Die deutsche Abfallwirtschaft hat erheblichen Anteil an der Reduzierung der Treibhausgasemissionen. Bislang hat sie rund ein Fünftel zu dem im Kyoto-Protokoll für Deutschland bis 2005 vereinbarten Minderungsziel beigetragen. "Die deutsche Abfallwirtschaft setzt nicht nur mit ihrem hohen technischen Niveau, sondern auch mit ihrem Beitrag zum Klimaschutz im europäischen Rahmen Maßstäbe", sagte der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Rainer Baake. Die seit dem 1. Juni in Deutschland geltende Anforderung, Abfälle vor der Ablagerung zu behandeln, müsse europaweit Standard werden, forderte Baake heute bei der Vorstellung einer Studie zum Beitrag der Abfallwirtschaft zum Klimaschutz in Deutschland und der EU. Die Studie wurde vom Bundesumweltministerium, dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE), dem Umweltbundesamt und dem Naturschutzbund NABU beauftragt und vom Öko-Institut erarbeitet.
Die Abfallwirtschaft reduzierte ihren jährlichen Ausstoß an Treibhausgasen gegenüber 1990 um rund 46 Millionen Tonnen CO2-Äqiuvalente. Grund hierfür ist die im letzten Jahrzehnt zunehmende stoffliche Verwertung von Abfällen und der gleichzeitig der Rückgang der Deponierung unbehandelter Restabfälle. Dies ist nach einer zwölfjährigen Übergangsphase seit dem 1.Juni 2005 vollständig verboten. Biologisch abbaubare Abfälle vergären auf Deponien zu Methangas, dessen Treibhausgaswirkung verglichen mit Kohlendioxid das Einundzwanzigfache (rpt: 21-fache) beträgt.
Gleichwohl bietet die Abfallwirtschaft noch erhebliche Möglichkeiten zur weiteren Reduzierung von CO2-Emissionen. Bis zum Jahr 2020 könnten rund 9 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr und damit auch fossile Energieträger eingespart werden. Die Potentiale liegen vor allem in einer verstärkten Verwertung von Eisen und Nichteisen-Metallen, in der Effizienzsteigerung der thermischen Abfallbehandlung sowie der konsequenten energetischen Verwertung von Altholz und Klärschlämmen.
Erheblich größere Potentiale ergeben sich durch Umsetzung einer modernen Abfallwirtschaft in Europa. Nach der Studie könnten auf Basis der Daten für die 15 alten EU-Mitgliedstaaten rund 134 Millionen Tonnen CO2-Äqiuvalente jährlich eingespart werden. Das entspricht rund 11 Prozent der von der Bundesregierung für Europa vorgeschlagenen weitergehenden Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 30 Prozent bis zum Jahr 2020. "Um dieses erreichen zu können, müssen die Siedlungsabfälle auch in der EU konsequent recycelt und vorbehandelt werden, anstatt sie wie bisher in großem Umfang ohne Vorbehandlung zu deponieren", sagte Baake. Entsprechende Verbote der Deponierung unbehandelter Abfälle bestehen bereits in Deutschland, Österreich und auch der Schweiz. Im Herbst dieses Jahres wird ein Vorschlag der EU-Kommission für eine so genannte "Thematische Strategie zu Abfallvermeidung und Abfallrecycling" erwartet. "Hier gilt es, die Weichen für die Zukunft zu stellen. Deutschland verfügt über die notwendigen Erfahrungen und Behandlungstechniken, um diese Entwicklung auch in Europa nachhaltig zu befördern", betonte Baake.
Hinweis
Die abfallwirtschaftlich verursachten Treibhausgas-Minderungen werden in den üblichen Statistiken zum Teil in den CO2-Bilanzen der Stahlindustrie, der Stromwirtschaft beziehungsweise der Glasindustrie erfasst.