Erste Insektenschutzprojekte aus thematischem Förderaufruf des Bundesprogramms Biologische Vielfalt gehen an den Start
Insektenschutz im großen und im kleinen Maßstab – darum geht es in drei neuen Projekten im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, die mit knapp zehn Millionen Euro durch das Bundesumweltministerium gefördert werden. Heute hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze im Rahmen der Grünen Woche in Berlin die Förderbescheide übergeben. Die Bandbreite der Vorhaben reicht von der Rettung einer extrem seltenen Insektenart über die Entwicklung einer insektenfreundlichen Grünlandwirtschaft bis hin zu Modellverfahren zum Schutz und zur Förderung der Insektenfauna in Biosphärenreservaten.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Seit Kabinettsbeschluss des Aktionsprogramms Insektenschutz im September 2019 steht fest, was der Bund für den Schutz von Insekten und ihrer Vielfalt unternehmen wird. Die Umsetzung des Programms ist nun in vollem Gange. Um das Insektensterben zu stoppen, benötigen wir jedoch tatkräftige Unterstützung aus der gesamten Gesellschaft. Die drei neuen Projekte im Bundesprogramm Biologische Vielfalt zeigen, wie Insektenschutz in der Praxis ganz konkret gestaltet werden kann. Viele weitere Projekte werden folgen: Über unser Bundesprogramm werden in den nächsten sechs bis acht Jahren etwa 60 Millionen Euro in den Insektenschutz fließen – ein erheblicher Beitrag zur Erreichung der Ziele des Aktionsprogramms Insektenschutz!"
Bundesumweltministerin Schulze hatte als Sofortprogramm seit 2018 zusätzliche Fördergelder für Insektenschutzprojekte im Bundesprogramm Biologische Vielfalt bereitgestellt und gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) dazu aufgerufen, Projektideen einzureichen. Die im BMU-Förderprogramm bereitgestellten Mittel wurden mit Beschluss des Aktionsprogramms Insektenschutz nochmals aufgestockt. Die geförderten Vorhaben werden vom BfN inhaltlich begleitet.
BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: "Der Aufruf zur Einreichung von Praxisprojekten zum Insektenschutz hatte mit rund 100 Bewerbungen eine erfreuliche Resonanz. Bereits die ersten drei Vorhaben, die nun an den Start gehen, verdeutlichen die enorme Bandbreite und die Möglichkeiten unseres Förderprogramms. Über 25 weitere Projekte sollen in diesem Jahr noch folgen. Über die Einreichung guter und innovativer Projektideen zum Insektenschutz im Bundesprogramm Biologische Vielfalt freuen wir uns auch weiterhin."
Mit den nun startenden Projekten werden zahlreiche Aspekte des praktischen Insektenschutzes abgedeckt:
Ziel des Projektes "Biosphärenreservate als Modelllandschaften für den Insektenschutz" ist, standort- und betriebsspezifische Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung der Insektenfauna in Kulturlandschaften zu erarbeiten und umzusetzen. Die modellhaft erarbeiteten Methoden und Vorgehensweisen sollen auf alle weiteren Biosphärenreservate und Naturparke Deutschlands übertragbar sein. Das Projekt wird vom WWF Deutschland durchgeführt und vom Bundesumweltministerium mit knapp sechseinhalb Millionen Euro gefördert. Verbundpartner sind die Nationalen Naturlandschaften e. V., die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V.
Das Projekt "Insektenfreundliches Günztal – naturschonende Grünlandwirtschaft im Biotopverbund" wird von der Stiftung Kulturlandschaft Günztal im Verbund mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Universität Osnabrück durchgeführt. Ziel des Vorhabens, das vom Bundesumweltministerium mit mehr als zweieinhalb Millionen Euro gefördert wird, ist es, in einem der größten Grünlandgebiete Deutschlands modellhaft insektenfreundliche Bewirtschaftungsmethoden und Extensivierungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Dabei setzt das Projekt auf die Aufklärung und Zusammenarbeit mit den Landwirtinnen und Landwirten vor Ort und eine ökonomische Tragfähigkeit der Maßnahmen.
Das Projekt mit dem Titel "Art- und Lebensraumerhaltung: Säume – Vielfalt rund um die Essigrosen-Dickfühlerweichwanze (Excentricus planicornis)" wird vom Institut für Biodiversitätsinformation e. V. im Verbund mit der Universität Würzburg durchgeführt und mit 750.000 Euro vom Bundesumweltministerium gefördert. Die Biologie der seltenen Wanze, die an wärmeliebende Säume gebunden ist, soll weiter erforscht und ein nachhaltiges Pflegekonzept erarbeitet werden, das auch viele weitere typische Arten dieses Lebensraumes berücksichtigt.
Alle drei Projekte werden über eine Laufzeit von sechs Jahren bis Dezember 2025 gefördert.
Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.