Wasser hält nicht nur das menschliche, sondern auch das wirtschaftliche Leben am Laufen. Jenseits der neuen Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen verfügt Deutschland bereits über eine differenzierte Datenlage zum Umgang mit der Ressource Wasser in Betrieben sowie ihrer Bedeutung für die Wirtschaft.
Aktuelle statistische Zahlen untermauern den Nutzen dieses essentiellen Umweltgutes für Betriebe in Deutschland wie auch deren Einsatz zum ressourcenschonenden Umgang damit.
Alle drei Jahre, jetzt für 2022, publiziert das Statistische Bundesamt (destatis) Daten zur nichtöffentlichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung und zeigt damit Wechselwirkungen zwischen Umwelt und Wirtschaft auf. Die erfassten Betriebe oder Wassermengen werden in umfangreichen Tabellen nicht nur nach Bundesländern, sondern auch nach Wirtschaftszweigen und Flussgebietseinheiten differenziert. So lassen sich Erkenntnisse differenziert für Donau, Elbe, Rhein oder Weser ebenso ablesen wie für die Land- und Forstwirtschaft, den Bergbau, die Energieversorgung und das verarbeitende Gewerbe mit unter anderem der Textil-, Metall-, Pharma-, Automobil- oder Chemieindustrie bis hin zum Maschinenbau.
Die größte Abhängigkeit von eigengewonnenem oder fremdbezogenen Wasser ist in der Energiewirtschaft sowie der Chemieindustrie zu beobachten. Nachdem ungenutztes Wasser an Dritte abgegeben oder abgeleitet wurde, kommen dort mit 6,6 Milliarden Kubikmeter (Energie) und 3,1 Milliarden Kubikmeter (Chemie) die größten Mengen zum Einsatz. Die Landwirtschaft nutzte lediglich rund 0,48 Milliarden Kubikmeter des insgesamt in allen Betrieben eingesetzten Wassers von 12,8 Milliarden Kubikmeter, bleibt gleichwohl aber in hohem Maße von natürlichem Niederschlagswasser und Bodenfeuchte abhängig. Insgesamt waren das knapp 2,6 Milliarden Kubikmeter (16,7 Prozent) weniger als noch 2019. Vor allem die zwischenzeitliche Stilllegung dreier Kernkraftwerke hat mit zwei Milliarden Kubikmeter dazu beigetragen. Die meisten der rund 15.000 erfassten Betriebe mit Wasserverwendung sind dem verarbeitenden Gewerbe (5793) und der Landwirtschaft (4613) zuzuordnen, regional überwiegt die Lage der wasserverwendenden Betriebe im Einzugsgebiet des Rheins (5924) gefolgt von der Elbe (3940).
Erwartungsgemäß fließt in der Landwirtschaft die gewonnene oder bezogene Wassermenge maßgeblich in die Beregnung oder Bewässerung (0,37 Milliarden Kubikmeter beziehungsweise 76 Prozent), in der Energiewirtschaft in die Kühlung (6,4 Milliarden Kubikmeter beziehungsweise 98 Prozent) und in der Getränkeherstellung unmittelbar in die Produkte ein (34,1 Millionen Kubikmeter beziehungsweise 38 Prozent). Neben den genannten Verwendungszwecken werden deutschlandweit rund 1,6 Milliarden Kubikmeter Wasser (13 Prozent) für Produktions- und Belegschaftszwecke eingesetzt. Ein Anteil von sechs Prozent des verwendeten Wassers verdunstet, zum Beispiel bei Kühlprozessen.
Am Ausgeprägtesten stellt sich eine Wiederverwendung der Ressource Wasser beim Einsatz für Kühlungszwecke dar. Deutlich über 50 Prozent der Betriebe der Kokerei und Mineralölverarbeitung sowie der Metallerzeugung und Bearbeitung stellen hier eine Kreislaufnutzung sicher. Das eigengewonnene Wasser speist sich bundesweit weit mehrheitlich aus Fluss-, Seen- und Talsperrenwasser (76 Prozent) und Grundwasser (17 Prozent), was die Differenzierung der Auswertungen nach Flussgebietseinheiten begründet. Beim Bergbau sind es betriebsbedingt 80 Prozent, bei der Getränkeherstellung 76 Prozent aus dem Grundwasser. Im Übrigen werden bundesweit Uferfiltrate, Quell-, Meer- und Brackwasser zur Eigengewinnung genutzt.
Bei der Betrachtung betriebseigener Abwässer wird deutlich, dass knapp 86 Prozent aus Kühlsystemen stammen. Insbesondere die Wasserverwendung für Produktionsprozesse und Belegschaftszwecke führt dazu, dass bundesweit rund ein Fünftel der Abwässer, die in Betrieben anfallen oder diesen zugeleitet werden, vor einer Einleitung in Gewässer in eigenen oder kommunalen Abwasserbehandlungsanlagen aufbereitet werden. Besonders hoch ist der Anteil bei der Getränkeherstellung, in der Textilindustrie sowie bei der Herstellung von Holz-, Korb- und Korkwaren sowie Papier und Pappe. Bei den übrigen vier Fünfteln direkt in Gewässer eingeleiteten Abwässer handelt es sich mehrheitlich (91 Prozent) um Kühlwasser.
2634 Betriebe in Deutschland leisten mit eigenen Abwasserbehandlungsanlagen einen Beitrag zum Schutz der Umwelt, allein 1120 davon im Einzugsgebiet des Rheins, 596 an der Elbe. Sie setzen dabei sowohl mechanische, chemische, chemisch-physikalische als auch biologische Behandlungsmethoden mit oder ohne zusätzliche Verfahrensstufen ein, und geben für ausschließlich statistische Zwecke Auskunft über zum Zeitpunkt der Wiedereinleitung verbliebene Stickstoff-, Phosphor- oder Quecksilberbelastungen. Die Überwachung von Grenzwerten obliegt allein den zuständigen Umweltbehörden und ist keine Aufgabe der amtlichen Statistik.
Alle Zahlen lassen sich auch nach Bundesländern, Flussgebietseinheiten und Größenklassen differenzieren und können auf der Themenseite “Wasserwirtschaft“ im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes unter der Rubrik Publikationen (Statistische Berichte) eigensehen werden.