Gabriel: Wer erneuerbare Energien will, muss Atomkraftwerke abschalten

26.06.2009
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: Nr. 213/09
Thema: Nukleare Sicherheit
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Sigmar Gabriel
Amtszeit: 22.11.2005 - 28.10.2009
16. Wahlperiode: 22.11.2005 - 28.10.2009
Laufzeitverlängerungen behindern Erneuerbare

Laufzeitverlängerungen behindern Erneuerbare

Die Verlängerung der Laufzeiten der noch in Betrieb befindlichen Atomreaktoren in Deutschland würde den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv behindern. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie, die das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt hat. "Atomkraft ist eben keine 'Brückentechnologie’' Wer die erneuerbaren Energien wirklich ausbauen will, muss beim Atomausstieg bleiben“, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. "Das ist auch ein Gebot der ökonomischen Vernunft. Denn wenn die Atomkraftwerke länger laufen würden, käme der Boom der Erneuerbaren-Branche zum Erliegen. Und das Job-Wunder, das bereits zu 280.000 neuen Arbeitsplätzen geführt hat, würde jäh gestoppt."

Dass Atomkraft und Erneuerbare sich schlecht vertragen, haben die Energiekonzerne EDF und EON in Großbritannien selbst eingeräumt. So forderte der deutsche EON-Konzern, den Ausbau regenerativer Energiequellen zu begrenzen – andernfalls sei der Neubau von Atomkraftwerken nicht wirtschaftlich. Der französische EDF-Konzern ging noch weiter und forderte eine Senkung des vorgeschlagenen Erneuerbaren-Ziels. "Auch wenn das den deutschen Atom-Lobbyisten inzwischen peinlich zu sein scheint – mit den Stellungnahmen gegenüber der britischen Regierung haben die Unternehmen eindrucksvoll belegt, dass Atomkraft und Erneuerbare nicht zusammenpassen. Und die Studie des Wuppertal-Instituts belegt: Da haben sie völlig Recht", sagte Gabriel.

Die Autoren der Kurzstudie begründen ihr Ergebnis insbesondere mit den steigenden Ansprüchen an die Dynamik und Anpassungsfähigkeit des deutschen Kraftwerksparks. Prof. Dr. Manfred Fischedick, Vizepräsident des Wuppertal-Instituts erklärte: "Die Systemintegration der erneuerbaren Energie erfordert eine hohe Flexibilität bei den konventionellen Kraftwerken. Die bieten vor allem Gas- und Dampfturbinenkraftwerke sowie in geringerem Umfang moderne neue Kohlekraftwerke, nicht aber Atomkraftwerke."

Außerdem würden durch eine Laufzeitverlängerung dringend notwendige Impulse für die Entwicklung neuer Technologien aus Deutschland ausbleiben. Gerade neue Technologien im Bereich der Erneuerbaren bieten aber große Exportchancen und sind mittel- bis langfristig entscheidend für das Erreichen ambitionierter Klimaschutzziele. Zudem würden Anreize zur Erhöhung der Stromeffizienz deutlich verringert, wenn die AKWs länger am Netz blieben.

Wie stark die Befürworter der Atomenergie die erneuerbaren Energien in der Vergangenheit unterschätzt haben, zeigt eine Anzeige großer Energieversorgungsunternehmen aus dem Jahr 1993: "Sonne, Wasser oder Wind können auch langfristig nicht mehr als 4 Prozent unseres Strombedarfs decken", hieß es damals. Heute sind es bereits knapp 15 Prozent.

26.06.2009 | Pressemitteilung Nr. 213/09 | Nukleare Sicherheit
https://www.bmuv.de/PM4341
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