Neue Naturschutz-Projekte: Zehn Mal mehr biologische Vielfalt vom Bahnhof bis zur Küste

17.02.2021
Roter Schmetterling auf den weißen Blüten eines Obstbaumes
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: Nr. 024/21
Thema: Naturschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Leitung: Svenja Schulze
Amtszeit: 14.03.2018 - 08.12.2021
19. Wahlperiode: 14.03.2018 - 08.12.2021
Das BMU und das BfN fördern zehn neue Naturschutzprojekte in ganz Deutschland im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Vor zehn Jahren startete das finanzstärkste Naturschutz-Förderprogramm des Bundes.

Das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördern zehn neue Naturschutzprojekte in ganz Deutschland im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Vor zehn Jahren, am 15. Februar 2011, startete das heute finanzstärkste Naturschutz-Förderprogramm des Bundes. Die Bandbreite der neuen Projekte für biologische Vielfalt reicht vom Aktionsplan für den Zwergschwan über wildbienengerechte Stadtplanung mithilfe künstlicher Intelligenz bis zum Großprojekt zur Wiederbelebung der Natur an der deutschen Ostseeküste. Ein Schwerpunkt ist der Insektenschutz. Er wird sowohl mit konkreten Maßnahmen etwa an Bahnhöfen vorangebracht als auch mit Umweltbildungsangeboten umgesetzt, bei denen Erwachsene und Schüler*innen lernen, wie wichtig Insekten sind.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Gerade haben wir das Insektenschutzgesetz im Kabinett beschlossen, um Bienen, Hummeln und Co. künftig besser zu schützen. Mit unseren neuen Förderprojekten zeigen wir ganz konkret, wie man Insekten- und Naturschutz kreativ umsetzt: Mit insektenfreundlichen Lebensräumen in der Stadt, mit einer Bahnhofsbeleuchtung, die Insekten nicht schadet, mit spielerischen Lernangeboten für Schulen, wie man beispielsweise Hummeln helfen kann. Die Projekte gehen weit über lokale Maßnahmen hinaus und entwickeln überregionale Strahlkraft. Seit zehn Jahren ist das Bundesprogramm biologische Vielfalt damit erfolgreich – auch dank unzähliger Engagierter aus dem Naturschutz, den Kommunen, der Landwirtschaft, aber auch aus Unternehmen, Wissenschaft und der breiten Öffentlichkeit. Gemeinsam können wir unsere Arten und Ökosysteme schützen, und damit letztlich auch unsere eigene Lebensgrundlage."

BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: "Die neuen Projekte veranschaulichen die Bandbreite, die das Förderprogramm abdeckt, sehr gut: Von verschiedenen Insektenschutzmaßnahmen über Naturerlebnisangebote für sozioökonomisch benachteiligte Menschen bis hin zum bundesweiten Aktionsplan für den Zwergschwan, dessen Bestände hierzulande immer stärker zurückgehen. Die Fülle der Maßnahmen und Ideen zeigt, worum es uns im Förderprogramm geht: Die biologische Vielfalt kann nur geschützt und erhalten werden, wenn wir das Bewusstsein für ihren unermesslichen Wert in der Gesellschaft stärken und dazu viele Beteiligte ins Boot holen. Rund 120 Millionen Euro Bundesmittel sind seit dem Start des Bundesprogramms Biologische Vielfalt am 15. Februar 2011 in das finanzstärkste Förderprogramm für den Naturschutz geflossen. 121 konkrete Projekte mit 314 Teilvorhaben in allen 16 Bundesländern kamen dem Schutz von Arten, Lebensräumen und Ökosystemleistungen bislang zugute und haben zugleich das Bewusstsein für das Thema Naturschutz gestärkt."

Die neuen Projekte auf einen Blick:

Lebensräume

Im Projekt "MehrArtenRäume" der Stadt Solingen werden insektenfreundliche Lebensräume gestaltet, die gleichzeitig unterschiedliche Freiraumfunktionen übernehmen: Sie bieten Raum für Spiel und Erholung, regulieren den Regenabfluss und begünstigen das Mikroklima. Im städtischen Bereich sollen die „MehrArtenRäume“ Begegnungen von Jung und Alt in und mit der Natur ermöglichen sowie die gesellschaftliche Teilhabe und die Umweltsensibilität fördern. „MehrArtenRäume“ sind damit multifunktionale Freiräume mit guten Lebensbedingungen für Insekten und Möglichkeiten zum Naturerleben für Menschen. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt mit rund 311.000 Euro.


