Ein Haus mit bewegter Geschichte
Der Berliner Dienstsitz des BMUV befindet sich an einem spannenden historischen Ort. Während des Ersten Weltkrieges als preußisches Verwaltungsgebäude errichtet, wurde das Haus im Kalten Krieg zu einem außergewöhnlichen Sinnbild der deutschen Teilung. Es befand sich im sogenannten "Todesstreifen", der West- und Ostdeutschland voneinander trennte. Daran erinnern heute noch Fragmente der früheren Hinterlandmauer, die an ihrem originalen Standort erhalten wurden und architektonisch in das Ministerium integriert sind.
Kaiserzeit, Weimarer Republik und Nationalsozialismus
Im Jahr 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – wird das Gebäude in der damaligen Königgrätzer Straße eingeweiht. Es dient als Erweiterungsbau des Preußischen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, das an der Südseite des Leipziger Platzes residiert. Damit beginnt die bewegte Geschichte des Hauses.
In der Weimarer Republik werden die Verwaltungen neu geordnet. Im März 1920 erfolgt die Gründung des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Im Zuge der Gleichschaltung gliedert der NS-Staat am 1. Januar 1935 das preußische Landwirtschaftsministerium in das Reichsernährungsministerium ein.
DDR
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs liegt das Gebäude im sowjetischen Sektor und bekommt eine neue Bestimmung. Nach Gründung der DDR 1949 zieht hier der Verband der Konsumgenossenschaften ein, der den staatlich gelenkten Lebensmittelhandel verwaltet. Die bestehenden Ladengeschäfte im Erdgeschoss bleiben vorerst geöffnet.
Die Grenzanlagen werden im Laufe der Jahre kontinuierlich ausgebaut. Bunker, Wachtürme, Lichttrassen und Stolperdrähte, die Alarm und Leuchtraketen auslösen, ergänzen das System. Sogenannte Panzersperren sollen den Durchbruch von Fahrzeugen verhindern. Die abschließende Mauer zur Westseite ist 3,60 Meter hoch. An der Innenseite ist sie weiß gestrichen, Flüchtlinge sollen so auch nachts erkannt werden.
Wendezeit
Die Hinterlandmauer wird in den 1980er Jahren direkt an das Gebäude Stresemannstraße angesetzt. Heute markieren Kopfsteinpflaster bis hinüber zum Leipziger Platz ihren damaligen Verlauf. Kurze Zeit nach Aufnahme dieses Fotos ist die innerdeutsche Grenze Vergangenheit.
Der Grenzübergang am Potsdamer Platz wird am 12. November 1989, drei Tage nach dem Mauerfall, geöffnet. Die zuvor streng bewachte Stadtbrache wird wieder zur lebendigen Mitte Berlins. Die Menschen in Ost und West feiern die Freiheit.
Wiedervereinigtes Deutschland
Im wiedervereinigten Deutschland bemalen Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt die verbliebenen Fragmente der Hinterlandmauer. 2001 werden diese Mauerteile unter Denkmalschutz gestellt. Seit dem Umbau des Hauses zum Bundesministerium sind sie in einem angebauten Gebäudeteil vor Witterung und Verfall geschützt. So wird ein Symbol deutscher Zeitgeschichte dauerhaft bewahrt.