Gabriel: "Wir brauchen eine zukunftsfähige Energiepolitik, keinen Atom-Lobbyismus"

05.08.2008
Hinweis: Dieser Text stammt aus dem Pressearchiv.
Veröffentlicht am:
Laufende Nummer: Nr. 168/08
Thema:
Herausgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
Leitung: Sigmar Gabriel
Amtszeit: 22.11.2005 - 28.10.2009
16. Wahlperiode: 22.11.2005 - 28.10.2009
Minister weist Atom-Pläne aus dem Hause Glos zurück

Minister weist Atom-Pläne aus dem Hause Glos zurück

Zu den Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums für ein "Kernenergie-Nutzungsgesetz" erklärt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel:

"Der Koalitionsvertrag ist eindeutig: Es bleibt beim Ausstieg aus der Hochrisiko-Technologie Atomkraft. Wenn das Bundeswirtschaftsministerium an Konzepten zum Wiedereinstieg bastelt, ist das nicht nur ein klarer Verstoß gegen den Koalitionsvertrag. Es zeigt vor allem, dass im Hause Glos reiner Atom-Lobbyismus betrieben wird. Eine zukunftsfähige Energiepolitik muss aber auf die massive Steigerung der Energieeffizienz und auf erneuerbare Energien setzen. Denn nur so können die Preissteigerungen für die Verbraucher gedämpft, die Versorgungssicherheit gewährleistet und die Klimaschutzziele der Bundesregierung erreicht werden.

Deutschland profitiert wie keine andere Volkswirtschaft vom Ausbau der erneuerbaren Energien. In der Branche arbeiten schon heute 250.000 Menschen. Umweltfreundliche Energietechnik made in Germany ist ein Exportschlager. Bis 2020 wird die Zahl der zukunftssicheren Arbeitsplätze auf mindestens 500.000 steigen. Ein Wirtschaftsminister, der diesen Boom abwürgen will, hat den falschen Beruf.

Weltweit gibt es kein sicheres Endlager für den hochradioaktiven Atommüll. Zugleich verweigern hierzulande gerade die Atomkraft-Befürworter eine offene Standortsuche. Wer längere Laufzeiten will, ohne ein sicheres Endlager zu haben, macht Politik auf Kosten nachfolgender Generationen.

Eine Verlängerung der Laufzeiten alter Atomkraftwerke würde weder den Benzin- noch den Strompreis senken. Sie würde lediglich zu noch höheren Gewinnen bei den vier großen Energieversorgern führen. Ludwig Erhard würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, dass sein Amtsnachfolger Ordnungspolitik mit Lobbyismus verwechselt."

05.08.2008 | Pressemitteilung Nr. 168/08
https://www.bmuv.de/PM3898
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