BMU und BfN fördern insektenfreundliche Straßenbeleuchtung

05.09.2019
Brauner Schmetterling
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: Nr. 148/19
Thema: Naturschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit
Leitung: Svenja Schulze
Amtszeit: 14.03.2018 - 08.12.2021
19. Wahlperiode: 14.03.2018 - 08.12.2021
Falsche Straßenbeleuchtung kann Insekten schaden. Ein vom BMU gefördertes Projekt zur Entwicklung eines neuen Straßenbeleuchtungsdesigns startet jetzt und soll die Insekten und andere Tiere vor Lichtverschmutzung schützen.

Viele nachtaktive Insekten fallen nachweislich der Lichtverschmutzung zum Opfer, der Aufhellung der Nacht durch unachtsame Nutzung von künstlichem Licht. Im Bundesprogramm Biologische Vielfalt startet jetzt ein Projekt zur Entwicklung eines neuen Straßenbeleuchtungsdesigns, das die Abstrahlung des Lichtes minimieren soll. Das sechsjährige Verbundprojekt "Artenschutz durch umweltverträgliche Beleuchtung" wird vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) koordiniert und mit rund 2,37 Millionen Euro durch das Bundesumweltministerium gefördert.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Wir müssen mehr für den Schutz der Insekten tun, daher haben wir gerade unser Aktionsprogramm Insektenschutz im Kabinett beschlossen. Nun setzen wir unsere Ziele durch Maßnahmen und Projekte um. Ein wichtiger Faktor für den Insektenschutz ist die Beleuchtung. Falsche Straßenbeleuchtung kann den Insekten enorm schaden. Darum fördern wir die Entwicklung eines umweltverträglichen Straßenbeleuchtungsdesigns, mit dem wir in Zukunft nachtaktive Insekten und andere Tiere besser schützen können."

Prof. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN): "Gerade in Gewässernähe werden unzählige Insekten von der Straßenbeleuchtung angelockt und ihrem Lebensraum entzogen. Deshalb stehen aquatische Fluginsekten im Mittelpunkt des Vorhabens. Gemeinsam mit Naturparkverwaltungen und Gemeinden werden Forschungsinstitute und Universitäten in dem Projekt das neue Straßenbeleuchtungsdesign entwickeln und zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern im Praxistest erproben."

Neben der Sogwirkung des Lichts können sich die Abstrahlungen benachbarter Straßenleuchten überschneiden und eine Barriere darstellen, die es Insekten wesentlich erschwert, eine beleuchtete Straße zu passieren. Aus diesem Grund entwickelt das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Lichttechnik der Technischen Universität Berlin ein Straßenbeleuchtungsdesign, das die Abstrahlung des Lichtes auf die Flugbahnen von Insekten minimiert. Das Licht der Leuchten wird dann nicht mehr an der Leuchte selbst, sondern nur auf den Gehwegen und Straßen zu sehen sein. Nach einer wissenschaftlichen Evaluierung in einem Experimentalfeld im Westhavelland wird das neue Straßenbeleuchtungsdesign voraussichtlich im Herbst 2021 in vier Gemeinden installiert und erprobt: der Stadt Fulda (Hessen), der Stadt Krakow am See (Mecklenburg-Vorpommern) sowie in den Brandenburgischen Gemeinden Gülpe (Landkreis Havellaue) und Neuglobsow am Stechlinsee.

Zwei Jahre vor und nach der Umrüstung wird die Anziehung und das Verhalten von Insekten an den Straßenleuchten untersucht. Für die Untersuchungen wird auch die Mitarbeit und Expertise von ehrenamtlichen Entomologinnen und Entomologen benötigt, die für den Wissensaustausch in ein europaweites Netzwerk eingebunden werden. Weiterhin sollen Schulen an den Untersuchungen beteiligt werden, damit Schülerinnen und Schüler die taxonomische Einordnung von Insekten erlernen und mehr über ihre Bedeutung für Ökosysteme erfahren können. Auch auf die Mitwirkung und Unterstützung der Anwohnerinnen und Anwohner ist das Projekt angewiesen.

Ziel des Projektes ist, Beleuchtungslösungen zu entwickeln und zu fördern, die die negativen Auswirkungen auf die Umwelt so gering wie möglich halten. Zugleich wird die Umweltbildung im Bereich der heimischen Insektenfauna gestärkt und der Wert der nächtlichen Dunkelheit für Mensch und Natur vermittelt. "Die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern in das Projekt ist vor allem auch deshalb so wichtig, weil gerade die private Beleuchtung in Gärten und an Hausfassaden mehr und mehr zunimmt", so Dr. Sibylle Schroer, die Projektkoordinatorin.

In Anbetracht des dramatischen Rückgangs der Insektenbestände werden im Rahmen des Projektes weiterhin Handlungsempfehlungen an Kommunen, Behörden und Unternehmen herausgegeben, um den negativen Auswirkungen durch Beleuchtung im privaten, wie auch im öffentlichen Bereich entgegenzuwirken. Denn durch insektenfreundliche Beleuchtung kann in Sachen Lichtverschmutzung im kommunalen, unternehmerischen und privaten Bereich nahezu jede oder jeder etwas tun.

FAQ

Fragen und Antworten zum Insektenschutz

Gemeinsam wirksam gegen das Insektensterben

05.09.2019 | Pressemitteilung Nr. 148/19 | Naturschutz
Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Bundesamt für Naturschutz
https://www.bmuv.de/PM8689
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