Merkel: Naturschutzbemühungen nur mit, nicht gegen die Menschen erfolgreich - Rege Teilnahme zeigt breites Engagement für den Naturschutz in Deutschland
"Die rege Teilnahme am 1. Naturschutzwettbewerb des Bundes und der Länder zeigt deutlich, daß es ein breites Engagement für den Naturschutz in Deutschland gibt. Zugleich ist er ein Beleg dafür, daß Naturschutzbemühungen dann erfolgreich sind, wenn sie mit und nicht gegen die Menschen umgesetzt werden. Besonders positiv ist zu bewerten, daß sich vielfach Naturnutzer und -schützer gemeinsam in konkreten Projekten für den Erhalt von Natur und Landschaft engagiert und damit bewiesen haben, daß die oft als unüberwindlich dargestellten Gegensätze in dieser Form nicht existieren, sondern häufig sogar Gemeinsamkeiten bestehen, die es zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu erkennen und auszubauen gilt. Damit wurden Beispiele für eine erfolgreiche Kooperation zwischen unterschiedlichen Interessengruppen geschaffen. Ich hoffe, daß die Erfahrungen des Wettbewerbs die Akzeptanz des Naturschutzes verbessern und im Sinne eines verstärkten Miteinanders beim Schutz von Natur und Landschaft Schule machen." Dies erklärte Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel heute in Bonn anläßlich der Preisverleihung im Rahmen des 1. Naturschutzwettbewerbes des Bundes und der Länder, der unter dem Motto: "Naturschutz 21: Natur braucht Zukunft - Zukunft braucht Natur" im vergangenen Jahr gestartet wurde. An der Preisverleihung nahmen auch der Amtschef im bayerischen Umweltministerium Prof. Dr. Werner Buchner und der Vizepräsident des Deutschen Naturschutzringes Albert Lippert teil.
Zum Abschluß dieses 1. Naturschutzwettbewerbes, der unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog steht, wurde Vertretern von insgesamt sechs eingereichten Beiträgen der Naturschutzpreis - eine Bronzeskulptur- überreicht. Weitere zehn Teilnehmer erhiel-ten Ehrenurkunden für ihre Leistungen (siehe Anhang). Insgesamt 250 Beiträge aus nahezu allen Bundesländern wurden eingereicht, die von einer Jury mit insgesamt 12 Sachverständigen aus Wissenschaft, Verbandsnaturschutz, Wirtschaft, Naturschutzverwaltungen der Länder und Vertretern der Bundesregierung beurteilt wurden. Am Wettbewerb beteiligten sich sowohl Einzelpersonen, Naturschutzgruppen, Vereine und Verbände als auch Unternehmen, Behörden, Schulen und Kirchen - oftmals in enger Kooperation. Bundesumweltministerin Merkel begrüßte insbesondere das große ehrenamtliche Engagement in diesem Bereich.
Die Idee zu diesem neu initiierten Naturschutzwettbewerb ging vom 2. Europäischen Naturschutzjahr 1995 aus, in dessen Mittelpunkt - wie auch im Wettbewerb - der Naturschutz außerhalb von Schutzgebieten stand. Ziel des Wettbewerbs war es, Maßnahmen und besondere Leistungen aufzuzeigen und publik zu machen, die den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, aber auch die nachhaltige und naturverträgliche Nutzung von Naturressourcen vorbildlich darstellen und beispielgebend vorangebracht haben. Dabei waren neue Wege zur Verwirklichung der Ziele des Bundesnaturschutzgesetzes, entsprechender Verpflichtungen der EU (z. B. FFH-Richtlinie) sowie internationaler Abkommen und Vereinbarungen, darunter des Übereinkommens über die biologische Vielfalt, von besonderem Interesse.
Folgende Schwerpunkte wurden im Rahmen des Wettbewerbs gesetzt:
- Maßnahmen zum Schutz der Natur und der biologischen Vielfalt auf der gesamten Fläche , d.h. außerhalb von Schutzgebieten
- naturverträgliche Nutzungen unter Beachtung der dauerhaften Regenerationsfähigkeit der natürlichen Ressourcen
- erfolgreiche Kooperation unterschiedlicher Interessengruppen (z. B. Nutzer/Schützer)
- Natur- und Umweltbildung
- Projekte von Jugendlichen
Die zahlreichen Beiträge zeigen das umfangreiche Spektrum an Möglichkeiten, sich für den Naturschutz und seine Ziele zu engagieren. Neben den "klassischen" Naturschutzprojekten wie die Schaffung von Biotopverbundsystemen und Gewässerrenaturierungen finden sich gelungene Beispiele für naturverträgliche Nutzungen, z. B. zum Erhalt von Streuobstwiesen am Bodensee oder zum verbesserten Schutz von Auer- und Haselhuhn im Schwarzwald durch ein angepaßtes Konzept für den Skisport. Darüber hinaus gibt es interessante Bildungsmaßnahmen, darunter ein Projekt, bei dem sich Schulen entlang der Elbe über die Grenze hinweg für die Verbesserung der Gewässerqualität einsetzen. Zu den besonderen Initiativen, die von Jugendlichen ausgegangen sind, zählt das Projekt "Geschützte Gera" in Thüringen.
