Hintergrund zur Nationalen Wasserstrategie
Eine krisenfeste Strategie für unser Wasser
Wasser ist die Grundlage allen Lebens und eine unersetzliche Ressource für Natur und Menschen. Doch unsere Wasserressourcen geraten zunehmend unter Druck. Die Dürresommer zwischen den Jahren 2018 und 2022 hatten gravierende Auswirkungen auf so verschiedene Bereiche wie unsere Flora und Fauna, Landwirtschaft, wassergebundene Industrie, Handel sowie Transport und Verkehr in Deutschland. Als Folge der Klimakrise werden Hitze- und Dürreperioden aber auch Starkregen- und Hochwasserereignisse weiter immer häufiger auftreten. Dieser neuen Realität müssen wir uns stellen. Deswegen investieren wir jetzt in das Morgen und gehen mit der Nationalen Wasserstrategie gemeinsam die Wasserwende in Deutschland an. Damit auch in Zukunft Wasser überall versorgungssicher und bezahlbar bleibt.
Die Wasserwirtschaft steht in Deutschland vor großen Herausforderungen bei der Modernisierung und Anpassung ihrer Infrastrukturen und beim Gewässerschutz. Die Nationale Wasserstrategie sorgt nun systematisch für einen bewussteren Umgang mit der Ressource Wasser, die wir schätzen und daher schützen wollen: "Weil wir Wasser wertschützen", dafür diese Strategie.
"Um natürliche Wasserkreislaufe wiederherzustellen, wollen wir Wasser vor Ort speichern und nutzen. In dem auf dem Land natürliche Landschaften wiederbelebt werden, Städte wo es geht entsiegelt und begrünt werden, um Regenwasser zu speichern und so besser auf Starkregen vorbereitet zu sein: Zukunft Schwammstadt."
Bundesumweltministerin Steffi Lemke
Die Ziele der Nationalen Wasserstrategie
Die Nationale Wasserstrategie bündelt erstmals wasserbezogene Maßnahmen in allen relevanten Sektoren: Landwirtschaft und Naturschutz, Verwaltung und Verkehr, Stadtentwicklung und Industrie. Erstmals sind alle Akteure mit an Bord: Bund, Länder und Kommunen, die Wasserwirtschaft und alle wassernutzenden Wirtschaftsbereiche und Gruppen. Die Strategie trägt zentral dazu bei #WaterInAllPolicies zu verankern. Das bedeutet, Wasser ins Zentrum verschiedener Politikfelder zu rücken, die einen direkten oder indirekten Wasserbezug haben. Denn nur so kann die Wasserwende gelingen, um trotz Klimakrise und anderer Herausforderungen wasserresilient zu werden und unseren Bedarfen an eine belastbare Wasserversorgung dauerhaft gerecht bleiben zu können. Eben "weil wir Wasser wertschützen".
Gemeinsam wird bei der Umsetzung der Strategie daran gearbeitet, einen naturnahen Wasserhaushalt wiederherzustellen und die Wasserwirtschaft klimaresilient zu machen. Um für breite Unterstützung zu sorgen, hat das BMUV die Strategie innerhalb der Bundesregierung, aber auch mit Ländern und Verbänden, Fachleuten und Bürgerinnen und Bürgern abgestimmt.
Zentrale Ziele der Nationalen Wasserstrategie:
- Auch in 30 Jahren und darüber hinaus gibt es überall und jederzeit qualitativ hochwertiges und bezahlbares Trinkwasser in ausreichender Menge.
- Die Wasserqualität wird gesichert - Grundwasser und Gewässer wie Seen, Bäche, Flüsse und Meere werden sauberer. Die Abwasserentsorgung wird stärker nach dem Verursacherprinzip und auf Ressourceneffizienz ausgerichtet.
- Der naturnahe Wasserhaushalt wird gestärkt und wiederhergestellt.
- Die Infrastruktur der Wasserversorgung und Wasserentsorgung werden an die Folgen der Klimakrise angepasst.
Die Maßnahmen für eine moderne und sichere Wasserinfrastruktur
Die Wasserstrategie ist auf den Zeitraum bis 2050 ausgelegt. Um ihre Ziele zu erreichen, setzt sie auf einen Mix aus Förderung, rechtlichen Regelungen, Wissensaufbau und Dialog. Für zehn strategische Themenfelder wird beschrieben, wie unser Umgang mit Wasser zukunftsfähig werden kann. Dazu kommt ein Aktionsprogramm mit 78 konkreten Maßnahmen, an dessen Umsetzung wir sukzessive gemeinsam mit den Ländern, Kommunen und weiteren Stakeholdern der Wasserwirtschaft arbeiten.
