat zum Klimawandel (IPCC) als auch der Wissenschaftliche Beirat für Globale Umweltveränderungen (WBGU), das gemeinsame wissenschaftliche Beratungsgremium des BMBF und des BMU, in ihren Gutachten wiederholt darauf hin, dass die Risiken der Meeresdüngung im Hinblick auf die mittelbaren Folgen für die Meeresökosysteme schwer abzuschätzen sind und lehnen diese daher ab.
Entgegen den Angaben des BMBF, dass das Projekt reine Grundlagenforschung darstelle, wurde der Projektleiter des AWI in einem "Spiegel"-Interview damit zitiert, dass die Einwände gegen die Eisendüngung "weggefegt" würden, wenn die Ohnmacht gegenüber dem Klimawandel sichtbar würde.
Damit setzt sich der verantwortliche Projektleiter des AWI für dieses Experiment in einen klaren Widerspruch zum Bundesforschungsministerium. Das Plädoyer des AWI-Projektleiters zur Meeresdüngung hat maßgeblich zu der kritischen internationalen Reaktion beigetragen. Auch in indischen Medien wird das Projekt teilweise als Einstieg in einen lukrativen Milliardenmarkt gesehen. Für das BMU ist es ein fataler Ansatz, den Klimawandel durch ein Herumdoktern an unseren Meeresökosystemen aufhalten zu wollen. Dieses unwissenschaftliche Denken hat unmittelbar in die Klimakrise geführt und taugt nicht zu ihrer Lösung.
Einig sind sich BMU und BMBF, dass Eisendüngung kein Instrument der Klimapolitik werden darf. Hier gilt es nun, diese Grundhaltung auch dem AWI zu vermitteln und nicht in Indien oder anderswo auf der Welt die Vision eines Zukunftsmarktes "Meeresdüngung" aufkommen zu lassen.