Bundesumweltministerium unterstützt Partnerländer bei der Bewältigung der COVID-19 Auswirkungen mit zwei globalen Biodiversitäts-Initiativen
Mit insgesamt 35 Millionen Euro aus Mitteln der Internationalen Klimaschutzinitiative unterstützt das Bundesumweltministerium Partnerländer dabei, negative Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die biologische Vielfalt zu mindern und gleichzeitig zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung beizutragen. Die "Biodiversity Finance Initiative" wird dabei helfen, COVID-19 bedingte Finanzierungslücken zum Schutz der biologischen Vielfalt auszugleichen. Die "Indigenous Peoples' and Community Conserved Territories and Areas Global Support Initiative" wird gefördert, um die besonders gefährdete indigene Bevölkerung in 45 Partnerländern beim Kampf gegen Corona und für mehr Naturschutz zu unterstützen. Beide Initiativen werden im Rahmen des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) durchgeführt. Auf dem Weg zur 15. Vertragsstaatenkonferenz für biologische Vielfalt (CBD) im kommenden Jahr unterstreicht die Bundesregierung damit ihr Engagement zur Erhaltung der biologischen Vielfalt und zu einer besseren Pandemieprävention.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Die Coronakrise zeigt uns eindrücklich, dass wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen und die Biodiversität besser schützen müssen, um künftigen Pandemien besser vorzubeugen. Wir sind gut beraten, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Entstehung von Pandemien ernst zu nehmen und neben der aktuellen Krisenbewältigung auch hier rechtzeitig zu handeln. Die Prävention künftiger Pandemien beginnt jetzt: Indem wir gegen die Naturzerstörung bei uns und weltweit angehen und die menschengemachten globalen Umweltveränderungen reduzieren. Dabei sollen die globalen Biodiversitäts-Initiativen gezielt helfen. Denn die Naturzerstörung ist die Krise hinter der Krise."
Dafür sind große Investitionen nötig. Aber verglichen mit den Kosten einer Pandemie sind die Kosten für die Vorbeugung deutlich geringer. Expertinnen und Experten des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) haben in einem Ende Oktober vorgelegten Workshopbericht davor gewarnt, dass das Risiko von Virenübertragung von Tier auf Mensch steigt, je weiter der Mensch in natürliche Ökosysteme eingreift und so die Barrieren zwischen Krankheitserregern und dem Menschen abgebaut werden. Der Bericht warnt auch davor, dass Pandemien infolge der Naturzerstörung in Zukunft noch häufiger auftreten könnten. Die Ursachen für Pandemien sind die gleichen, die auch zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen – allen voran das Eindringen des Menschen in vormals intakte Ökosysteme, etwa durch die weltweite Ausdehnung und Intensivierung der Landwirtschaft sowie den unregulierten Handel mit Wildtieren.
Zusätzlich reduzieren weltweit COVID-19 bedingte Einsparungen im Umweltsektor, Quarantänen und ausbleibende Einkommensquellen aus dem Tourismus die für den Naturschutz verfügbaren Gelder drastisch. Aktuell werden weltweit unter den Vorzeichen von Wirtschaftseinbrüchen und sozialen Notsituationen Maßnahmen beschlossen, um die Wirtschaft nach der Pandemie möglichst schnell wieder zu beleben. Nicht immer wird die Erhaltung der biologischen Vielfalt dabei mitgedacht. Die Finanzierung für den Erhalt, die nachhaltige Nutzung und die Wiederherstellung von Ökosystemen gerät vielerorts ins Stocken – obwohl die Pandemie gezeigt hat, wie eng die Gesundheit von Mensch, Tier und Natur miteinander zusammenhängen.
Um diesen Trends entgegenzuwirken, fördert das Bundesumweltministerium zwei globale Initiativen des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP): 20 Millionen Euro fließen in die von UNDP geleitete Biodiversitätsfinanzierungsinitiative BIOFIN. Seit 2012 unterstützt BIOFIN mittlerweile mehr als 30 Länder, um finanzielle Ressourcen für den Biodiversitätsschutz zu mobilisieren. Denn für die Umsetzung des Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD) und seines neuen globalen Rahmenwerkes nach 2020 sind vor allem ausreichende Investitionen notwendig. Deshalb werden Partnerländer dabei unterstützt, innovative und transformative Finanzierungslösungen umzusetzen, auch um COVID-19 bedingte Einnahmeausfälle auszugleichen. Die Maßnahmen reichen von Kampagnen zur Mobilisierung von Ressourcen für Schutzgebiete vor Ort bis hin zur Beratung von Finanzierungs-, Planungs- und Umweltministerien, um Naturschutz und Umweltthemen stärker bei der Erarbeitung von Konjunkturprogrammen zu integrieren. Durch die enge Zusammenarbeit mit Zentral- und Entwicklungsbanken wie auch mit den Finanzministerien der BIOFIN-Partnerländer soll das Potenzial des Finanz- und Privatsektors entwickelt werden, mittelfristig einen größtmöglichen Beitrag zu einer klima- und biodiversitätsfreundlichen Erholung von der COVID-19 Pandemie zu leisten.
Mit der zweiten Phase der bereits 2013 initiierten Initiative "Indigenous Peoples' and Community Conserved Territories and Areas Global Support Initiative" (ICCA GSI) wird schnelle und direkte Unterstützung für indigene und lokale Gemeinschaften geleistet. Mit zusätzlich 15 Millionen Euro wird die Initiative die Gemeinschaften in 45 Entwicklungs- und Schwellenländern weltweit dabei unterstützen, die aktuelle Krise zu bewältigen. Der Schutz und die Stärkung dieser vulnerablen Gruppen sind auch eine Schlüsselmaßnahme bei der Pandemieprävention: Lokale Gemeinden und indigene Gruppen tragen mit dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung ihrer Territorien maßgeblich zur Erhaltung natürlicher Ökosysteme bei und können so das Risiko reduzieren, dass sich Krankheiten vom Tierreich auf den Menschen übertragen. Sensibilisierungskampagnen, die Entwicklung alternativer biodiversitätsfreundlicher Einkommensquellen bis hin zu Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungssicherheit werden durch die Finanzierung von Kleinprojekten unterstützt. Auch werden die Rechte von indigenen und lokalen Gemeinschaften, national und international gestärkt. Denn sie sind entscheidende Partner für einen effektiven Natur- und Klimaschutz.
Langfristig wird so ein wichtiger Beitrag zur Umsetzung der CBD und des "Leaders Pledge for Nature" geleistet. Dem "Leaders Pledge for Nature" haben sich 80 Staats- und Regierungschef*innen aus aller Welt sowie zahlreiche nichtstaatliche Organisationen im Vorfeld des Biodiversitätsgipfels der Vereinten Nationen im September 2020 verpflichtet. Bundeskanzlerin Merkel ist dieser freiwilligen Selbstverpflichtung für die Bundesregierung beigetreten.