Bundesumweltminister Trittin startet Artenschutzaktion
Zum Auftakt der Fernreisesaison hat Bundesumweltminister Jürgen Trittin dazu aufgerufen, bei der Auswahl von Touristensouvenirs auf exotische Tiere oder Tierprodukte zu verzichten. "Wer Mitbringsel wie Geldbörsen aus Schlangenleder oder Papageienfedern oder Schildpatt mit nach Hause nimmt, trägt zum Artensterben bei", sagte Trittin heute zum Start einer bundesweiten Artenschutzaktion in Berlin. Um auch Jugendliche für den Artenschutz zu interessieren, setzt die Aktion ein ungewöhnliches, aber bei Jugendlichen besonders beliebtes Medium ein: den Klingelton des Mobiltelefons. Unter dem Motto "Nature is calling" stellt das Bundesumweltministerium auf seiner Internetseite ab heute die Stimmen exotischer Tiere als Klingelton zum Download zur Verfügung. Zu hören sind neben Wolf, Elefant und Papagei auch drei weitere exotische Tierarten.
"Neben dem Klimawandel ist der Verlust an biologischer Vielfalt die zweite große globale ökologische Herausforderung von existenzieller Bedeutung. Wir möchten mit dieser Aktion vor allem bei Jugendlichen das Interesse für den Artenschutz wecken", so Bundesumweltminister Jürgen Trittin.
Schätzungen gehen davon aus, dass jeden Tag etwa 150 Tier- und Pflanzenarten aussterben, weltweit sind allein 8.000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten gefährdet. Die derzeitige Aussterberate von Tier- und Pflanzenarten übertrifft die vermutete natürliche Rate um das 100 bis 1000fache - und ist durch menschliches Handeln bedingt. Eine der Ursachen ist der Handel. Schon 1973 wurde deshalb das Washingtoner Artenschutzübereinkommen abgeschlossen, dem mittlerweile rund 170 Staaten beigetreten sind. Mehr als 5.000 Tierarten und rund 30.000 Pflanzenarten stehen unter seinem Schutz. Der Handel mit diesen Arten ist entweder verboten oder unterliegt strengen Bestimmungen.
Neben dem organisierten Schmuggel sind auch Reisesouvenirs, beispielsweise Geldbörsen aus Schlangenleder oder Kopfschmuck mit Papageienfedern, eine wesentliche Gefährdung für viele Arten. Zur Aufklärung der Reisenden hat das Bundesumweltministerium seine Öffentlichkeitsarbeit in den vergangenen Jahren verstärkt. So wurde eine "Artenschutzfibel" in einer Gesamtauflage von 1 Million Stück verteilt, etwa über die Bordmagazine von Fluggesellschaften oder über die Zolldienststellen.
Trotzdem wird nach wie vor umfangreicher illegaler Handel mit bedrohten Arten betrieben. Die Zahl der Aufgriffe beim Zoll ist über die Jahre sogar angestiegen: von 902 im Jahre 1981 auf heute 1500 Fälle. 2004 wurden so knapp 37.000 Exemplare beschlagnahmt. Darunter auch zahlreiche lebende Reptilien und Papageien. Dabei gehen die Tiere nicht nur dem natürlichen Bestand verloren, viele überleben die Reise auch nicht, weil Papageien etwa in Papp- oder Plastikröhrchen im Reisegepäck verstaut werden.
Einige der betroffenen Arten können jetzt gewissermaßen selbst ihre Stimme erheben und als Handy-Klingelton auf ihre Bedrohung aufmerksam machen. Die Aufnahmen der Tierlaute stammen aus dem Tierstimmenarchiv der Berliner Humboldt-Universität. Insgesamt kann unter sechs Arten und den Lauten von Wolf, Hyäne, Panda, Afrikanischer Elefant, Papagei sowie dem Siamang, einer zu den Gibbons zählenden Affenart, gewählt werden. Die Tierstimmen werden als so genannte "Realtöne" angeboten, ihre Verwendung als Klingelton setzt also ein entsprechend ausgestattetes Handy voraus.