Mit finanzieller Unterstützung des Bundesumweltministeriums (BMU) ist in der deutsch-polnischen Grenzstadt Guben/Gubin das erste grenzüberschreitende Umweltprojekt dieser Region entstanden. Die beiden Städte teilen sich eine gemeinsame Kläranlage für 90.000 Einwohnerwerte. Das im polnischen Gubin errichtete Werk reinigt zu etwa zwei Dritteln seiner Kapazität auch Abwässer aus dem deutschen Guben und der Umgebung. Der Vorstand der Betreibergesellschaft ist paritätisch mit einem deutschen und einem polnischen Geschäftsführer besetzt.
Die Bundestagsabgeordnete Waltraud Lehn (SPD), die heute gemeinsam mit Vertretern des BMU und der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) das Gemeinschaftsklärwerk besichtigte, würdigte das Projekt als "Musterbeispiel für die deutsch-polnische Umweltzusammenarbeit auf kommunaler Ebene". Frau Lehn, die dem Haushaltsausschuss des Bundestags angehört und Berichterstatterin für den Etat des BMU ist, unterstützte nachdrücklich das Engagement deutscher Stellen bei der Finanzierung des Projekts: "Eine moderne Umweltinfrastruktur ist eine wichtige Voraussetzung für die Verbesserung auch der wirtschaftlichen Situation beiderseits der Neiße." Neben der Europäischen Union beteiligten sich die Deutsche Ausgleichsbank und das Land Brandenburg an der Finanzierung. Das Bundesumweltministerium steuerte rund 6,4 Millionen Mark aus seinem Umweltinvestitionsprogramm bei.
Nach den Worten von Rainer Hinrichs-Rahlwes, Leiter der Zentralabteilung des BMU, gehört das Gemeinschaftsklärwerk Gubin zu den modernsten Anlagen dieser Art in Polen. Es erfülle mit Blick auf den angestrebten EU-Beitritt Polens bereits heute EU-Umweltstandards und trage zu einer deutlichen Schadstoffentlastung von Neiße, Oder und damit auch der Ostsee bei. Die Realisierung des Projekts sei dem beispielhaften Engagement aller Beteiligten, insbesondere der Bürgermeister der Kommunen auf der deutschen und polnischen Seite, zu verdanken. "Mit dem gemeinsamen Bau und Betrieb der Anlage wird ein Weg aufgezeigt, wie ökonomische, rechtliche, aber mitunter auch psychologische Schwierigkeiten einer projektbezogenen grenzübergreifenden Zusammenarbeit erfolgreich bewältigt werden können", so Hinrichs-Rahlwes.
Frau Lehn bezeichnete das Projekt als "deutliche Absage an nationalistisches Denken und Kleinstaaterei". "Hier wird für jeden deutlich sichtbar, dass von einer nachbarschaftlichen Verständigung und Zusammenarbeit beide Seiten - Deutsche und Polen - erhebliche Vorteile haben. Insofern wirkt dieses Projekt auch als ganz praktisches Argument gegen rechte Parolen," so Waltraud Lehn.