Gemeinsame Pressemitteilung des Bundesamtes für Naturschutz und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Bundesumweltminister Peter Altmaier und die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), Prof. Beate Jessel, haben heute in Bonn gemeinsam die "Daten zur Natur 2012" vorgestellt. Damit liegt ein aktueller und umfassender Überblick zum Zustand und zur Nutzung von Natur und Landschaft in Deutschland vor, der wissenschaftlich fundierte Daten und Informationen zur Gefährdung der biologischen Vielfalt und den bisher ergriffenen Maßnahmen zu deren Erhaltung enthält.
Peter Altmaier: "Die neuen Zahlen zeigen: Es ist möglich, negative Trends bei der biologischen Vielfalt umzukehren und erfolgreich unsere Natur zu schützen und auch wiederherzustellen. Gleichwohl besteht weiterhin eine akute Gefährdung vieler Arten und Biotope. Für die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist es wichtig, dass auch der Ausbau der erneuerbaren Energien und die zugehörige Infrastruktur naturverträglich gestaltet werden. Das ist nicht nur aus Gründen des Natur- und Umweltschutzes wichtig, es erhöht auch die Akzeptanz des anstehenden Umbaus unserer Energieversorgung."
Die Daten zur Natur 2012 belegen, dass dank intensiver Anstrengungen des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes in den letzten Jahren Erfolge im Naturschutz und in der naturverträglichen Nutzung der biologischen Vielfalt in Deutschland erzielt wurden. Die Gesamtfläche der Naturschutzgebiete nahm von 1997 bis 2010 von ca. 824.000 haauf ca. 1,31 Millionen Hektar zu. Die Zahl der Biosphärenreservate als Modellregionen für umwelt- und naturschutzgerechtes Wirtschaften stieg in den letzten Jahren von 13 auf 16, ihre Gesamtfläche beläuft sich jetzt auf rund 1,85 Mio. Hektar. Mit der Aufnahme des Deutsch-Niederländischen Wattenmeeres und des Hamburgischen Wattenmeeres in die Weltnaturerbeliste sowie der Anerkennung der "Alten Buchenwälder Deutschlands" mit fünf deutschen Buchenwaldgebieten als Weltnaturerbe wurden die erfolgreichen Schutzbemühungen Deutschlands besonders gewürdigt.
Prof. Beate Jessel: "Mit der großflächigen Ausweisung von Meeresgebieten für das europäische Schutzgebietsnetzwerk "Natura 2000" in der deutschen Nord- und Ostsee nimmt die Bundesrepublik eine europaweite Vorreiterrolle ein. In der deutschen AWZ (Ausschließliche Wirtschaftszone) wurden ca. 31,5% der Fläche als Natura 2000-Gebiete nach Brüssel gemeldet, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Belange des Ausbaus der erneuerbaren Energien in diesem Gebiet. Mit diesem Zuwachs bei den Schutzgebieten leistet Deutschland auch einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau eines globalen Schutzgebietssystems."
Gemäß den Koalitionsbeschlüssen zum Schutz des Nationalen Naturerbes werden am Ende dieser Legislaturperiode ca. 125.000 ha meist großräumiger Gebiete aus dem Bundeseigentum, die einen hohen naturschutzfachlichen Wert haben (z.B. aufgegebene militärische Übungsplätze oder Bergbaufolgelandschaften) von der Privatisierung ausgenommen und langfristig für den Naturschutz gesichert sein.
Die aktuellen Roten Listen, die Auskunft über den Gefährdungsgrad von Bestandteilen der Biologischen Vielfalt geben, haben nunmehr eine deutlich verbesserte Datengrundlage und Aussagekraft. Aktuell sind fast 28 % der bewerteten Wirbeltiere bestandsgefährdet, weitere 7 % sind bereits ausgestorben oder verschollen. Als Erfolge für den Artenschutz können beispielsweise die Bestandsentwicklungen von Fischotter, Wolf und Biber angesehen werden. Diese Trends zeigen, dass gezielte Management- und Schutzkonzepte einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten können.
Mit dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt, das vom Bundesumweltministerium zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt neu eingerichtet wurde, stehen seit dem Jahr 2011 jährlich 15 Mio. € zur Verfügung. Mit diesen Mitteln werden u.a. Arten in der besonderen Verantwortung Deutschlands, 30 besonders herausragende Hotspots der Biologischen Vielfalt und besondere Ökosystemdienstleistungen, beispielsweise von Mooren, Auen und Wäldern, geschützt und entwickelt.
Die in den "Daten zur Natur 2012" vorgestellten Fakten zeigen, dass es nach wie vor intensiver gemeinsamer Bemühungen auf Landes-, Bundes- wie auch internationaler Ebene bedarf, um der Gefährdung von Natur und Landschaft entgegenzuwirken. Naturschutz muss dabei in alle relevanten Politikbereiche integriert werden, um Schutz, Entwicklung und nachhaltige Nutzung der Natur zu ermöglichen. Die im November 2007 beschlossene Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt dokumentiert den Willen der Bundesregierung, hier in allen biodiversitätsrelevanten Bereichen unter aktiver Einbindung der gesellschaftlichen Akteure wesentliche Schritte zu tun und gibt hierfür ein klares Handlungsprogramm vor. Die Bundesregierung wird bis zum nächsten Frühjahr den ersten Rechenschaftsbericht zur Erreichung der Ziele und zur Umsetzung der Maßnahmen in den einzelnen Aktionsfeldern der Strategie vorlegen.