Neues Projekt soll Umdenken und Mitmachen in den Gemeinden fördern
Einzelne blütenreiche Flächen reichen nicht aus, um die biologische Vielfalt wirkungsvoll zu fördern und dauerhaft zu schützen. Deshalb will der Main-Kinzig-Kreis im Projekt "Main.Kinzig.Blüht.Netz." zusammen mit dem örtlichen Landschaftspflegeverband deutlich mehr Flächen insektenfreundlicher gestalten und miteinander vernetzen. Die Kommunen im Landkreis wie auch weitere Akteure, die Flächen bewirtschaften und verwalten, erhalten hierfür eine umfassende Beratung und werden bei der Umsetzung begleitet. Parallel dazu werden Interessierte zu "Blühbotschafterinnen und Blühbotschaftern für die Insektenvielfalt" ausgebildet. Das Vorhaben ist im Juli 2020 gestartet und wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bis Dezember 2025 durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit in Höhe von 1,1 Millionen Euro gefördert.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Gerade in den Kommunen brauchen wir mehr Insektenvielfalt. Das Projekt 'Main.Kinzig.Blüht.Netz.' zeigt, wie wir Lebensräume für Insekten hier gezielt schützen, entwickeln und vernetzen können. Es soll den Insektenschutz als Grundgedanken in den Kommunen im Landkreis, in ihren Bau- und Betriebshöfen verankern. Wichtig ist, dass diejenigen, die öffentliche Grünflächen bewirtschaften, tatsächlich wissen, was man für mehr Insektenvielfalt tun kann. Oft genügen schon kleine Änderungen bei der Pflege, um diese Flächen ohne hohen finanziellen Aufwand insektenfreundlicher zu gestalten."
BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: "Der Schutz der Insektenvielfalt erfordert vielfältige Akteure. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt deshalb darauf, Ehrenamtliche und Umweltbeauftragte der Gemeinden zu 'Blühbotschafterinnen und Blühbotschaftern für die Insektenvielfalt' auszubilden. Sie werden künftig die Kommunen und die Öffentlichkeit beraten und informieren und so für die Notwendigkeit wilderer Flächen für die Insektenvielfalt werben – und zwar langfristig, über den Förderzeitraum des Projektes hinaus."
Der Main-Kinzig-Kreis in Hessen führt das Projekt gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis e. V. durch. Bis Ende 2025 sollen im ganzen Landkreis zahlreiche insektenfreundliche Lebensräume entstanden und vernetzt werden. Im Fokus stehen vor allem Flächen wie Straßen- und Wegränder, Feldraine, Böschungen aller Art und andere Rest- oder Brachflächen. Gemeinsam mit den jeweils zuständigen Akteuren werden geeignete Flächen im Siedlungsbereich und insbesondere auch außerhalb der Siedlungen ausgewählt, passende Maßnahmen entwickelt– und Pflegekonzepte aufgestellt. Dazu gehören etwa das Ausbringen von Saat- oder Mahdgut oder der Austausch von Bodensubstrat. Zusätzlich sind regelmäßig Schulungen zu ökologischen Zusammenhängen und übergreifenden Fragen bei der Umwandlung von Flächen für das mit der Umsetzung betraute Personal geplant. Die Ausbildung beziehungsweise das Engagement der "Blühbotschafterinnen und Blühbotschafter für die Insektenvielfalt" ist mit all diesen Aktivitäten eng verknüpft.
Ein weiterer Projektschwerpunkt ist die umfangreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit der insbesondere die Bürgerinnen und Bürger vor Ort angesprochen werden sollen. Mit Plakatausstellungen, einer Festveranstaltung und Vorträgen wirbt der Landkreis im Projekt nicht nur für die Akzeptanz von "wilden" Flächen, sondern will auch dazu anregen, in den eigenen Gärten und auf den Balkonen selbst aktiv zu werden. Unter anderem soll zur Information der Fachöffentlichkeit eine Tagung durchgeführt werden und die Projektidee auch über die Region hinaus bekannt gemacht werden.
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.