NanoKommission legt Empfehlungen vor
Die NanoKommission hat heute in Berlin ihre zentralen Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt und eigene Empfehlungen für den verantwortungsvollen Umgang mit der neuen Technologie gemacht. Die Kommission wurde vor zwei Jahren als dialogorientiertes Gremium für die Bundesregierung vom Bundesumweltministerium berufen. Beteiligt sind Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gewerkschaften, Verbraucher- und Umweltverbänden sowie staatliche Vertreter aus Bund und Ländern. Das Gremium stand in Kontakt mit anderen nationalen und internationalen Aktivitäten. Thematische Arbeitsgruppen mit weiteren Experten und gesellschaftlichen Akteuren unterstützen die Arbeit der Kommission.
Nanotechnologien sind eine Schlüsseltechnologie von strategischer Bedeutung. Sie haben Anwendungsbereiche, die unter anderem einen Beitrag zum effizienten Umgang mit Ressourcen leisten können und bieten große Chancen für Wirtschaft, Umwelt und Verbraucher. Neue Produkte können zum Schutz unserer begrenzten Ressourcen wie Energie und Wasser beitragen. Für mehr Energieeffizienz können beispielsweise großformatige Lithium-Ionen Batterien für den Einsatz in Elektro- und Hybridfahrzeugen sorgen. Organische Leuchtdioden (OLEDs) ermöglichen einen niedrigen Stromverbrauch und helfen, CO2-Emissionen zu verringern.
Nanotechnologien können aber auch neue Risiken für Mensch und Umwelt mit sich bringen. Deshalb sind verstärkte Anstrengungen in der Sicherheitsforschung erforderlich, um Wissenslücken zu einer Reihe von Fragen schneller zu klären, etwa zu möglichen Effekten bei der Aufnahme von Nanomaterialien über den Magen-Darm-Trakt. Die Nanokommission hat dazu verschiedene Möglichkeiten der Vorsorge erarbeitet. Sie schlägt beispielsweise anhand von Be- und Entlastungskriterien eine Einteilung von verfügbaren Nanomaterialien in Kategorien vor, die der Wirtschaft und den regulierenden Behörden eine vorläufige Orientierung in Sicherheitsfragen geben sollen.
Man muss verantwortungsvoll mit Nanotechnologien umgehen - die beteiligten Akteure der NanoKommission sind sich hierin einig. Deswegen ist ein wichtiges Ergebnis aus dem Nanodialog ein gemeinsam getragenes Papier mit Prinzipien für einen verantwortungsvollen Umgang mit Nanomaterialien, die in den nächsten zwei Jahren in der Wirtschaft Schritt für Schritt umgesetzt werden sollen. Auch spricht sich die NanoKommission für die Schaffung einer unabhängigen Marktübersicht über Nanoprodukte für eine zukünftig stärkere Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher aus. Die an der NanoKommission Beteiligten sind sich einig: "Der Dialog hat sich gelohnt, wir haben viel voneinander gelernt und gemeinsam erste Empfehlungen für die Zukunft erarbeitet". Es sind aber auch Punkte offen geblieben, die in einem nächsten Schritt weiter bearbeitet werden müssen.
"Die Nanotechnologien sind eine Schlüsseltechnologie von strategischer Bedeutung", betont auch Wolf-Michael Catenhusen, der Vorsitzende der Kommission. "Wir haben bei ihr in einem vergleichsweise frühen Stadium der Technologieentwicklung die Chance, eine neue Qualität von Innovationskultur zu verwirklichen, die den Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Risikovorsorge verpflichtet ist."
"Eine vorausschauende Politik muss frühzeitig Chancen und Risiken von neuen Technologien beschreiben. Nur dann können die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Unser dialogorientierter Ansatz zeigt, dass auf Seiten der Wirtschaft und bei den beteiligten Verbänden ein großes Interesse an einer offenen, lösungsorientierten Diskussion besteht. Wir werden diesen Ansatz weiter verfolgen", sagte Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesumweltministerium.
Dr. Gerd Romanowski, Geschäftsführer Wissenschaft, Technik und Umwelt im Verband der Chemischen Industrie (VCI), sagte: "Wir bewerten den Nano-Dialog als konstruktiv und haben diesen Prozess von Anfang an unterstützt und werden diesen Prozess auch weiterhin unterstützen. Die chemische Industrie nimmt ihre Produktverantwortung bei der Nanotechnologie ernst. Um Hersteller und Kunden beim sicheren Umgang mit Nanomaterialien zu unterstützen, hat der VCI beispielsweise acht Leitfäden erstellt. Darüber hinaus betreibt die chemische Industrie intensive Sicherheitsforschung und beteiligt sich an deutschen und europäischen Forschungsprojekten zur Sicherheit von Nanomaterialien."
Patricia Cameron, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): "Wir begrüßen die Empfehlungen der NanoKommission als erste Schritte auf dem Weg zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Nanomaterialien. Klar ist aber auch, dass weitere Maßnahmen nötig sind. Wir brauchen dringend verpflichtende Sicherheitstests für Nanomaterialien und eine Kennzeichnungspflicht für Nanoprodukte. Solange dafür die gesetzlichen Grundlagen fehlen, sollte die Industrie freiwillig auf Produkte verzichten, bei denen Mensch und Umwelt offen mit Nanomaterialien in Kontakt kommen können."
Die NanoKommission wurde 2006 von der Bundesregierung als Dialog ins Leben gerufen, um Chancen und Risiken der noch jungen Nanotechnologie abzuwägen. In der NanoKommission arbeiten Wissenschaftler, Wirtschaft und deren Verbände, Gewerkschaften, Umwelt- und Verbraucherschutzverbände und staatliche Vertreter aus Bund und Ländern zusammen. Die Kommission soll ihre Arbeit fortsetzen.