Die Herausforderungen für die Wasserwirtschaft sind vielfältig und komplex. Entsprechend komplex und miteinander verzahnt sind die Lösungsansätze und Handlungsoptionen für die Transformation zu einer zukunftsfesten Wasserwirtschaft. Die strategischen Themen sind bewusst so gesetzt, dass sie Herausforderungen und Lösungsansätze sektor- beziehungsweise handlungsfeldübergreifend adressieren.
Infografik: Die zehn strategischen Themen der Nationalen Wasserstrategie
Die 10 Schwerpunkte der Nationalen Wasserstrategie:
Los geht's – gemeinsam von der Strategie zur Umsetzung
In einem ersten Aktionsprogramm sind Maßnahmen zusammengestellt, die in den Jahren bis 2030 schrittweise umgesetzt werden. Erste Umsetzungsschritte der Nationalen Wasserstrategie laufen bereits. Dazu zählen beispielsweise:
- Die Erarbeitung einer bundesweiten Leitlinie für den Umgang mit Wasserknappheit. Gemeinsam mit den Ländern und im Dialog mit den Interessengruppen soll ein einheitlicher Orientierungsrahmen für lokale oder regionale Priorisierungsentscheidungen geschaffen werden. Damit soll sichergestellt werden, dass jederzeit ausreichende, möglichst ortsnahe Ressourcen für die Trinkwasserversorgung zur Verfügung stehen.
- Die enge Verzahnung mit den Fördermitteln aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz. Dazu zählt auch eine Förderrichtlinie für klimabezogene Maßnahmen in der Gewässerentwicklung, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll.
- Die Transformation hin zu wassersensiblen Städten ist bereits angestoßen und der Bund unterstützt schon jetzt Kommunen, die eine wassersensible Stadtentwicklung vorantreiben. Bund und Länder arbeiten intensiv an der Umsetzung des Weißbuchs Stadtgrün und entwickeln ein Aktionsprogramm zur grün-blauen Infrastruktur, das Maßnahmen der Nationalen Wasserstrategie zur Umsetzung des Leitbilds "Wassersensible Stadtentwicklung" aufgreifen wird.
- Die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) entwickelt ein bundesweites, nutzergruppenspezifiziertes Niedrigwasserinformationssystem "NIWIS". Dieses Daten-, Analyse- und Berichtssystem soll als zentraler, öffentlich zugänglicher Daten- und Informationsknotenpunkt für Bund, Länder und andere Nutzerinnen und Nutzer dienen und unter anderem Informationen für Planungsentscheidungen bereitstellen.
- Das BMUV hat die Kommunikationsstrategie "Wasser" gestartet, um das Bewusstsein in der Gesellschaft zum Umgang mit der Ressource Wasser zu stärken.
- Zudem wird schon seit Verabschiedung der Nationalen Wasserstrategie im Forschungsbereich an vielen Grundlagen gearbeitet, die wesentliche Vorarbeiten für die Umsetzung von einzelnen Aktionen darstellen.
- Die Länder und Verbände als weitere relevante Akteure der Wasserwirtschaft haben sich ebenfalls bereits mit eigenen Projekten auf den Weg gemacht, um die Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie gemeinsam mit uns voranzutreiben.
Mit Dialogen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Entwurf
Die Nationale Wasserstrategie ist das Ergebnis intensiver Diskussionen mit Vertreterinnen und Vertretern von Bundesländern, beteiligten Verbänden, NGOs, der Wissenschaft und Bürgerinnen und Bürgern im Nationalen Wasserdialog sowie mit den Ressorts.
Der Entwurf einer Nationalen Wasserstrategie wurde innerhalb der Bundesregierung abgestimmt. Dazu erfolgte eine Anhörung der beteiligten Kreise, die bis 19. Dezember 2022 mit konkreten Hinweisen und Vorschlägen kommentieren konnten.
Vorausgegangen ist ein Entwurf des Bundesumweltministeriums, der beim 3. Nationalen Wasserforum am 8. Juni 2021 vorgestellt wurde. Grundlage des BMUV-Entwurfs für eine "Nationale Wasserstrategie" bildeten die Ergebnisse eines zweijährigen Nationalen Wasserdialogs, an dem über 200 Teilnehmende aus Wasserwirtschaft, Landwirtschaft und Forschung, aus Verbänden, Ländern und Kommunen beteiligt waren. Der Nationale Bürgerinnen und Bürger-Dialog "Wasser" steuerte weitere Ideen bei und sammelte die Forderungen der Bevölkerung an die Politik.
Die fachlichen Grundlagen für den Entwurf der Nationalen Wasserstrategie hat das Umweltbundesamt im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsvorhabens zusammengestellt. Diese umfassen die Informationen zum Zustand der Gewässer, zu den Herausforderungen und Anforderungen für die Wasserwirtschaft und den Gewässerschutz sowie zu Wassernutzungen in anderen Sektoren.