Naturbewusstseinsbildung

Für das Projekt "ProInsekt" konzipiert das Centrum für Naturkunde der Universität Hamburg in Kooperation mit Partnern aus dem Verbund der norddeutschen naturkundlichen Museen und Sammlungen (NORe) eine Wanderausstellung, die die faszinierende Insektenwelt vorstellen, Vorurteile abbauen und die Bevölkerung zum Schutz dieser von einem starken Artenrückgang betroffenen Tiergruppe anregen soll. Originalpräparate, vergrößerte Modelle, Medienstationen mit 3D-Scans und 3D-Stackingfotos, Videos und Animationen sollen Begeisterung für die Insektenwelt wecken. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit rund 512.000 Euro. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) beteiligt sich an der fachlichen sowie der finanziellen Förderung mit weiteren 229 Tausend Euro.


Artenschutz

Im "Zwergschwan"-Projekt entwickelt das Michael-Otto-Institut im NABU ein bundesweites Schutzkonzept für die bedrohte Zugvogelart in Deutschland. Rund die Hälfte der in Nordwesteuropa beheimateten Zwergschwäne rastet in Deutschland auf dem Weg in die Überwinterungsgebiete, weshalb die Art zu den sogenannten Verantwortungsarten Deutschland zählt. Projektziel ist es, die Gründe für die sinkenden Bestandszahlen aufzudecken und mit geeigneten Maßnahmen die Bestände wieder ansteigen zu lassen. Das Vorhaben in Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein wird mit 1,37 Millionen Euro durch das Bundesumweltministerium gefördert.


Umweltbildung

"Mach‘s möglich" – so lautet der Titel des Vorhabens, das vom Nell-Breuning-Haus gemeinsam mit der Katholischen Hochschule NRW im Bistum Aachen durchgeführt wird. Die Städteregion Aachen kämpft mit relativ hoher Langzeitarbeitslosigkeit und großen sozialen Problemen. Bislang gibt es für sozioökonomisch benachteiligte Menschen kaum Umweltbildungsangebote, daher will das Projektteam in Zusammenarbeit mit Fachkräften der sozialen Arbeit und Naturschutzpädagog*innen eine geeignete Form der Naturpädagogik modellhaft entwickeln. Geplant sind niederschwellige, altersübergreifende Angebote. Diese werden erlebnispädagogisch und partizipativ ausgerichtet, um auch außerhalb der bislang fokussierten Zielgruppen des Naturschutzes das Bewusstsein für biologische Vielfalt zu fördern. Dafür stellt das Bundesumweltumweltministerium rund 294.000 Euro zur Verfügung.


Biotopverbund

Das Projekt "Vernetzte Vielfalt an der Schatzküste" in der "Westvorpommerschen Boddenlandschaft und Rostocker Heide", einem Hotspot der Biodiversität in Mecklenburg-Vorpommern, will die biologische Vielfalt durch die Entwicklung eines übergreifenden Biotopverbundsystems sichern. Die Region ist mit ihrer einzigartigen Küstenlandschaft mit Bodden, Wieken, Inseln und Halbinseln, Flach- und Steilküsten, Salzwiesen und -röhrichten, Mooren und Erlenwäldern eine Schatztruhe der Natur. Durch eine starke Übernutzung der Landschaft ist die für Deutschland einzigartige biologische Vielfalt im Hotspot allerdings stark gefährdet. In enger Abstimmung mit beteiligten Kommunen und regionalen Akteuren werden von der Ostseestiftung und sieben weiteren Partnern zahlreiche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, um Tieren und Pflanzen wieder die Möglichkeit zu geben, sich im Hotspot auszubreiten. Das Bundesumweltministerium fördert das Vorhaben mit 7,5 Millionen Euro.


Künstliche Intelligenz

Das Julius Kühn-Institut (JKI), die Technische Universität Ilmenau (TUI) und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) entwickeln im gemeinsamen Vorhaben "BeesUp" ein intelligentes KI-gestütztes Planungswerkzeug zur wildbienengerechten Flächengestaltung und Städteplanung. Denn nur wenige Spezialisten, Wissenschaftler und Planer verfügen über die artspezifischen Kenntnisse der über 560 in Deutschland heimischen Wildbienen, die notwendig sind, um bundesweit geeignete Maßnahmen zu ihrem Erhalt umzusetzen. Das Tool soll für 300 Wildbienenarten Parameter der Flächennutzung und des Standorts mit den artspezifischen Ansprüchen von Wildbienen und den Ansprüchen der spezifischen Pollen- und Nektarpflanzen verknüpfen. Darüber hinaus wird eine ebenfalls digitale App zur halbautomatischen Wildbienenbestimmung anhand von Fotos entwickelt. 3,57 Millionen Euro erhält das Projekt aus Mitteln des Bundesumweltministeriums.


