Bericht des Weltklimarats über Klimawandel und Landsysteme identifiziert großes Potenzial für Klimaschutzmaßnahmen
Der heute in Genf vorgestellte Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC) über Klimawandel und Landsysteme offenbart substanzielle Risiken für die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten. Der wissenschaftliche Bericht zeigt, wie sehr der Klimawandel die Ökosysteme zu Land belastet und unterstreicht die Notwendigkeit, stärker als bislang dagegen anzukämpfen. Schnelle und entschlossene Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen im Landsektor würden kurzfristig soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen und langfristig Chancen für eine klimaresiliente Entwicklung.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: "Der Bericht des Weltklimarats zeigt: Klimaschutz ist eine Existenzfrage für uns Menschen. Denn der Klimawandel gefährdet unsere Ernährungs- und Lebensgrundlagen. Die Land- und Forstwirtschaft ist ein Opfer dieser Entwicklung, aber sie ist auch ein wichtiger Verursacher und damit ein Teil der Lösung beim Klimaschutz. Die Art, wie die Menschheit mit dem Land umgeht, kann das Klima schützen oder schädigen. Der Bericht zeigt uns, dass Klimaschutz in der Land- und Forstwirtschaft machbar ist und zugleich soziale, wirtschaftliche und ökologische Vorteile bringt. Die anstehende Reform der EU-Agrarförderung ist eine gute Gelegenheit, in Europa die richtigen Anreize für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft zu setzen."
Dr. Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung: "Deutschland hat dank der Unterstützung durch die Bundesregierung eine starke wissenschaftliche Stimme im Weltklimarat. Die Wissenschaft mahnt uns, die Ergebnisse von vielen Jahrzehnten Forschung ernst zu nehmen. Die Folgen der Dürre im vergangenen und in diesem Jahr zeigen uns auch in unseren Breiten, dass wir moderne Technologien nutzen müssen, um nachhaltig mit den natürlichen Ressourcen an Land umzugehen. Aber das, was wir heute können, wird nicht reichen. Langfristig brauchen wir weitere Anstrengungen der Wissenschaft, um beispielsweise dürreresistente Pflanzen zu züchten oder Nahrungsmittel-Ketten zu entwickeln, die zu geringeren Verlusten nach der Ernte führen. Das geht oftmals nur in internationaler Zusammenarbeit, wie unsere BMBF-Kompetenzzentren zu Klimawandel und Landnutzung im westlichen und südlichen Afrika zeigen."
Der Bericht zeigt, dass fast ein Viertel der aktuellen menschengemachten Treibhausgasemissionen auf die Landnutzung, darunter Forst- und Landwirtschaft, zurückgehen. Gleichzeitig wirkt die Landbiosphäre als natürliche Treibhausgassenke, weil knapp 30 Prozent der anthropogenen CO2-Emissionen von Vegetation und Böden gebunden werden.
Folgen des Klimawandels sind bereits nachweisbar. Mit zunehmender globaler Erwärmung sind negative Auswirkungen auf Ernteerträge, Nahrungsmittelversorgung, Nahrungsmittelpreise und Wasserverfügbarkeit zu erwarten. Gravierende Risiken könnten durch Vegetationsverlust und Artensterben, zunehmende Waldbrände, Boden- und Küstenerosion sowie das verstärkte Auftauen von Permafrostböden entstehen.
Es gibt wirksame Maßnahmen, die gleichzeitig dem Klimawandel und der Landdegradierung entgegenwirken. Dazu gehören nachhaltiges Land- und Forstmanagement sowie Maßnahmen im Ernährungssystem, zum Beispiel die Verringerung von Nahrungsmittelverschwendung und weniger ressourcenintensive Ernährungsweisen.
Schnelles Handeln verringert das Risiko irreversibler Folgen für Ernährungssicherheit und für terrestrische Ökosysteme, die für das Wohlergehen der Menschen entscheidend sind. Die Kosten der Klimawandelfolgen würden die Kosten von schnellen Klimaschutzmaßnahmen in vielen Bereichen bei Weitem übersteigen.