"Zugang zu Wasser für das Allgemeinwohl" heißt das Motto der diesjährigen Weltwasserwoche, die heute in Stockholm beginnt. Bei den Beratungen geht es vor allem um Fragen, wie ein gerechter Zugang zur Wasserversorgung und zu Wasserdienstleistungen in allen Teilen der Welt und für alle Bevölkerungsgruppen gesichert werden kann. Weitere Schwerpunkte sind die Auswirkungen des Klimawandels, Fragen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Gewässermanagement sowie die Rolle von Wasser bei der Produktion von Gütern und Dienstleistungen, etwa im Zusammenhang mit der Nahrungsmittel- und Energieversorgung.
An zwei Tagen stehen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt und die damit verbundenen Konsequenzen für die verschiedenen Nutzungen von Wasserressourcen sowie die Umsetzung der wasserrelevanten Millenniumsziele im Mittelpunkt des Forums. In diesem Zusammenhang wird auch über die Notwendigkeit von Anpassungsstrategien und erste Ansätze zu deren Entwicklung in verschiedenen Ländern diskutiert werden. Ziel ist es, im Vorfeld der UN-Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen die weltweite, zentrale Bedeutung von Wasser für erfolgreiche Anpassungsstrategien deutlich zu machen.
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel: "Der Klimawandel hat erhebliche Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, die wiederum in nahezu allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen spürbar sein werden. Notwendig sind daher sektorübergreifende, integrierte Anpassungsstrategien, die die besondere Rolle des Wassers als grundlegende lebenswichtige Ressource berücksichtigen."
Ein wesentliches Anliegen der deutschen Entwicklungs- und Umweltzusammenarbeit ist es, die sanitäre Grundversorgung mittels Sanitärsystemen, die den jeweiligen lokalen und kulturellen Bedingungen angepasst sind, weltweit zu verbessern. Mit der Verbreitung solcher Systeme wird über den Schutz von Mensch und Umwelt hinaus auch ein Beitrag für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung geleistet.
Dazu erklärt Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul: "Es geht hier um grundlegende Rechte der Menschen: Menschenwürde, Gesundheit, Geschlechtergleichheit und die Überwindung von Armut. Jeder Staat hat die Verpflichtung, eine angemessene Sanitärversorgung seiner Bevölkerung – insbesondere der Armen – sicherzustellen. Das ist ein wichtiges Ziel bei der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern."
Im Hinblick auf die Bedeutung von Sanitärsystemen werteten Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und Bundesumweltminister Gabriel die Verleihung des renommierten Stockholmer Wasserpreises an Sri Bindeswhar Pathak, dem Gründer der indischen Sulabh-Sanitärbewegung, als ein wichtiges und richtiges Signal. Beide gratulierten Pathak, dem der Preis an diesem Donnerstag überreicht wird. Sri Bindeswhar Pathak ist Gründer der auf „Toiletten für die Ärmsten“ spezialisierten Sulabh Shauchalaya Bewegung. Diese ist eine wichtige Partnerorganisation des von Deutschland mit initiierten Sanitär-Netzwerkes „Sustainable Sanitation Alliance“, in der mehr als 100 internationale Organisationen zusammengeschlossenen sind. Diese Allianz engagiert sich für die Verbreitung von nachhaltigen, an die lokalen Gegebenheiten angepassten Abwasser- und Sanitärsysteme.
Pathak entwickelte Toilettensysteme für extrem dicht besiedelte Stadtslums, die heute von mehr als zehn Millionen armen Menschen gegen geringe Gebühren in 7000 Anlagen an zentralen Plätzen genutzt werden können. Neben der Bekämpfung von Krankheiten durch eine verbesserte Sanitärhygiene generieren die Sulabh-Toiletten kompostartigen Dünger. Die seit einigen Jahren verstärkt gebauten Biogas-Toiletten produzieren zudem Heizenergie, z. B. zum Kochen oder zum Aufheizen von Duschwasser, oder aber zur Produktion von Strom über Generatoren.
Auch das BMZ fördert die Verbreitung von "produktiven Sanitärsystemen" in verschieden Ländern mit dem Ziel, Mensch und Umwelt gleichermaßen zu schützen. In Indien setzen im Auftrag des BMZ die KfW Entwicklungsbank und die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH eine Reihe von Maßnahmen zur Verbreitung der sanitären Grundversorgung um. Zusammen mit dem indischen Ministerium für Ländliche Entwicklung arbeitet die GTZ unter anderem daran, die erfolgreiche „Total Sanitation“ Kampagne der indischen Regierung nachhaltiger zu gestalteten. So sollen indische Dörfer nicht nur eine 100-prozentige Versorgung mit Toiletten erhalten, sondern die Leiter der Sanitär-Kampagnen gezielt in diesen "produktiven Sanitärsystemen" geschult werden, um den Ansatz weiter zu verbreiten.
Deutschland fördert den Wasser- und Sanitärsektor mit rund 350 Millionen Euro pro Jahr und ist damit der drittgrößte Geber weltweit. Die laufenden Vorhaben der deutschen internationalen Zusammenarbeit im Wasser- und Abwasserbereich haben ein Gesamtvolumen von rund vier Milliarden Euro und verbessern die Versorgung von über 80 Millionen Menschen. Neben der direkten Verbesserung der Sanitärversorgung und der Abwassersysteme, beispielsweise durch den Ausbau der Kanalisation oder den Bau von Kläranlagen, werden die zuständigen Ministerien, Institutionen und Betriebe organisatorisch und fachlich bei der nachhaltigen Gestaltung der sanitären Grundversorgung und des Abwassermanagements beraten.
Die Stockholmer Weltwasserwoche hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer der wichtigsten Plattform für die Diskussion aktueller Entwicklungen in der globalen Wasserpolitik entwickelt. Das Forum spielt damit auch für die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung und für die Entwicklungspolitik eine bedeutende Rolle. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das Bundesumweltministerium und die Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit sind seit Jahren Partner der Weltwasserwoche richten regelmäßig zahlreiche Workshops und Seminare aus. So auch in diesem Jahr. An dem Treffen in Stockholm nehmen insgesamt mehr als 2000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung, von internationalen Organisationen, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen teil.