Rede von Steffi Lemke beim Projektbesuch des ANK-Modellvorhabens "Moorklimaschutz an der Ostseeküste"

04.10.2024
Steffi Lemke hält eine Rede.
Bundesumweltministerin Lemke hat einen Förderbescheid für das Projekt "Moorklimaschutz an der Ostseeküste" überreicht und eine Rede gehalten. Das zentrale Instrument für den Schutz der Moore ist die Nationale Moorschutzstrategie.

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrtes Projektteam – Herr Nikelski, Herr Voss, Herr Jurasinski,
sehr geehrter Herr Mothes,
liebe Moor-Begeisterte,

ich freue mich, heute bei Ihnen in Bresewitz zu sein und ich freue mich sehr, dass wir als BMUV hier ein Wiedervernässungsprojekt fördern, das ich mir später auch ansehen darf. Hier bei Ihnen an der Küste gibt es entlang der Bodden und Buchten viele Küstenmoore. Leider sind die meisten gar nicht mehr als solche zu erkennen. Sie sind eingedeicht und entwässert – wie die meisten Moore in Deutschland.

Um die Mitte des letzten Jahrhunderts, als man Moore im großen Stil entwässert hat, war das auch durchaus sinnvoll und nachvollziehbar. Man hielt das für die effektivste Art der Nutzung, schließlich ging es zunächst darum, Nahrungsmittel zu produzieren und den Hunger zu bekämpfen. Inzwischen wissen wir, dass wir mit der Entwässerung weit unter den Möglichkeiten der Moore bleiben. Moore können so viel mehr:

  • Moore sind riesige Wasserspeicher. Gerade erst haben wir wieder gesehen, wie Starkregen und Überflutungen Orte, Siedlungen und Landschaften zerstören können. Natürliche Wasserspeicher wie Moore oder Auen können für Entlastung sorgen und den Hochwasserscheitel entscheidend absenken.
  • Moore sind unverzichtbare Lebensräume für viele gefährdete Tiere und Pflanzen.
  • Moore regulieren den Wasserhaushalt und das lokale Klima. Das gespeicherte Wasser geben sie nur langsam wieder ab und schützen so vor Dürre. Die Verdunstung sorgt zudem vor Ort für Abkühlung.
  • Außerdem speichern Moore große Mengen an Kohlenstoff, den sie über Jahrtausende aus der Atmosphäre entnommen und eingebunden haben.

Moore sind also Teil der Lösung für viele aktuelle Herausforderungen. Aber nur, wenn sie nass sind. Entwässert werden sie vom Kohlenstoff-Speicher zur Emissionsquelle. Deswegen ist es so wichtig, dass Sie hier vor Ort schon mit der Wiedervernässung begonnen haben, und deswegen unterstützen wir Sie dabei. Wir wollen die Stärken der Moore, ihre vielen Funktionen in Zukunft viel besser nutzen.

Der Gedanke, die Natur zu stärken und wiederherzustellen, damit wir im Gegenzug ihre vielen Leistungen für uns sichern, setzt sich auch international immer mehr durch.

Er steht im Kern der EU-Wiederherstellungsverordnung, die im August in Kraft getreten ist. Derzeit arbeiten wir an den Plänen zur Umsetzung der Verordnung.

Ende Oktober werde ich zur nächsten Weltnaturkonferenz in Kolumbien reisen. Dort wird es darum gehen, die Umsetzung der Beschlüsse von Montreal vor zwei Jahren voranzutreiben, und auch dabei spielt die Wiederherstellung geschädigter Natur eine große Rolle.

Als Bundesumweltministerium haben wir verschiedene Programme aufgelegt, um Moore als Lebensräume zu schützen und zu erhalten, geschädigte Moore wiederherzustellen und − ganz wichtig – auch eine nachhaltige Bewirtschaftung wiedervernässter Moorböden voranzubringen.

Das Dach für diese Aktivitäten ist das ANK, des Aktionsprogramms Natürlicher Klimaschutz. Damit verfolgen wir das Ziel, unsere Ökosysteme zu stärken und gleichzeitig die Klimakrise zu bekämpfen. Das zentrale Instrument für den Schutz der Moore ist die Nationale Moorschutzstrategie. Sie beinhaltet alle notwendigen Schritte, um Moore zu stärken, langfristig wiederherzustellen und ihre nachhaltige Nutzung zu fördern. Dabei setzt sie vor allem auf Kooperation. Mit der Strategie wenden wir uns an alle beteiligten Akteure: die örtliche Bevölkerung, Flächeneigentümerinnen und -eigentümer und diejenigen, die die Flächen derzeit bewirtschaften. Gemeinsam wollen wir Konzepte für eine nachhaltige Nutzung nasser Moore entwickeln und dafür sorgen, dass sie auch wirtschaftlich tragen.

Außerdem unterstützt das Bundesumweltministerium seit Anfang September den Moorbodenschutz mit zwei neuen Förderrichtlinien.

Erstens: Förderprogramm 1.000 Moore

Das Förderprogramm "1.000 Moore" konzentriert sich auf kleine, ökologisch wichtige Moore, die nicht land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden. Gefördert werden Maßnahmen zur Wiedervernässung. Sie sollen einen dauerhaften Beitrag zur Minderung der Treibhausgas-Emissionen und zur Bindung von Kohlenstoff in Mooren leisten. Und: Die geförderten Vorhaben sollen die moortypische Artenvielfalt stärken.

Zweitens: InAWi

Das zweite Förderprogramm trägt den schönen Titel "Information, Aktivierung, Steuerung und Unterstützung von Maßnahmen zur Wiedervernässung von Moorböden", kurz InAWi. Es soll dabei helfen, dass Bund und Länder das Ziel erreichen, das sie sich 2021 gesetzt haben: Die jährlichen Treibhausgas-Emissionen aus Moorböden sollen um fünf Millionen Tonnen CO2-Äquivalente bis 2030 zurückgehen. Damit dies gelingt, müssen Wiedervernässungsmaßnahmen vor Ort gut vorbereitet und begleitet werden. Menschen und Institutionen vor Ort sollen darin gestärkt werden, diesen Weg mitzugestalten. Dabei unterstützt das Programm: zum Beispiel durch Qualifizierungsmaßnahmen für Verwaltung und Verbände, die Förderung von Konzepten für den Moorbodenschutz oder die Förderung des Einsatzes von Moorbodenschutz-Managern.

Hier an der Ostseeküste haben Sie schon damit begonnen, den Moorschutz in die Praxis umzusetzen – damit die Moore wieder ihre Wirkung als Klimaschützer, als Orte der Artenvielfalt, als Wasserspeicher entfalten können.

Ich danke allen, die das Projekt "Moorklimaschutz an der Ostseeküste" auf die Beine gestellt haben: der Ostseestiftung, dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung, und der Universität Greifswald. Ich freue mich sehr, dass wir Ihr Projekt als Modellvorhaben mit knapp 28 Millionen Euro aus dem ANK fördern können. Ich bin sehr gespannt auf unseren kleinen Ausflug gleich, bei dem wir gemeinsam eine bereits wiedervernässte Moorfläche besuchen und einen Eindruck davon bekommen, wir es hier vielleicht früher einmal ausgesehen hat und wie es in ein paar Jahren aussehen könnte.

Ich wünsche Ihnen für Ihr Projekt viel Erfolg!

Informationen

Natürlicher Klimaschutz

Natur stärken – Klima schützen

04.10.2024 | Rede Naturschutz
https://www.bmuv.de/RE11152
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