Beirat "Umweltökonomische Gesamtrechnungen" legt dritte Stellungnahme vor

23.07.1998
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: 48/98
Thema: Klimaschutz
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Angela Merkel
Amtszeit: 17.11.1994 - 27.10.1998
13. Wahlperiode: 17.11.1994 - 27.10.1998
Merkel: Umweltökonomische Gesamtrechnungen und Umweltbarometer sollen Daten zur Erfolgskontrolle im Umweltschutz liefern

Merkel: Umweltökonomische Gesamtrechnungen und Umweltbarometer sollen Daten zur Erfolgskontrolle im Umweltschutz liefern

Der Beirat "Umweltökonomische Gesamtrechnungen" (UGR) hat heute Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel seine dritte Stellungnahme übergeben. Der wissenschaftliche Beirat berät das Bundesumweltministerium in allen Fragen im Zusammenhang mit den Umweltökonomischen Gesamtrechnungen.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Bei der Umweltökonomischen Gesamtrechnung geht es im Kern um die Frage, an welchen Maßstäben wir unser Wirtschaften und Verhalten ausrichten. Das Sozialprodukt als Größe zur Kennzeichnung der Wohlfahrt einer Gesellschaft reicht dafür alleine nicht aus. Denn bei seiner Berechnung werden weder Ressourcenverbrauch noch die Inanspruchnahme der Natur durch Emissionen in Luft und Gewässer oder der Verlust der Artenvielfalt und der daraus resultierende Wohlfahrtsverlust, angemessen erfaßt."

Der Beirat geht davon aus, daß die Grundkonzeption für die UGR in den nächsten drei Jahren abgeschlossen werden kann. Die UGR soll eine systematische Darstellung und statistische Erfassung der Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Aktivitäten und den damit verbundenen Umweltveränderungen liefern. Damit können die Fortschritte in Richtung einer nachhaltigen und umweltverträglichen Entwicklung bewertet werden. Dies soll jedoch nicht über die Berechnung eines "Öko-Sozialproduktes", das vom Beirat als nicht praktikabel bewertet wird, geschehen. Umweltverträgliches Wirtschaften soll vielmehr durch eine Vielzahl verschiedener Aktivitäten und entsprechende Gesamtrechnungsergebnisse beschrieben werden. Der Beirat schlägt vor, über die Arbeiten an den UGR hinaus mit Modellrechnungen die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer Nachhaltigkeitsstrategie zu ermitteln. Mit solchen Modellrechnungen können die ökologische, ökonomische und soziale Dimension einer Nachhaltigkeitsstrategie abgebildet werden.

Hierzu erklärt der Vorsitzende Prof. Dr. Joachim Klaus: "Die statistische Berechnung eines Ökosozialproduktes stößt auf methodische Schwierigkeiten, die die Verwendung dieses Begriffes verbieten. Anstelle des Öko-Sozialprodukts sollten vielmehr wichtige Ergebnisse des Wirtschaftsprozesses mit Hilfe von Simulationsrechnungen unter verschiedenen Annahmen ermittelt werden. Dabei geht es darum, einen volkswirtschaftlichen Entwicklungspfad zu berechnen, der durch einen gegebenen Satz von umweltpolitischen Handlungszielen zur Realisierung von Nachhaltigkeit gekennzeichnet ist. Der Übergang von der tatsächlichen zu einer solchermaßen hypothetischen Volkswirtschaft kann nur mittels makro-ökonomischer Modelle simuliert werden. Die UGR hat für diese Modelle wichtige empirische Daten zu liefern."

Der Beirat begrüßt in seiner Stellungnahme ausdrücklich das von Bundesumweltministerin Merkel vorgestellte "Umwelt-Barometer Deutschland" und bekundet die Bereitschaft zur Mitarbeit an diesem Informationsinstrument. Das Umwelt-Barometer Deutschland enthält sieben Schlüsselindikatoren, die jeweils an ein konkretes quantitatives, langfristiges Umweltziel gekoppelt sind. Durch eine Beschränkung auf wenige Themenfelder der Umweltpolitik und durch die Verknüpfung mit politischen Zielvorgaben soll in der öffentlichen Diskussion besser verdeutlicht werden,

- wie das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung für den Umweltbereich zu konkretisieren ist,

- was die prioritären umweltpolitischen Aufgabenfelder in Deutschland sind,

- welche Ziele konkret verfolgt werden,

- wie die Trendentwicklung hinsichtlich der Zielerreichung zu beurteilen ist und

- wo aus ökologischer Sicht besonders starke Abweichungen von einem nachhaltigen Entwicklungspfad in Deutschland bestehen.

Bundesumweltministerin Dr. Angela Merkel: "Umweltpolitik kennt bisher noch kein Maß, um die Erfolge auf dem Weg zur nachhaltigen Entwicklung deutlich zu machen. Es gibt zwar eine Vielzahl von Umweltdaten. Was uns aber bislang fehlt, ist eine überschaubare Zahl von Kenngrößen, anhand derer man sich rasch einen Überblick über die Entwicklung der Umweltsituation verschaffen kann. Der UGR-Beirat hat sich von Anfang an an der Diskussion über das Umwelt-Barometer beteiligt und das Bundesumweltministerium bei der Entwicklung des Barometers intensiv unterstützt. Das Umwelt-Barometer Deutschland wird nun jährlich über Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung Aufschluß geben. Gleichzeitig werden wir das Barometer auch konzeptionell weiterentwickeln. Es freut mich, daß der UGR-Beirat für diese Arbeiten seine wertvolle Unterstützung zugesagt hat."

Nach Auffassung des Beirates sollen umweltbedeutsame Aktivitäten im Rahmen der UGR nicht nur im Hinblick auf die Unternehmen, sondern ebenso hinsichtlich der privaten Haushalte erfaßt werden. In den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) beschränkt sich die Rolle der privaten Haushalte im wesentlichen auf deren Funktion als Käufer von Produkten und als Anbieter von Arbeit. Die Aktivitäten in den privaten Haushalten selbst werden im Kernsystem der VGR nicht berücksichtigt. Unter Umweltkriterien ist dieses Konzept insbesondere um zwei Aspekte zu erweitern:

  • die Haushaltsproduktionen und
  • solche Aktivitäten, die nicht mit der Erstellung von Produkten verbunden sind, gleichwohl aber mit Umweltnutzungen einhergehen (z. B. Freizeitaktivitäten).
23.07.1998 | Pressemitteilung 48/98 | Klimaschutz
https://www.bmuv.de/PM421
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