Bundesumweltminister Jürgen Trittin und sein rumänischer Kollege Romica Tomescu haben heute bei einem Treffen in Berlin die Konsequenzen aus den Unfällen in zwei nordrumänischen Bergwerken erörtert, die Ende Januar und Anfang März den Fluss Theiß sowie Nebenflüsse in der Region erheblich belastet hatten. Trittin betonte, es müsse alles daran gesetzt werden, derartige Störfälle möglichst zu vermeiden und die Auswirkungen solcher Unglücke auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten. Dafür müssten potentiell gefährliche Anlagen in der Region vollständig erfasst und auf Risiken analysiert werden, um die Störfallsicherheit zu verbessern. Nach dem Willen der EU-Task-Force soll ein solches Inventar potentiell gefährlicher Anlagen bis Juni vorliegen. Trittin: "Die Einhaltung dieses Zeitplanes ist dringend notwendig, um notwendige Maßnahmen gegebenenfalls noch vor dem nächsten Winter einleiten zu können. Wir haben im Rahmen der Internationalen Kommission zum Schutz der Donau und auf bilateraler Ebene fachliche Unterstützung zugesagt." Trittin begrüßte die im März vereinbarte Zusammenarbeit im Gewässerschutz zwischen Rumänien, Ungarn und der Ukraine, der sich inzwischen auch die Slowakei angeschlossen hat.
Ende Januar waren nach einem Dammbruch bei einem Klärbecken in Baia Mare große Mengen Zyanid in die Theiß und in die Donau gelangt und hatten zu einem massiven Fischsterben hauptsächlich in Ungarn geführt. Im März waren bei einem weiteren Dammbruch eines Beckens nahe der Ortschaft Baia Borsa in erheblichem Umfang Schwermetalle in die Gewässer gelangt. Die Dämme waren nach starken Regenfällen und Schneeschmelze gebrochen. Eine deutsche Delegation unter Leitung der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Gila Altmann, hatte sich im März vor Ort über die Unfälle informiert. Im Auftrag des Bundesumweltministeriums hatte das Technische Hilfswerk (THW) im März und April Messungen dort durchgeführt.
Dabei waren weiterhin überhöhte Zyanidwerte in den Gewässern unmittelbar unterhalb des Unfallbeckens in Baia Mare festgestellt worden. Außerdem hat das THW-Team überraschend auch im Becken bei Baia Borsa Zyanidkontaminationen gemessen, obwohl das genehmigte Verfahren die Verwendung von Zyanid nicht vorsieht. Bundesumweltminister Trittin zeigte sich besorgt über diese Ergebnisse und bat seinen rumänischen Kollegen, die Überwachung der Betriebe und der Gewässer zu intensivieren. Der Abschlussbericht des THW soll Anfang Juni vorliegen.
Unabhängig von den beiden Unfällen sind die Menschen und die Umwelt in der nordrumänischen Bergbauregion generell erheblich belastet. Das belegen neben den Berichten der deutschen Experten auch Analysen u.a. von Fachleuten, die im Februar im Auftrag des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) die Untersuchungen in der Region vorgenommen hatten. Sie haben empfohlen, dass die Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung untersucht werden. Nach Ansicht von Bundesumweltminister Trittin sollten die Mittel, die Rumänien für die Heranführung an die EU zur Verfügung gestellt werden, für eine Modernisierung der Region nach europäischen Standards genutzt werden.
Trittin begrüßte ausdrücklich den angestrebten EU-Beitritt Rumäniens und sicherte Tomescu Unterstützung für die Aufnahme in die Gemeinschaft zu. Dem Umweltschutz müsse dabei eine hohe Priorität eingeräumt werden. Zur Heranführung an die EU-Richtlinien gibt es seit September 1999 ein deutsch-rumänisches Projekt im Abfallbereich.