Steinwüste Schottergärten Bild
Modern, ordentlich und pflegeleicht – so werden Schottergärten gerne beworben. Mit diesem Gartentyp verbreitet sich seit einigen Jahren ein Negativtrend in Deutschland. Eine solche Gartenfläche ist großflächig mit Steinmaterial bedeckt, häufig mit gebrochenen Steinen mit scharfen Kanten und ohne Rundungen (Schotter) oder aber auch mit Geröll, Kies oder Splitt. Meist sind unter den künstlichen Steinschichten undurchlässige Folien oder Vliese verlegt. Schottergärten sind mit negativen ökologischen Folgen verbunden. Und auch aus weiteren Gründen lohnen sie sich in vielerlei Hinsicht nicht:
Auch in Schottergärten wachsen Wildkräuter (Unkraut)
Häufig wird unter dem Schotter ein Unkrautvlies verlegt, so dass aus gärtnerischer Sicht unerwünschte Pflanzen sich gar nicht erst ausbreiten. Mit der Zeit lagern sich zwischen den Steinen Algen, Blütenstaub, Schmutz und Laubreste ab, sodass aber auch hier einzelne Samen treiben können, die durch Wind oder Vögel verbreitet werden.
Schottergärten sind der Tod für die Insektenvielfalt
Auf kahlen Flächen ohne Pflanzen finden Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten keine Nahrung, keinen Unterschlupf und damit keinen Lebensraum. Durch die Folien oder Vliese gibt es keine Austauschmöglichkeit mit dem natürlichen Boden. Viele Insektenarten sind darauf angewiesen, weil sie beispielweise ihre Eier dort ablegen. Auch das natürliche Bodengefüge wird durch die Anlage eines Schottergartens vernichtet oder zumindest stark beeinträchtigt. Der Boden verliert seine natürlichen Funktionen.
Schottergärten heizen sich schnell auf
Bei Sonnenschein, vor allem im Sommer, heizen sich die Steinflächen enorm auf und halten diese Wärme auch über Nacht. Neben der natürlichen Kühlungsfunktion der Böden fehlen meist auch Pflanzen, die sich durch Verdunstung und Schattenwurf kühlend auf die Umgebung auswirken. Schottergärten stehen somit einer Anpassung an den Klimawandel entgegen. Sie fördern die Aufheizung der Städte (städtische Wärmeinseln) weiter und behindern den Frischluftaustausch.
Schottergärten sind nicht pflegeleicht
Wer kein organisches Material in seinem Vorgarten möchte, muss trotzdem Fleiß beweisen. Denn auch Schottergärten benötigen Pflege. Dies ist meist nur mit Reinigungsmethoden möglich, die Insekten schaden, zum Beispiel mit Laubbläsern. Diese gelten als laut, umweltschädlich und ungesund. Auch das Abflämmen der Fläche oder die Reinigung mit einem Hochdruckreiniger kommen zum Einsatz. Die Behandlung mit Unkrautvernichtungsmitteln, sogenannten Herbiziden, ist durch das Pflanzenschutzgesetz verboten.
Schottergärten beeinflussen den Wasserhaushalt
Wenn bei der Anlage eine wasserundurchlässige Folie oder Beton verwendet wurde, werden daraus versiegelte Flächen. Die Folge: Das Wasser muss an der Oberfläche ablaufen und wird nicht dem Grundwasser zugeführt. Statt im Boden zu versickern, landet es also im Gully. Die natürlichen Bodenfunktionen als Wasserspeicher und -filter gehen komplett verloren. Bei Starkregen oder langanhaltenden Niederschlägen ist das Entwässerungssystem schnell überlastet und das Wasser lässt die Keller volllaufen. Starkniederschläge, die durch den Klimawandel häufiger zu erwarten sind, können so weniger gut abgefedert werden.
Schottergärten können mit dem Bauordnungsrecht in Konflikt geraten
In den Bauordnungen der Länder ist vielfach vorgesehen, dass die nicht mit Gebäuden oder vergleichbaren baulichen Anlagen bebauten Flächen von Grundstücken wasseraufnahmefähig bleiben oder wasseraufnahmefähig gestaltet werden müssen und zu begrünen oder zu bepflanzen sind, soweit sich dadurch kein Konflikt zu einer anderen zulässigen Verwendung der Flächen ergibt. Baden-Württemberg hat in seinem Landesnaturschutzgesetz ausdrücklich klargestellt, dass Schotterungen zur Gestaltung von privaten Gärten grundsätzlich keine andere zulässige Verwendung in diesem Sinne sind.
Schottergärten können auch auf kommunaler Ebene rechtlich verboten werden
In einigen Städten in Deutschland wie Bremen oder Erlangen ist dies in Zusammenhang mit neuen Bauvorhaben bereits der Fall. Es ist anzunehmen, dass sich weitere Kommunen dieser Entscheidung anschließen werden. Das Bundesumweltministerium klärt im Rahmen der Kampagne "Wir schützen Insekten" über die nachteilige Auswirkung von Schottergärten auf die Umwelt auf.