Atomstrom - weder billig noch gut fürs Klima

24.04.2007
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: Nr. 113/07
Thema:
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Sigmar Gabriel
Amtszeit: 22.11.2005 - 28.10.2009
16. Wahlperiode: 22.11.2005 - 28.10.2009
Neue Studie belegt: Atomkraft ist nicht CO<sub>2</sub>-frei

Neue Studie belegt: Atomkraft ist nicht CO2-frei

Strom und Wärme mit modernen Blockheizkraftwerken zu produzieren ist preiswerter und besser für das Klima als eine Energieversorgung mit Atomstrom. Das zeigen neue Berechnungen, die das Öko-Institut im Auftrag des Bundesumweltministeriums angestellt hat. "Atomstrom ist keineswegs CO2-frei, wie von Befürwortern gerne behauptet wird. Denn bei der Urangewinnung werden zum Teil erhebliche Treibhausgasmengen frei gesetzt, die bei weitem über denen der erneuerbaren Energien wie Windkraft, Wasserkraft oder Biogas liegen. Aber auch ein Blockheizkraftwerk auf Erdgas-Basis kann mit der CO2-Bilanz von Atomstrom locker mithalten", sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel.

Die Studie des Öko-Instituts bilanziert die gesamten Treibhausgasemissionen aus allen relevanten Stromerzeugungsoptionen. Dabei wird deutlich, dass ein deutsches Atomkraftwerk je nach Herkunftsort des Urans zwischen 31 und 61 Gramm CO2 pro Kilowattstunde Strom produziert. Demgegenüber verursachen erneuerbare Energien wie die Windkraft (23 Gramm CO2 pro Kilowattstunde) oder die Wasserkraft (39 Gramm CO2 pro Kilowattstunde) niedrigere Emissionen. Lediglich die Photovoltaik liegt mit 89 Gramm CO2 pro Kilowattstunde noch leicht darüber.

Betrachtet man zudem, dass jeder Haushalt neben Strom ja auch Wärme benötigt und dass es erheblich effizienter ist, die Abwärme bei der Stromproduktion zu nutzen, relativiert sich der vermeintliche Klimaschutzvorteil des Atomstroms weiter. Denn wer Atomstrom bezieht, muss seinen Wärmebedarf anderwärtig decken, typischerweise mit einer Öl- oder Gasheizung. Ein kleines Gas-Blockheizkraftwerk, das gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt, produziert demgegenüber weniger CO2 als die Kombination aus Atomstrom und Ölheizung: 747 Gramm CO2 für das Gas-Blockheizkraftwerk im Vergleich zu 772 Gramm CO2 für die Atom-Öl-Kombination (jeweils bezogen auf die Produktion von 1 kWh Strom und 2 kWh Wärme). Die mit Abstand beste Klimabilanz hat in dem Zusammenhang ein Biomasse-Blockheizkraftwerk mit 228 Gramm CO2. "Aus Klimaschutzgründen brauchen wir also nicht mehr Atomstrom, sondern mehr Kraft-Wärme-Kopplung", folgerte der Bundesumweltminister.

Die Studie belegt außerdem, dass auch hinsichtlich der Stromerzeugungskosten in neuen Kraftwerken Atomstrom lediglich im Mittelfeld liegt und von allen anderen fossilen Energieträgern geschlagen wird. Die Erzeugungskosten regenerativer Energien liegen bei Windkraft nur noch wenig darüber - obwohl die "externen Kosten", die gerade bei Atomstrom durch einen möglichen Reaktorunfall unüberschaubare Größenordnungen annehmen können, noch gar nicht einbezogen wurden.

"Bei ideologiefreier Betrachtung ist Atomenergie auch bei weitem nicht die preisgünstigste Art, Strom zu erzeugen. Es ist Zeit, mit der Legende, Atomstrom wäre billig und CO2 frei, aufzuräumen", fasste Bundesumweltminister Gabriel die Ergebnisse der Studie zusammen. "Selbst wenn wir die weltweit bekannten riesigen Gefahrenpotentiale der Atomkraft unberücksichtigt lassen, schneidet Atomstrom allenfalls mäßig ab - sowohl hinsichtlich der Emissionen als auch hinsichtlich der Kosten. Atomkraft ist und bleibt keine Option für den Klimaschutz. Wir haben deutlich bessere Möglichkeiten der Energieerzeugung zur Verfügung: Erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung."

24.04.2007 | Pressemitteilung Nr. 113/07
https://www.bmuv.de/PM3382
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