Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit teilt mit:
Städte sollen sportfreundlicher und der Sport naturverträglich gestaltet werden
"Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung des Sports" ist der Titel eines Positionspapiers, das der Arbeitskreis "Sport und Umwelt" heute in Bonn an Erhard Jauck, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, übergeben hat. Darin werden Vorschläge unterbreitet, welche Beiträge der Sport zur Umsetzung des in Rio 1992 beschlossenen Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung leisten kann und welche neuen Wege notwendig sind, um die Konflikte zwischen Sport und Umweltschutz dauerhaft zu lösen.
Staatssekretär Erhard Jauck: "Der Sport hat in Deutschland in den vergangenen Jahren einen enormen Aufschwung genommen. Mit ihren über 26 Millionen Mitgliedern und Zehntausenden ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürgern sind die Sportorganisationen als Partner für eine nachhaltige, dauerhaft umweltverträgliche Entwicklung unverzichtbar. Das vorliegende Positionspapier zeigt, daß sich Sport und Umweltschutz nicht unvereinbar gegenüberstehen, sondern sie vielmehr gemeinsame Interessen haben, da eine intakte Natur und Umwelt die wichtigste Grundlage für eine gesunde und attraktive Sportausübung ist. Zugleich werden Vorschläge unterbreitet, wie sportbedingte Belastungen von Natur und Landschaft soweit wie möglich verringert bzw. vermieden werden können, in dem sich alle sportlichen Aktivitäten künftig stärker am Prinzip der Nachhaltigkeit, d.h. an den jeweiligen Voraussetzungen und den ökologischen Belastungsgrenzen von Natur und Landschaft orientieren. So gilt es beispielsweise, den Sport landschafts- und naturverträglich, die Städte sportfreundlicher zu gestalten."
Das Positionspapier "Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung des Sports" fußt auf einer Reihe von Untersuchungen und Studien, die in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden, darunter zu Auswirkungen neuer Freizeittrends auf die Umwelt, zum Bewegungsraum Stadt bzw. zu Fragen des Umweltschutzes in der Sportartikelindustrie. Es richtet sich nicht nur an alle sportlich Aktiven, sondern auch an Politik, Verwaltung, Naturschutzverbände, gewerbliche Sportanbieter, an die Hersteller von Sportgeräten und den Handel.
Vor dem Hintergrund der erheblichen Zunahme sportlicher Aktivitäten, einer erhöhten Mobilität der Sportler und der zunehmenden Inanspruchnahme bisher nicht oder kaum genutzter Landschaftsräume benennt der Arbeitskreis sechs zentrale Handlungsfelder zur Lösung des Sport-Umwelt-Konflikts:
- Sportaktivitäten in Natur und Landschaft
- Sport und Bewegung in Städten
- Sportstätten
- Sport und Mobilität
- Sportartikel
- Sportwerbung
So werden u.a. für den Sport in der freien Natur, dessen Anhängerschaft inzwischen auf rund 11 Millionen Bundesbürger geschätzt wird, "abgestufte Nutzungskonzepte" gefordert, die sich an der ökologischen Belastbarkeit der Naturräume orientieren. Das bedeutet, daß z. B. einige landschaftsbezogene Sportarten, wie das Mountainbiking, möglichst in ökologisch weniger sensible Gebiete verlagert bzw. - wie z. B. im Schwarzwald - festgelegte Routen angeboten werden, um unnötige Schäden zu vermeiden.
In Städten und Siedlungen sollte nach Ansicht der Experten das Angebot an Sport- und Bewegungsmöglichkeiten nach dem Motto: "Sport der kurzen Wege" verbessert werden. Untersuchungen zufolge werden etwa 25 Prozent aller Freizeitfahrten im Zusammenhang mit Sporttreiben absolviert. Schweizer Forscher haben ermittelt, daß jeder Aktive auf dem Weg zur Sportausübung pro Jahr im Durchschnitt 1 690 Kilometer zurücklegt, größtenteils mit dem Auto. Spitzenreiter sind allerdings Taucher und Surfer, die für ihre Sportferien durchschnittlich 3.000 bis 5.000 Kilometer in Kauf nehmen, die sie zumeist mit dem Flugzeug überwinden. Die Erweiterung möglichst nah an der Wohnung gelegener Sportangebote, die Verbesserung der Attraktivität umweltfreundlicher Verkehrsmittel und die Sensibilisierung der Sportler für diese Fragen sind deshalb wichtige Aufgaben, die es für eine umweltgerechte Mobilität im Sport zu lösen gilt.
Ein erhebliches Einsparpotential bei Ressourcen, wie beispielsweise Energie und Wasser, hat der Arbeitskreis bei den Sportstätten ausgemacht. Nach Schätzungen des Deutschen Sportbundes gibt es derzeit in der Bundesrepublik rund 55.000 Sportplätze, 35.000 Sporthallen, 50.000 Tennisfreiplätze, über 7.000 Hallen- und -freibäder sowie rund 5.500 kommerzielle Fitneßcenter. So benötigt beispielsweise eine Sporthalle pro Jahr durchschnittlich 400.000 Kilowattstunden Energie für ihren Betrieb. Die größten Einsparpotentiale zur Reduzierung des Energieverbrauchs der Hallen liegen in den Bereichen Heizung/Warmwasserbereitung, Wärmedämmung und Beleuchtung. Die Installation moderner ressourcenschonender Technik und ein verändertes Verhalten der Nutzer bringen dabei die höchsten Einspareffekte. Der Arbeitskreis spricht sich darüber hinaus für ein systematisches Umweltmanagement durch die Betreiber von Sportstätten aus.
Der Arbeitskreis Sport und Umwelt beim Bundesumweltministerium wurde 1994 auf Anregung des Deutschen Sportbundes und des Deutschen Naturschutzringes gegründet. Ihm gehören 12 unabhängige Mitglieder aus Sport- und Naturschutzverbänden, Wissenschaft, Sportartikelindustrie, Ländern und Kommunen an.
Das Positionspapier "Wege zu einer nachhaltigen Entwicklung des Sports" ist kostenlos erhältlich beim Bundesumweltministerium, Dienststelle Berlin, Referat N II 3, Schiffbauerdamm 15, 10117 Berlin.