Neues Projekt macht Wert biologischer Vielfalt begreifbar
Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern den Wert seltener Wildpflanzen nahe zu bringen, ist das Ziel des neuen Projekts "Urbanität und Vielfalt", das vom Bundesumweltministerium gefördert wird. Mit dem Vorhaben will der Projektverbund der Botanischen Gärten in Potsdam, Berlin und Marburg sowie das Umweltzentrum Dresden die Vermehrung ausgewählter Arten auch in die Hände von Privatpersonen, Familien oder Kleingartenvereinen legen. Mit der Pflege seltener Arten wie der Karthäusernelke oder des Heide-Günsels soll Interesse, Wissen und Verständnis für die biologische Vielfalt geweckt werden.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: "Biologische Vielfalt findet sich nicht nur auf der grünen Wiese, sondern auch mitten in der Stadt. Deshalb haben wir uns auch in unserer Naturschutzoffensive 2020 zum Ziel gesetzt, mehr Grün in die Wohnsiedlungen zu bringen. Aber wir wollen auch das Bewusstsein der Menschen für biologische Vielfalt stärken. Das neue Projekt greift beide Aspekte auf."
BfN-Präsidentin Beate Jessel: "Das Projekt bringt den botanischen Naturschutz direkt zu den Menschen nach Hause, in ihre Gärten und auf ihre Balkone. Es verlangt nur wenig Platz, kein großes Vorwissen und beansprucht nicht viel Zeit. Und dennoch bietet es viele Möglichkeiten, sich individuell oder in der Gemeinschaft zu engagieren. Das ist ein neuer Ansatz im freiwilligen Naturschutz, den das Projekt "Urbanität und Vielfalt" beispielhaft umsetzt."
Viele Wildpflanzenarten sind in der Natur selten geworden. Ihre Lebensräume sind durch eine Aufgabe intensiver Nutzung, eine Intensivierung der Nutzung oder Bebauung bedroht. Ohne Unterstützung und Bewusstseinswandel schwinden die Bestände immer weiter. Im Projekt "Urbanität und Vielfalt" ziehen die Botanischen Gärten in Potsdam, Berlin und Marburg sowie das Umweltzentrum Dresden ausgewählte, gartenkompatible Jungpflanzen in großer Stückzahl aus regionalem Wildsaatgut vor und geben diese an speziellen Ausgabetagen an Bürgerinnen und Bürger weiter. Anschließend können die Wildpflanzen im Garten, auf dem Balkon oder einer "Arche"-Fläche wie in Berlin und Marburg ausgepflanzt und weitergepflegt werden. Nach Bedarf und in Absprache mit den Fachbehörden werden die vermehrten Pflanzen an den Standorten der Wildpopulationen später wieder angesiedelt. Mit dem Projekt kann damit der Bestand von rund 80 gefährdeten Wildpflanzenarten gestützt werden.
Ein Anliegen des Projektes ist es auch, über die handlungsorientierte Umweltbildungs- und Öffentlichkeitsarbeit viele Menschen anzusprechen und sie für den aktiven Naturschutz zu gewinnen. Geplant sind unter anderem Artensteckbriefe, Kultivierungsanleitungen, ein Internetauftritt und Projektfilme. An den Projektstandorten in Berlin, Potsdam, Marburg und Dresden werden darüber hinaus Schulungen, Exkursionen, Biotoppflegeeinsätze sowie Informations- und Abendveranstaltungen für Projektteilnehmende und für die Öffentlichkeit angeboten. Als Besonderheit wird auf dem Gelände der Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2017 in Berlin eine öffentliche "Arche-Fläche" der beiden Botanischen Gärten Potsdam und Berlin angelegt. Diese "Arche-Fläche" besteht aus 900 Kleinparzellen, auf dem die Projektteilnehmenden ihre Pflanzen aussetzen und pflegen. Das familienfreundliche Areal dient zugleich als Treffpunkt und Ort für weitere Umweltbildungsaktivitäten.
Das Bundesumweltministerium fördert das Projekt "Urbanität und Vielfalt" in den nächsten vier Jahren mit 1,1 Millionen Euro im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) begleitet das Projekt fachlich.
Hintergrund: Das Bundesprogramm Biologische Vielfalt
Die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) wird seit 2011 durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt unterstützt. Gefördert werden Vorhaben, denen im Rahmen der NBS eine gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung zukommt oder die diese Strategie in besonders beispielhafter Weise umsetzen. Die geförderten Maßnahmen tragen dazu bei, den Rückgang der biologischen Vielfalt in Deutschland zu stoppen und mittel- bis langfristig in einen positiven Trend umzukehren. Sie dienen dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung sowie der Entwicklung der biologischen Vielfalt und gehen über die rechtlich geforderten Standards hinaus. Akzeptanzbildende Maßnahmen der Information und Kommunikation tragen dazu bei, das gesellschaftliche Bewusstsein für die biologische Vielfalt zu stärken.