Artenkenntnis

Für mehr Artenkenntnis setzt sich auch die NABU|naturgucker-Akademie ein: Im Projekt soll die Zahl und die Fachkenntnis von naturinteressierten Menschen unterschiedlicher Kenntnisniveaus durch qualifizierte, ausschließlich digitale Ausbildungsangebote erhöht werden. Dafür baut die gemeinnützige Gesellschaft naturgucker.de eine rein virtuelle Akademie mit digitalen Kursen, Webseminaren, Foren und Apps auf. Das Bildungsangebot reicht von niedrigschwelligen Hilfsangeboten bis hin zu sehr speziellen Lerninhalten mit Expertenwissen. Die stufenweise Konzeption der Angebote, bei dem die Kurse aufeinander aufbauen, unterstützt die Lernenden in ihrem Lernprozess, den sie nach eigenem Interesse und persönlichen Ressourcen gestalten können. Das Bundesumweltministerium fördert die digitale Akademie mit fast 2,1 Millionen Euro.


Engagement für Insekten

Im biologiedidaktischen Projekt "Hummeln helfen!" setzen sich Schulen im Rhein-Main-Gebiet für den Schutz von Hummeln und anderen Wildbienen ein. Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz macht Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen fit für eigenes Engagement: Sie untersuchen ihr Schulgelände, ziehen Erkenntnisse aus ihren Beobachtungen und entwickeln geeignete Maßnahmen, um über Insektenvielfalt aufzuklären und den Schutz von Insekten zu fördern. Dazu entwickelt die Uni Unterrichtsmaterialien, mit denen die Klassen eigene Beobachtungen und Messungen an lebenden Insekten und ihren Lebensräumen durchführen und ihre Daten auswerten können. Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt mit 338.495 Euro.


Sensibilisierung für Naturschutz

Mit "Next Exit Biodiversity" greift ECOMOVE International e.V. den Trend von Escape-Room-Spielen auf und entwickelt ein innovatives Spielekonzept, mit dem Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen I und II für den Schutz der Natur und den Erhalt der biologischen Vielfalt sensibilisiert werden sollen. Thematisch wird sich das Spiel mit der Biodiversität und den Auswirkungen ihres Rückgangs im Alltag befassen. Umfangreiche pädagogische Begleitmaterialien unterstützen die Einbindung des Themas in den Unterricht und sollen zu naturschutzorientiertem Handeln im schulischen und privaten Umfeld animieren. Das innovative Projekt überträgt einen Spieltrend auf Bildung für nachhaltige Entwicklung und greift ein zunehmendes Umweltbewusstsein der jungen Generation auf. "Next Exit Biodiversity" erhält 310.000 Euro Förderung durch das Bundesumweltministerium.


Insektenschutz

Mit "Insektenschutz an Bahnhöfen" befasst sich das Deutsche Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) und untersucht den Einfluss verschiedener aktuell zugelassener Beleuchtungssysteme an Bahnhöfen auf die Insektenvielfalt. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse werden Maßnahmen entwickelt, mit denen die Beeinträchtigung von Insekten durch Beleuchtung verringert werden kann. Durch das Projekt wird eine wissenschaftliche Datengrundlage erarbeitet, die es ermöglicht, Handlungsempfehlungen und Hinweise zu technischen und rechtlichen Möglichkeiten zum Schutz der biologischen Vielfalt zu geben und die bestehenden Regelwerke und Qualitätskriterien für die Bahnhofsbeleuchtung zu erweitern. Das Projekt erhält 1,3 Millionen Euro Förderung durch das Bundesumweltministerium.

Zehn Jahre Bundesprogramm Biologische Vielfalt – #10jahrebpbv

Seit zehn Jahren unterstützt das Bundesprogramm zur Biologischen Vielfalt die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS). Am 15. Februar 2011 wurde die Förderrichtlinie des größten deutschen Förderprogramms für den Naturschutz veröffentlicht, seitdem sind rund 120 Millionen Euro Bundesmittel in mehr als 120 Projekte mit 314 Teilvorhaben geflossen, die bundesweit zum Schutz von Arten, Lebensräumen und Ökosystemleistungen umgesetzt wurden. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Neue Projektideen können jederzeit eingereicht werden. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.

17.02.2021 | Pressemitteilung Nr. 024/21 | Naturschutz
Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesamt für Naturschutz
https://www.bmuv.de/PM9450
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