Kritik an leichtfertigem Umgang mit Fakten
Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium Michael Müller hat den leichtfertigen Umgang mit den eindeutigen wissenschaftlichen Ergebnissen der Klimaforschung kritisiert: "Die Menschheitsherausforderung Klimawandel ist kein Thema für persönliche Profilierung und Wichtigtuerei."
Je deutlicher und stärker die Warnungen vor dem Klimawandel erhoben werden, desto lauter melden sich die Gegner, Verharmloser und Wichtigtuer zu Wort. Sie kritisieren "Klimahysterie" und "Katastrophenwissenschaft", obwohl das IPCC alle wissenschaftlichen Einwände und offenen Fragen dokumentiert und behandelt. Müller: "Eine kleine, aber lautstarke Gruppe kämpft gegen das IPCC und seine Wissenschaftler. Die Debatte macht ärgerlich und wütend, denn sie setzt sich in der Regel nicht mit den Fakten auseinander. Sie personalisiert, statt sich einer offenen Diskussion zu stellen."
Natürlich muss sich die Wissenschaft immer wieder kritisch hinterfragen lassen, aber die Kritik muss sich an wissenschaftlichen Methoden messen lassen. In der Fachwissenschaft besteht ein breiter Konsens, dass der Mensch mit seinen Aktivitäten für den Klimawandel verantwortlich ist. Das IPCC ist sogar der größte wissenschaftliche Konvent, der sich in mehrjährigen Prozessen immer wieder einer intensiven wissenschaftlichen Debatte stellen muss. An dem vierten Sachstandsbericht waren rund 1250 Wissenschaftler unmittelbar und in der Zuarbeit noch einmal 2.500 Wissenschaftler beteiligt.
Die Kritiker bewegen sich auf einer ganz anderen Ebene als das IPCC. Sie erheben mehr oder weniger willkürlich einzelne Ereignisse zum Maßstab, statt systematisch langfristige und übergreifende Trends aufzuzeigen und mit den Erkenntnissen aus rund 650.000 Jahren Klimageschichte und 29.000 vorliegenden Datenblättern aus der Wetterbeobachtung zu vergleichen. Und sie halten an Kritikpunkten fest, die längst widerlegt sind. Sie nehmen die Debatte nicht wirklich zur Kenntnis.
Von daher müssen sich die Kritiker vorwerfen lassen, leichtfertig mit einer Menschheitsherausforderung Klimawandel umzugehen. Es hat nichts mit dem "Prinzip Verantwortung" zu tun, wenn sich einige Wissenschaftler oder Journalisten nur wichtig machen. Die Versäumnisse der letzten 20 Jahre zeigen, dass uns der oftmals folgenlose Umgang mit wissenschaftlichen Ergebnissen teuer zu stehen kommt. 1987 ist nämlich bereits die Vorhersage gemacht worden, dass - wie nun das IPCC bestätigt - mit hoher Wahrscheinlichkeit (oberhalb von 90 Prozent) eine globale Erwärmung um drei Grad Celsius zu erwarten ist.
Michael Müller: "Auch der amerikanische Präsident George W. Bush hat 2001 die Ergebnisse des vorigen 3. Sachstandsberichts massiv kritisiert und die amerikanische Wissenschaft mit einer Überprüfung beauftragt. Das Ergebnis war eindeutig: Der IPCC-Bericht wurde bestätigt und der Vorsitzende des Gremiums fordert seitdem Bush nachdrücklich zum Handeln auf."