22. Mai: Internationaler Tag der biologischen Vielfalt
Menschliche Eingriffe verringern die biologische Vielfalt in noch nie dagewesener Geschwindigkeit. "Die biologische Vielfalt ist nicht mehr und nicht weniger als die Grundlage des Lebens überhaupt. Sie zu schützen ist kein Luxus, der erst verwirklicht werden kann, wenn ein hohes Wirtschaftswachstum erreicht ist", sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin anlässlich des internationalen Tages der biologischen Vielfalt am 22. Mai 2003. Die Vielfalt selbst sei eine Ressource, die auch einen großen Beitrag zur Armutsbekämpfung leisten könne. "Dies ist nur zu erreichen, wenn die Menschen, die in, mit und von dieser Vielfalt leben, auch selbst von ihrem Erhalt und ihrer nachhaltigen Nutzung profitieren", so Trittin.
Dem anhaltenden weltweiten Verlust an biologischer Vielfalt entgegenzutreten, ist eine der stärksten Herausforderungen der Umweltpolitik. Bereits 1992 beim Erdgipfel in Rio de Janeiro ist dies als wichtigstes Ziel des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) international vereinbart worden. Der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (WSSD) in Johannesburg hat im vergangenen Jahr bekräftigt, dass die biologische Vielfalt eine zentrale Rolle für eine nachhaltige Entwicklung und für die globale Armutsbekämpfung spielt und wichtig für die Sicherung unserer Existenzgrundlagen ist. Konkretes Ziel ist es, den unwiederbringlichen Verlust der biologischen Vielfalt bis 2010 zu stoppen.
Besonders die Ärmsten müssen in die Lage versetzt werden, auch ohne Raubbau an der Natur das tägliche Überleben zu sichern und sich eine langfristige Lebensgrundlage zu schaffen. Trittin: "Für viele in Armut lebende Menschen bedeutet der Verlust von biologischer Vielfalt den Verlust der konkreten Einkommensgrundlage. Die große Abhängigkeit besonders der Armen von den Ökosystemen, in denen sie leben, bedeutet, dass ausgerechnet sie den größten Preis für den Verlust der Vielfalt zahlen müssen."
Besonders offenkundig ist die Abhängigkeit der Kleinbauern in den Entwicklungsländern von der genetischen Vielfalt der landwirtschaftlich genutzten Pflanzen und Tiere. Um die Rechte der Kleinbauern und die Vielfalt pflanzengenetischer Ressourcen zu sichern, sollte nach Ansicht Trittins der im November 2001 im Rahmen der Welternährungsorganisation (FAO) verabschiedete Vertrag zu pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft möglichst bald in Kraft treten. Das Bundesumweltministerium setzt sich zudem nachdrücklich dafür an, dass die Entwicklungsländer den Zugriff auf die genetischen Ressourcen der in ihren Ländern beheimateten Natur behalten und bei der wirtschaftlichen Nutzung dieser Ressourcen durch Dritte einen gerechten finanziellen Anteil erhalten.
Ein weiteres Beispiel für die Rolle biologischer Vielfalt als Einkommensquelle ist der Fremdenverkehr. Die 7. Vertragsstaatenkonferenz der CBD in Kuala Lumpur im Jahr 2004 wird voraussichtlich Leitlinien für nachhaltigen Tourismus in empfindlichen Ökosystemen verabschieden, die Deutschland bereits vor Jahren angestoßen hat. Damit könnte ein international gültiges Instrument für Nachhaltigkeit in diesem wichtigen Wirtschaftsbereich geschaffen und somit ein weiterer Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet werden. Hier wird es besonders darauf ankommen, die Beteiligung lokaler Gemeinschaften sicherzustellen. Deutschland fördert zahlreiche Projekte, die - unter aktiver Beteiligung der betroffenen Menschen - nachhaltige Nutzung und Schutz der biologischen Vielfalt verbinden.
Der Bundesumweltminister: "Wir werden im Johannesburg-Folgeprozess alles dafür tun, dass der Verlust an biologischer Vielfalt endlich gestoppt wird."