Der Wettbewerb wurde vom Bundesumweltministerium mit fachlicher Unterstützung durch das Bundesamt für Naturschutz und in Zusammenarbeit mit den für Naturschutz zuständigen Ministerien und Senatsverwaltungen der Länder durchgeführt. Weitere Bundesressorts, zahlreiche Verbände und Vertreter aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Kommunen, der Land- und Forstwirtschaft sowie aus Sport und Tourismus haben den Wettbewerb unterstützt.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "In den vergangenen Jahren sind wir in Deutschland auf vielen Gebieten des Umweltschutzes , darunter bei der Luft- und Gewässerreinhaltung, deutlich vorangekommen. Auch das im Februar verabschiedete Bundesbodenschutzgesetz und das novellierte Bundesnaturschutzgesetz stellen weitere Schritte für einen verbesserten Schutz von Natur und Landschaft dar. Darüber hinaus ist die in diesem Naturschutzwettbewerb gezeigte Kreativität und Phantasie jedes einzelnen unverzichtbar, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für kommende Generationen zu erhalten. Deshalb möchte ich mit dem Dank an alle Teilnehmer und Organisatoren des Wettbewerbs die Hoffnung verbinden, daß wir diese Initiative für einen modernen Naturschutz weiterentwickeln und fortsetzen."
Anhang
Übersicht der im Rahmen des 1. Naturschutzwettbewerbes des Bundes und der Länder ausgezeichneten Projekte
- Preisträger
- Streuobstwiesen-/Apfelsaftprojekt der Region Bodensee-Oberschwaben
Bundesland: Baden-Württemberg
Antragsteller: Apfelsaftprojekt Markdorf (BUND)
Seit 1987 gibt es Bemühungen, Streuobstwiesen als traditionelle Elemente der Kulturlandschaft zu erhalten und auch betriebswirtschaftlich rentabel zu machen, wobei Landwirte bei Einhaltung bestimmter Bewirtschaftsungsregeln erhöhte Preise für ihre Produkte erzielen können. Seit 1997 wird eine verstärkte Vermarktung an Gastronomiebetriebe und Brauereien durchgeführt.
- Modellprojekt "Rohrhardsberg" - der bessere Weg
Bundesland: Baden-Württemberg
Antragsteller: Deutscher Skiverband
Erarbeitung eines umfangreichen Lösungsansatzes für Konflikte im Bereich Sport/Naturschutz für den Schwarzwald, u.a. mit Maßnahmen zur Besucherlenkung (z. B. Korrektur, Verlegung bzw. Aufgabe von Wanderwegen und Loipen) zum Schutz von Hasel- und Auerhuhn
- Dem Kiebitz ein Zuhause - Anlage eines Brut- und Nahrungsbiotops für Vögel der Feuchtwiesen und Gewässer
Bundesland: Bayern
Antragsteller: Zentrum für Umwelt und Kultur, Kloster Benediktbeuren
Wiederherstellung eines ehemaligen Brutbiotops für bedrohte Vogelarten, u.a. Neuschaffung von Kleingewässern, Biotopvernetzung mit angrenzenden extensiv genutzten Flächen
- Natur und Umweltschutz mit der Landwirtschaft - Umsetzung der Landschaftsplanung am Beispiel Stephanskirchen/Oberbayern
Bundesland: Bayern
Antragsteller: Simseemarkt Stephanskirchen Solidargemeinschaft e.V.
Sicherung von Kulturlandschaft und des Naturhaushaltes durch Biotop- und Pflegemaßnahmen. Umweltverträgliche Gemeindeentwicklung sowie Förderung und Beratung ökologischer Modellbetriebe. Unterstützung eines umweltverträglichen Tourismus.
- Schulen für eine lebendige Elbe
Bundesland: Hamburg
Antragsteller: Deutsche Umwelthilfe e.V., Landesgeschäftsstelle für Hamburg und Schleswig-Holstein
Schulen im gesamten Einzugsgebiet der Elbe werden angeregt, sich um Fließgewässer oder einen Gewässerabschnitt ihrer Region zu kümmern. Dabei erfolgt eine Zusammenarbeit mit Behörden, Verbänden, Instituten. Kooperation mit tschechischen Schulen.
- "Geschützte Gera" in Erfurt
Bundesland: Thüringen
Antragsteller: Schülerakademie Erfurt
Seit 1991 Engagement für die Verbesserung der Gewässerqualität der Gera in der Stadt Erfurt, u.a. durch phantasievolle Öffentlichkeitsarbeit und zahlreiche Aktionen.
- Ehrenurkunden erhielten folgende Projekte:
- Schwarzwälder Weideland Gesellschaft - Zukunftsvorhaben Landwirtschaft - Naturschutz - Fremdenverkehr zur Entwicklung der Kulturlandschaft im Schwarzwald (Baden-Württemberg)
- Modellprojekt Konstanz zur nachhaltigen Sicherung und Entwicklung der Umwelt im Einzugsgebiet des Trinkwasserspeichers Bodensee (Baden-Württemberg)
- Isar-Fluß voller Leben (Bayern)
- Stadtnaher Naturerlebnisraum Stadtwald - Blankenburger Holz (Niedersachsen)
- Deutsch-Belgischer Biotopverbund in der Nordeifel (Nordrhein-Westfalen)
- Finkens Garten - Naturgarten der Stadt Köln. Eine ökosoziale Einrichtung (Nordrhein-Westfalen)
- UNESCO-Welterbe "Kulturlandschaft Mittelrheintal" - nachhaltige Regionalentwicklung durch Kooperation (Rheinland-Pfalz)
- Arbeitskreis Bergsteigen und Naturschutz (Sachsen)
- Naturnahe Waldnutzung im Stadtforstamt Lübeck (Schleswig-Holstein)
- Die Integration des Kleingartenwesens in das öffentliche Grün der Stadt Altenburg (Thüringen)