Redaktion überführt sich selbst der wissentlichen Verkürzung einer Trittin-Äußerung
Seit drei Tagen bastelt die Bild-Zeitung krampfhaft an einer Neuauflage ihrer altbekannten "Benzin-Wut"-Kampagne. Im Visier der Redaktion steht diesmal der Bundesumweltminister. In der heutigen Ausgabe überführen sich die Blattmacher allerdings selbst der wissentlichen Verkürzung einer Trittin-Äußerung.
Nachdem die Redaktion ihren Leserinnen und Lesern tagelang weisgemacht hatte, dem Bundesumweltminister falle angesichts steigender Spritpreise lediglich die Empfehlung an die Autofahrer ein, das Auto ab und zu stehen zu lassen, verkündete das Blatt heute eine verblüffende Neuigkeit: "Gestern präsentierte er (Trittin) auf BILD-Anfrage ein Drei-Punkte-Programm." Sodann werden exakt jene Punkte zitiert, die Trittin bereits vier Tage zuvor im selben Blatt gefordert hatte, die aber wohl nicht ins BILD-Konzept der "Wut auf Trittin" (so BILD am 29.8.) passten. Immerhin überführen sich die BILD-Macher damit der wissentlichen Verkürzung einer Trittin-Äußerung, um damit eine angebliche "Wut auf Trittin" schüren zu können.
Im BILD-Interview nach seinem Rat an die Autofahrer befragt, hatte Trittin am vergangenen Samstag (27.8.) gesagt: "Durch den Wechsel auf sparsamere Autos öfter die Tankstelle links liegenlassen. Oder zum Beispiel mit Erdgas- oder Biodiesel-Autos weiter für 60 Cent je Liter fahren. Wer angepasst und defensiver fährt, kann beim Spritverbrauch bis zu 10 Prozent sparen - und ab und zu das Auto stehen lassen, Bus und Bahn nutzen." Übrigens ein Rat, den Autofahrer massenhaft beherzigen, sonst würden die Mineralölkonzerne nicht von rückläufigen Spritverkäufen berichten.
Außerdem hatte Trittin die von der Union geplante Mehrwertsteuererhöhung kritisiert und gefordert: "Wir müssen unsere Abhängigkeit vom Öl vermindern - durch den Umstieg auf sparsamere Autos, alternative Antriebe, die Förderung von Bio-Treibstoffen. Aber bisher ist die Autoindustrie noch weit entfernt von ihrem Versprechen, bis 2008 den Durchschnittsverbrauch je Fahrzeugmarke auf 5,5 Liter Benzin beziehungsweise 5 Liter Diesel zu senken. Die Industrie muss dringend ihre Hausaufgaben machen, weil Neuwagen im Schnitt noch 6,8 Liter je 100 Kilometer schlucken."