Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit teilt mit:
Die Naturparke "Hochtaunus" in Hessen, "Steinhuder Meer" in Niedersachsen und "Erzgebir-ge/Vogtland" in Sachsen sind die Preisträger des "Bundeswettbewerbes Deutscher Naturparke 1998", der gemeinsam von Bundesumweltministerium und dem Verband Deutscher Naturparke initiiert wurde und in diesem Jahr unter dem Motto: "Natur und Freizeitsport - vorbildliche Lösung von Konflikten in Naturparken" steht.
"Die interessanten Wettbewerbsergebnisse machen deutlich, daß sich Freizeitsport und Naturschutz nicht ausschließen, sondern beide Seiten dann voneinander profitieren, wenn sie sich als Partner für eine Gestaltung attraktiver Schutzgebiete verstehen. Alle Teilnehmer, aber insbesondere die Preisträger, haben unter Beweis gestellt, daß ein Ausgleich von Naturschutzinteressen und berechtigten Freizeitansprüchen der Bürger im Sinne einer nachhaltigen, d.h. dauerhaft umweltverträglichen Entwicklung möglich ist. Naturschutz will keineswegs die Menschen aussperren. Vielmehr ist die Phantasie und die Kreativität aller Nutzer von Natur und Landschaft für deren Erhalt unverzichtbar. Deshalb hoffe ich, daß die vorgestellten Lösungswege möglichst viele Nachahmer auch in anderen Schutzgebieten finden." Dies erklärte Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel heute in Bonn anläßlich der Preisverleihung beim "Bundeswettbewerb Deutscher Naturparke 1998", die im Rahmen der Jahrestagung des Verbandes Deutscher Naturparke heute in Bad Steben (Naturpark Frankenwald/ Bayern) stattfand.
Der Freizeitsport hat in Deutschland in den vergangenen Jahren einen enormen Aufschwung genommen. So wird geschätzt, daß gegenwärtig rund 11 Millionen Bundesbürger regelmäßig Sport in der freien Natur ausüben - vor allem in landschaftlich attraktiven Gegenden, wie sie gerade auch in Naturparken zu finden sind. Die rund 85 deutschen Naturparke nehmen rund 20 Prozent der Fläche der Bundesrepublik ein. Deshalb werden zunehmend "abgestufte Nutzungskonzepte" gefordert, die sich an der ökologischen Belastbarkeit der Naturräume orientieren, da sportliche Aktivitäten in ökologisch sensiblen Gebieten zu Beeinträchtigungen und Gefährdungen führen können. Da die Suche nach Lösungen für mögliche Konflikte die Zusammenarbeit aller Akteure (Nutzer und Schützer) erfordert, wurde dies in den Mittelpunkt des Wettbewerbs gerückt, um geeignete Modelle auch für andere Schutzgebiete anzubieten und Erfahrungen weiterzugeben. Dabei konnte von einem grundlegenden gemeinsamen Interesse von Naturschutz und Freizeitsport ausgegangenen werden: dem Erhalt von Natur und Landschaft.
Insgesamt haben sich 16 Naturparke mit konkreten Beiträgen am Wettbewerb beteiligt. Der Jury gehörten neben den Veranstaltern auch das Bundesamt für Naturschutz, der Deutsche Sportbund, das Kuratorium "Sport und Natur" sowie Vertreter von Naturschutzbehörden der Bundesländer an. Die Preisträger des mit 10 000 DM dotierten Wettbewerbs wurden für folgende Leistungen ausgezeichnet:
1. Preis/Goldmedaille Naturpark Hochtaunus (Hessen)
Mit der Schaffung eines attraktiven Angebots für eine stadtnahe Erholung durch die Anlage eines Loipensystems für Skisportler, das im Sommer von Mountainbikern genutzt werden kann, und der guten Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr durch Schaffung eines regionalen Busnetzes, konnten ökologisch sensible Gebiete erheblich entlastet und der Autoverkehr im Naturpark spürbar reduziert werden.
2. Preis/Silbermedaille Naturpark Steinhuder Meer (Niedersachsen)
Als wichtiges Naherholungsgebiet für den Großraum Hannover erhielt der Naturpark eine Auszeichnung für sein geschlossenes Konzept für mehrere Sportarten wie Wassersport, Rad- und Ballonfahren, so daß insbesondere empfindliche Uferbereiche, vor allem das Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung "Brut- und Rastgebiet Meerbruch", besser geschützt werden können.
3. Preis/Bronzemedaille Naturpark Erzgebirge/Vogtland (Sachsen)
Durch das grenzüberschreitende Projekt eines gemeinsamen deutsch-tschechischen Skiwanderweges "Skimagistrale Krusne hory/Erzgebirge" unter Einbeziehung von Sportlern, Kommunen, Naturschutzinstitutionen und Forstdienststellen beider Seiten wurden die Angebote für Skisportler gebündelt und "Ruheräume" für die Natur geschaffen, insbesondere für die besonders schützenswerten Hochmoorgebiete.
Die Naturparke Schönbuch (Baden-Württemberg), Altmühltal und Fichtelgebirge (Bayern), Harz, Wildeshauser Geest und Solling-Vogler (Niedersachsen), Hohe Mark, Kottenforst-Ville und Schwalm-Nette (Nordrhein-Westfalen), Pfälzer Wald (Rheinland-Pfalz), Saale-Unstrut-Triasland (Sachsen-Anhalt), Aukrug (Schleswig-Holstein) und Thüringer Wald (Thüringen) wurden mit Ehrenurkunden für ihre Leistungen geehrt.
Aufgrund des erheblichen Flächenanteils deutscher Naturparke am Bundesgebiet sowie der Vielfalt der Landschaften werden von diesem Wettbewerb zugleich repräsentative Aussagen zur Beanspruchung naturnaher Erholungsgebiete durch Sport- und Freizeitaktivitäten erwartet, die in einer Abschlußdokumentation veröffentlicht werden sollen.
Der Bundeswettbewerb Deutscher Naturparke wird in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal ausgetragen. Er findet seit 1984 alle zwei bis drei Jahre zu unterschiedlichen Themenstellungen statt, so zum Ausgleich von Erholung und Naturschutz, Biotopschutz in Naturparken, der Öffentlichkeitsarbeit und Besucherinformation, zum Erhalt historischer Kulturlandschaften sowie zum Gewässerschutz.
Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Naturparke spielen gegenwärtig nicht nur als Erholungsgebiete - vor allem für die Ballungsräume - eine zunehmende Rolle. Sie sollten zugleich zu Landschaften im Sinne der nachhaltigen Entwicklung gestaltet werden, von denen im Einklang mit den Naturschutzzielen auch erhebliche wirtschaftliche Chancen - etwa im Tourismus und in der Vermarktung regionaler Produkte - ausgehen. Dafür haben die Naturparke gute Voraussetzungen. Sie stärken die regionale Identität, in dem sie einen Beitrag dazu leisten, daß die Zusammenarbeit von Naturschutz mit Land-, Forst- und Wasserwirtschaft, Kommunen und Unternehmen der Region gefördert wird. Damit können sie beispielgebend auch für die Entwicklung anderer Regionen in Deutschland sein."