Barbara Hendricks eröffnet deutschen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig
Bundesbauministerin Barbara Hendricks hat heute in Venedig den deutschen Pavillon auf der 15. Architekturbiennale eröffnet. "Die Biennale gibt sich mit dem Motto 'Reporting from the Front' kämpferisch wie noch nie", so Hendricks. Die Teilnehmerländer sollen zeigen, welche Lösungen Architekten, Planer, Entscheider und zivilgesellschaftliche Gestalter für die aktuellen gesellschaftlichen Brennpunkte beitragen können. Der deutsche Beitrag "Making Heimat. Germany, Arrival Country" stellt Leitsätze für eine gelungene Integration vor, nennt die Voraussetzungen für lebendige und lebenswerte Stadtquartiere und zeigt auf, welchen Beitrag Städtebau und Architektur dazu leisten können.
Barbara Hendricks: "Deutschland ist nicht zuletzt als Ziel hunderttausender Geflüchteter aus den Kriegs- und Krisenregionen unserer Zeit in den vergangenen Monaten ein Arrival Country gewesen, ein Ankunftsland. Es ist eine Tatsache: Deutschland ist ein Einwanderungsland, und wir bekennen uns dazu. Die Ausstellung 'Making Heimat' zeigt uns, wie wir das als Chance nutzen können: Die Ankunftsstadt braucht bezahlbaren Wohnraum. Eine gute Durchmischung von Arbeiten und Wohnen muss durch Gewerbe im Erdgeschoss ermöglicht werden. Die besten Schulen gehören in die problematischsten Stadtviertel. Die Ankunftsstadt braucht städtische Dichte und gute öffentliche Verkehrsverbindungen zu den Arbeitsstätten."
Der deutsche Beitrag "Making Heimat" wird im Auftrag des BMUB kuratiert vom Deutschen Architektur Museum Frankfurt (DAM) mit seinem Direktor und Generalkommissar Peter Cachola Schmal, seinem Kurator Oliver Elser und der Projektkoordinatorin Anna Scheuermann. Ausgehend von den Thesen, die der kanadische Journalist Doug Saunders in seinem Sachbuch-Bestseller "Arrival City" entwickelt hat und als Berater in die Ausstellung einbringt, beschäftigt sich das DAM im Deutschen Pavillon mit Fragen wie: Vor welchen Herausforderungen stehen die Städte, in denen die Flüchtlinge und Migranten ankommen? Wie werden aus den Neuankömmlingen gesellschaftlich integrierte Bürger? Welchen Beitrag können Architektur und Städtebau in diesem Prozess leisten?
Hendricks: "Eine gelungene Integration hat viele Facetten, zum Beispiel dass bezahlbarer und guter Wohnraum für alle zur Verfügung stehen muss. Dafür benötigen wir 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen pro Jahr. Das ist ein hochgestecktes Ziel. Wir sollten diese Vorgabe als eine Chance verstehen, um neue Wohnkonzepte mit einem geringeren Pro-Kopf-Flächenverbrauch, einer höheren Bebauungsdichte und mit guter Architekturqualität zu verbinden."
Neben den Leitsätzen für gelungene Integration, die im deutschen Pavillon ausgestellt und damit verbildlicht werden, besteht "Making Heimat" noch aus zwei weiteren Säulen. So stellt das DAM auf der Internetseite www.makingheimat.de konkrete Bauten für Flüchtlinge und Migranten vor. Eine Datenbank dient zum Vergleich gängiger Lösungen und soll für die lokalen und regionalen Entscheidungsträger eine Grundlage bieten. Die Beispiele sind auch Bestandteil der Ausstellung. Der dritte Teil des Konzepts betrifft den Umgang mit dem Deutschen Pavillon selbst. Dem DAM ist es gelungen, das Provisorische der Ankunftsstädte auch gestalterisch umzusetzen: die Strukturen des Pavillons sind aufgebrochen, gegebene Strukturen sind damit respektlos durchbrochen worden, dafür wird eine Korrespondenz mit dem Außen, mit den Nachbarn und mit der Lagune von Venedig geschaffen. Die Gestaltung des Pavillons lag in der Verantwortung des Architekturbüros "Something Fantastic".
Bauministerin Hendricks: "In der Ausstellung 'Making Heimat' werden alle gesellschaftlichen Bereiche einbezogen. So gesehen, haben wir dieses Mal keinen klassischen Architektur-Beitrag. Das bedauere ich ausdrücklich nicht, denn die Frage, wie wir unsere gelebte Umwelt gestalten, ist eng verbunden mit der Frage, wie wir unsere bauliche Umwelt gestalten."
Die weltweit bedeutendste Architekturausstellung findet vom 27. Mai bis zum 27. November 2016 in Venedig statt. Das Motto der Biennale 2016 "REPORTING FROM THE FRONT" stammt von dem chilenischen Architekten Alejandro Aravena, der in diesem Jahr als Biennale-Direktor fungiert. Aravena ist besonders durch sein Engagement für soziales und kostengünstiges Bauen bekannt und wurde dafür mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet.