Michael Müller: Frühlingshafte Wetterkapriolen geben einen Vorgeschmack auf den Klimawandel
Zu den ungewöhnlich hohen winterlichen Temperaturen in Deutschland erklärt Michael Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium:
"Der Winter macht sich einen lauen Lenz in Mitteleuropa. Die Nacht des 10. Januar 2007 war die wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Temperaturen von mehr als 15 Grad Celsius in den frühen Januartagen sind mehr als außergewöhnlich. In Berlin blühen die Schneekirschen, die Schneegebiete gähnen graubraun vor sich hin, Frost gibt es nur ganz im Norden und Osten Europas. In den USA war 2006 das wärmste Jahr seit Beginn der dortigen Wetteraufzeichnungen. Das gibt uns einen ersten Vorgeschmack, wie künftige Winter in Mitteleuropa immer häufiger aussehen werden. Statt vier erleben wir nur noch drei Jahreszeiten: Winter, Frühling und einen heißen Sommer.
Inzwischen rechnen Wissenschaftler, dass sich die globale Mitteltemperatur schon in Kürze jedes Jahrzehnt um 0,2 Grad Celsius erhöhen wird. In einigen Regionen wird der Anstieg noch viel deutlicher ausfallen. Das ist vor allem für besonders sensible Regionen wie die alpine Bergwelt oder die Meeresumwelt bedeutsam.
Die für Januar extrem hohen Temperaturen sind ein weiteres der meteorologischen Extremereignisse, die sich in den vergangenen Monaten in Mitteleuropa wie eine Perlenkette aneinander reihen: heißer Sommer, verregneter August, viel zu hohe Temperaturen im Oktober und November. Extremereignisse, zu denen auch Stürme und Dürren gehören, haben in den letzten Jahrzehnten um ein Vielfaches zugenommen.
Der Klimawandel ist für die nächsten Jahrzehnte nicht mehr aufzuhalten. Bis 2050 ist er unaufhaltsam, daran können selbst heute getroffene Maßnahmen nichts mehr ändern. Der Klimawandel wird in Europa besonders den Mittelmeerraum, aber auch Nord- und Osteuropa treffen. Wenn wir nicht schleunigst umsteuern, wenn wir weiterhin fossile Energieträger verbrennen und Treibhausgase in die Atmosphäre schleudern, dann ist die Katastrophe in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts kaum mehr zu stoppen. Noch haben wir die Mittel, den Prozess aufzuhalten. Es bleibt nur wenig Zeit, sehr viel zu tun."